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Mond fotografieren ☀️ Der ultimative Guide [+Einstellungen]

Möchtest du den Mond fotografieren? Ich zeige dir, worauf du dabei achten solltest und welche Einstellungen sinnvoll sind.

Gestern Abend wollte ich ins Bett gehen und hatte bereits das Licht ausgemacht. Ich wollte nur noch mein Fenster schließen und genau in diesem Moment strahlte mich der Mond hell leuchtend an.

Die Bedingungen waren optimal und so konnte ich nicht anders, als noch einmal den Fotorucksack zu holen und das Stativ aufzubauen. Im heutigen Beitrag zeige ich dir, wie ich vorgegangen bin, um den Mond zu fotografieren.

Mond fotografieren
Mond fotografieren

Optimale Planung ist eine gute Idee

Der Mond war von meiner Wohnung aus in dieser Nacht sehr gut zu sehen. Es war fast Vollmond. Das hatte ich nur in dem Moment gesehen und nicht vorher geplant.

Es kann aber sinnvoll sein, einen Mondkalender zu nutzen, um vorher zu Wissen, wann die jeweiligen Mondphasen sind. Zusätzlich kannst du mit einer Website oder App wie The Photographer’s Ephemeris schauen, wann genau Mondauf- und -untergang stattfinden und in welcher Höhe (Winkel) der Mond zu sehen ist.

Außerdem sollte es natürlich wolkenfrei sein. Ich nutze für die Wettervorhersagen aktuell die App von Wetter.com (Android, Apple). Diese gefiel mir in meinem Wetter App Test am besten.

Gestern Nacht hatte ich mir aber weder Mondphase, noch Höhe oder Wetter vorher angeschaut. Ich sah einfach aus dem Fenster und die Bedingungen haben gepasst.

Equipment zum Mond fotografieren

Um den Mond zu fotografieren, habe ich meine Canon EOS 77D Spiegelreflexkamera und das Canon EF-S 55-250 IS STM Teleobjektiv genutzt. Es ist sinnvoll den Mond mit einer Spiegelreflexkamera, einer Systemkamera oder eine Bridgekamera zu fotografieren. Auch eine Kompaktkamera mit großer Brennweite ist denkbar.

Ich habe die Kamera mit Stativ am nächsten Morgen noch einmal genauso hingestellt, um die nachfolgenden Bilder zu machen. Der Aufbau sah so aus:

Canon EOS 77D mit Canon EF-S 55-250 IS STM und Wasserwaage
Canon EOS 77D mit Canon EF-S 55-250 IS STM und Wasserwaage

Den Mond bildfüllend mit dem Handy oder Smartphone zu fotografieren ist nicht möglich, weil das Handy kein Zoomobjektiv besitzt, was stark genug ist. Der Mond ist damit im Bild einfach viel zu klein.

Wie ich dir später zeige, würde ich auch ein Teleobjektiv mit mindestens 200 mm Brennweite (auf APS-C gerechnet, also 320 mm am Vollformat) empfehlen, weil der Mond sonst
ebenfalls zu klein ist. Eine noch längere Brennweite ist natürlich umso hilfreicher.

Falls du noch kein Teleobjektiv hast, findest du hier ein paar Empfehlungen von mir mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis:

Neben Kamera und Teleobjektiv habe ich noch mein Manfrotto Befree GT Carbon Stativ, einen Fernauslöser und eine Wasserwaage (nicht unbedingt nötig) verwendet. Der Fernauslöser kommt zum Einsatz, damit ich nicht an der Kamera wackele, wenn ich den normalen Auslöser drücke.

Der Fernauslöser hängt lose am Stativ
Der Fernauslöser hängt lose am Stativ

Der Ablauf

Ich habe das Fenster aufgemacht, um keine Spiegelungen vom Fensterglas im Bild zu haben. Das Licht im Zimmer war ausgeschaltet.

Entstehung der Mondaufnahme
Entstehung der Mondaufnahme

Mond fotografieren: Einstellungen

Beginn im AV Modus

Als Erstes habe ich die Kamera auf den AV Modus gestellt. Hier kann ich die Blende und ISO vorwählen und die Kamera berechnet die Belichtungszeit selbst. Wie immer habe ich im RAW Format fotografiert, um die Einstellungen für die Bildentwicklung selbst beeinflussen zu können. Einen Vergleich von RAW vs. JPG findest du hier.

Tipps

Zwei Tipps für die optimale Schärfe

Da die Aufnahme vom Stativ aus stattfand, habe ich den Bildstabilisator deaktiviert, damit der nicht arbeitet und meine Aufnahme eventuell deshalb verwackelt.

Außerdem habe ich die Spiegelvorauslösung aktiviert. So kannst du sicherstellen, dass deine Kamera nicht mitschwingt, wenn der Spiegel hochklappt. Genau das passiert nämlich vorher, sodass du den Fernauslöser dann ein zweites Mal drücken musst, damit die Aufnahme erfolgt.

Mehr Tipps für die beste Bildqualität findest du in meinem E-Book, welches es gerade kostenlos gibt.

Bildausschnitt finden

Zunächst habe ich das Objektiv auf etwa 100 mm eingestellt und die Bildvorschau im Liveview aktiviert. Damit habe ich die Kamera erst einmal so ausgerichtet, dass der Mond etwa in der Bildmitte platziert ist. Um nun den Mond so groß wie möglich abbilden zu können, habe ich auf 250 mm reingezoomt. 

Hier sah ich schon, dass der Mond ruhig noch hätte größer sein können. Eine Brennweite von 300 mm und mehr ist also durchaus sinnvoll. Ich wusste aber auch, dass ich aus dem Bild in der Nachbearbeitung noch einen vergrößerten Ausschnitt wählen kann.

Kamera mit Stativ vor dem geöffneten Fenster (nachgestellt)
Kamera mit Stativ vor dem geöffneten Fenster (nachgestellt)

Fokussierung mit dem Liveview Autofokus

Mit diesem Bildausschnitt habe ich das Autofokus-Rechteck vom Liveview auf die Kante des Mondes verschoben, damit die Kamera dort fokussieren kann.

Wieso gerade auf die Kante? Ein Autofokus-System arbeitet mit Kontrast. Es kann am treffsichersten dort fokussieren, wo der Kontrast am größten ist. In dieser Szene ist das genau der helle Mond und der dunkle Himmel dahinter.

Wieso gerade der Liveview Autofokus? Nach meinen Erfahrungen arbeitet der Kontrast-Autofokus im Liveview vom Stativ aus unheimlich präzise. Nur ausgesprochen selten habe ich damit eine unscharfe Aufnahme.

Nachdem ich die Kamera fokussieren ließ und der Mond scharf gestellt war, stellte ich den Schalter für den Autofokus am Objektiv auf manuelle Fokussierung um. So habe ich verhindert, dass die Kamera noch einmal selbst fokussiert und damit womöglich daneben trifft.

Für die erste Aufnahme habe ich testweise Blende 5.6 und ISO 100 genommen. Die Kamera berechnete eine Belichtungszeit von 0,8 Sekunden. Das Bild sah so aus:

Erstes Bild im AV Modus
Erstes Bild im AV Modus

Für viele Aufnahmen liefert der AV Modus eine gute Berechnung der Belichtung. In diesem Fall war jedoch ein verhältnismäßig kleines helles Motiv mit dunklem Hintergrund im Bild. Die Kamera versucht eine Art Durchschnitt von allen Messfeldern für die Belichtung zu bilden. Das funktioniert hier nicht – der Mond war überbelichtet.

In meiner Kamera habe ich die Überbelichtungswarnung aktiviert. Nach einer Aufnahme blinken dadurch im Bild die Teile, die überbelichtet sind. Hier sind keinerlei Bildinformationen mehr vorhanden, diese Bildteile sind nur noch weiß. Eine Überbelichtung an diesen Stellen lässt sich auch bei der späteren RAW-Entwicklung nicht mehr sichtbar machen.

Wechsel in den manuellen Modus

Ich hätte nun anfangen können mit der Belichtungskorrektur im AV Modus zu arbeiten, um diese Überbelichtung zu korrigieren. Stattdessen wechselte ich aber in den manuellen M Modus, um selbst die Einstellungen für die Belichtung vorzunehmen.

Da der Mond hell genug war, habe ich außerdem die Blende auf 8,0 geschlossen. So kann ich etwas mehr Schärfe aus dem Objektiv herausholen, bevor bei höheren Blendenzahlen die Beugungsunschärfe einsetzt. Die ISO ließ ich weiterhin auf 100, um kein Bildrauschen zu erzeugen.

Aus der Belichtung im AV Modus wusste ich, dass 0,8 Sekunden bei Blende 5,6 viel zu hell ist. Bei Blende 8 wählte ich deshalb eine Belichtungszeit von ⅛ Sekunde. So sah dann das nächste Bild aus:

Zweites Bild im M Modus
Zweites Bild im M Modus

Das war schon mal etwas dunkler, aber die Überbelichtungswarnung zeigte immer noch, dass der Mond zu hell war.

So halbierte ich die Belichtungszeit auf 1/15 Sekunde, was nur minimale Besserung brachte. Bei 1/30 Sekunde waren schon langsam Details der Mondoberfläche zu sehen, aber Teile waren immer noch überbelichtet:

Drittes Bild mit noch kürzerer Belichtungszeit
Drittes Bild mit noch kürzerer Belichtungszeit

So korrigierte ich die Belichtung noch einmal auf 1/60 und danach auf 1/125 Sekunde, bis ich die finalen Einstellungen gefunden hatte:

Viertes und finales Bild mit passender Belichtung
Viertes und finales Bild mit passender Belichtung

Die finalen Einstellungen lauteten also:

  • Manueller Modus
  • ISO 100
  • Blende 8,0
  • 1/125 Sekunde Belichtungszeit
  • RAW Format
  • Spiegelvorauslösung
Die finalen Einstellungen
Die finalen Einstellungen

Diese Einstellungen werden für dich natürlich je nach Situation anders sein. Aber vielleicht bieten sie ja einen guten Ausgangspunkt, von dem aus du dann deine Einstellungen verfeinern kannst.

Nachbearbeitung

Für die Nachbearbeitung nutze ich Adobe Photoshop im Adobe Foto-Abo. Alle Bearbeitungsschritte für dieses Bild liefen im Adobe Camera RAW Konverter ab, sodass du auch in Lightroom die Schritte nachstellen kannst. Natürlich gibt es auch genug Alternativen zu Lightroom und zu Photoshop, mit denen du das gleiche Ergebnis erreichen kannst.

Da ich wie oben beschrieben nur eine 250 mm Brennweite zur Verfügung hatte, musste ich das Bild erst einmal stark beschneiden. Ich aktivierte die Objektivkorrekturen, um Objektivfehler wie Verzerrungen zu beheben.

Mit der Pipette für den Weißabgleich habe ich auf die Mitte des Mondes geklickt, um eine neutrale Farbwiedergabe zu erreichen. Das Ergebnis ist also am Ende fast schwarz-weiß.

So sehen die Einstellungen in Adobe Camera RAW aus:

Einstellungen für die Nachbearbeitung in Adobe Camera RAW
Einstellungen für die Nachbearbeitung in Adobe Camera RAW

Doch weshalb habe ich welchen Regler wie bewegt?

Der Himmel um den Mond herum kann ruhig schwarz sein. Da ist es nicht schlimm, wenn mir dieser Teil des Bildes “absäuft”. Deshalb habe ich den Schwarzregler etwas nach unten gezogen.

Ich habe die Belichtung nach unten korrigiert, damit mehr Details der Mondoberfläche zu sehen sind. Außerdem habe ich den Schwarzregler etwas nach unten und den Weißregler nach oben gedreht, weil ich damit mehr Kontrast im Bild erzeuge.

Das fertige Ergebnis sieht so aus:

Mond fotografieren
Mond fotografieren

Ist es nicht faszinierend, was es so alles auf der Mondoberfläche zu entdecken gibt?

Ist das Bild für den Druck geeignet?

Da ich wie oben beschrieben nur eine Brennweite von 250 mm (an APS-C) zur Verfügung hatte, musste ich den Mond stark vergrößern. Deshalb hat das Bild nur eine Kantenlänge von ca. 1100 Pixeln. Für einen Ausdruck in 20 x 30 würde das gerade noch reichen, aber nicht für größere Drucke.

Würde ich einen größeren Druck vom Mond anfertigen wollen, würde ich mir also ein Objektiv mit einer größeren Brennweite leihen. Ich denke um die 400 mm dürften passend sein.

Den Mond als Teil der Bildkomposition nutzen

In meinem Bild habe ich den Mond so groß wie möglich abgebildet und als Hauptmotiv genommen. Es ist aber natürlich genauso möglich, noch andere Elemente mit auf das Foto zu nehmen. Hier ist es ratsam, sich nicht nur vorher eine passende Szenerie auszuwählen, sondern auch auf eine ausbalancierte Belichtung zwischen Mond und Vordergrund zu achten. Auch die Kombination mehrerer Belichtungen ist natürlich denkbar.

Dieses Foto entstand während der blauen Stunde an einem Teich in der Nähe von Dessau:

Moon Tree
Moon Tree

Hast du noch Fragen zum Mond Fotografieren? Hast du noch Tipps für andere Leser? Wie sind deine Erfahrungen zu diesem Thema? Schreib mir in den Kommentaren!

Über mich
Matthias Haltenhof Ich bin Matthias und ich fotografiere seit mehr als 20 Jahren leidenschaftlich gern Landschaften und Architektur. Mehr über mich erfährst du hier. Wenn du keine Artikel mehr verpassen willst, dann lass einfach deine E-Mail-Adresse da und ich schicke dir regelmäßig meine neuen Blogbeiträge.

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30 Gedanken zu „Mond fotografieren ☀️ Der ultimative Guide [+Einstellungen]“

  1. Hallo Mathias, zu meiner Frage oben: Ich habe durchschaut, was da vorgeht, ganz natürlich. Die Leute suche nahe dem Horizont eine interessante Zutat und gehen weit weg davon. Da das den Mond nicht stört, er ist immer noch die 384.000km entfernt und nicht wesentlich mehr, schrumpft das Objekt in den Mond hinein. Mit Tele, bis zu 600mm KB, haben sie beides relativ groß, jetzt eben (angenommen) die Bergkirche, den Baum oder das Rathaus groß im Verhältnis zum Mond.

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  2. Hallo Matthias
    Danke vielmals für deine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die hat mir, gelinde gesagt, den Arsch gerettet. Da habe ich doch den Vollmond vor dem Fenster, die Kamera schon auf dem Stativ, aber dabei keine Ahnung vom Fotografieren selbst, geschweige denn welche Einstellungen ich wählen muss. Dank deinem Blog habe ich jetzt doch einige für den Amateur doch noch ganz brauchbare Fotografien schießen können 🙂

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  3. Hallo Matthias & Guests.

    Die alte Weisheit „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Hubraum“, gilt auch in der Mondfotografie. Nur, dass der Hubraum die Brennweitenmillimeter sind.
    Als Beispiel sollen native 1.000mm an MFT ( 2.000mm KB ) dienen:
    https://flic.kr/p/2mm7Tgc

    😉

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  4. Lieber Matthias,

    das ist eine sehr schöne Schritt-für-Schritt-Anleitung! Danke! Nun warten wir auf den 26.5. und hoffen auf gutes Wetter. Ziel sind ein paar Fotos mit der Hamburger Elbphilharmonie im Vordergrund und dem „Super-Blumenmond“ im Hintergrund. Bin gespannt und nehme deine Tipps mit auf den Weg. Der April-Supermond hat mir schon ein paar sehr gelungene Fotos ermöglicht (auf Instagram hatten diese für meine Verhältnisse eine ganz ordentliche Resonanz, was ja ein gewisser „Gradmesser“ sein kann), nun hoffe ich auf „noch mehr Qualität“.

    Herzlich,
    Wolfgang

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    • Hallo Wolfgang,

      und dir danke für den Hinweis, sehr spannend! Freut mich, dass du da gute Resonanz auf Instagram bekommen hast. Schau aber, dass du selbst mit dem Fotos zufrieden bist, sonst richtest du deine Fotografie vielleicht eher auf Aufmerksamkeit in Instagram aus. Das tut auf mittlere Sicht hin nichts gutes mit deiner eigenen Zufriedenheit.

      Ich wünsche dir passendes Wetter für morgen!

      Liebe Grüße,

      Matthias

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