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Der ultimative Guide für digitale Infrarotfotografie [2025] – Filter, Kameras und Umbauten

Etwa ein Jahr, nachdem ich mit Fotografie begonnen hatte, stolperte ich im Netz über ein paar Bilder, die so ganz anders aussahen. Die Blätter der Bäume auf diesen Bildern waren weiß, der Himmel in einem tiefen Dunkelblau. Es handelte sich um Infrarotfotografie. Das musste ich unbedingt ausprobieren.

10 Jahre später, verschiedenste Technik und viele Bilder weiter, gibt es heute den ultimativen Infrarotfotografie Guide.

Im ersten Teil des Tutorials erfährst du, wie du mit deiner digitalen Spiegelreflex- oder Systemkamera Infrarotfotos machen kannst. Im zweiten Teil zeige ich dir, wie du mit einer nicht umgebauten Sony F828 ohne Stativ IR fotografierst. Im dritten Teil zeige ich, wie die Nachbearbeitung für Infrarotbilder funktioniert.

Was ist Infrarotfotografie?

Infrarotfotografie bezeichnet das Fotografieren von Motiven im Bereich des infraroten Lichtspektrums. Das menschliche Auge nimmt Licht zwischen einer Wellenlänge von 380 und 780 Nanometern wahr. Das Licht, das zwischen 700 und 900 Nanometern liegt, wird als Infrarot bezeichnet. Mithilfe eines Infrarotfilters, der den sichtbaren Teil des Lichts blockt und nur Licht im infraroten Bereich durch lässt, kann man mit aktuellen Digitalkameras Infrarotfotografie betreiben. Wer diese Art der Fotografie noch nicht kennt, für den sieht es auf den ersten Blick aus wie Winterbilder mit Raureif.

Köthen 2
Köthen 2

Infrarotfotografie mit einer Spiegelreflex- oder Systemkamera (DSLR oder DSLM)

Kann ich Infrarotfotos mit einer DSLR oder DSLM aufnehmen? – Der Sperrfilter

Digitale Kameras haben einen Infrarotsperrfilter verbaut. Dies ist sowohl bei Spiegelreflexkameras als auch bei Systemkameras der Fall. Dieser soll verhindern, dass infrarotes Licht den Sensor erreicht. Ohne diesen Filter würden die Farben deiner Bilder verfälscht dargestellt werden. Diese Sperrfilter blockieren aber nicht den gesamten Teil des Infrarotlichtes.

Um Infrarotfotos aufzunehmen brauchst du einen Filter, der den sichtbaren Teil des Lichtes blockiert und nur Licht auf Infrarot-Wellenlänge durchlässt. Ein solcher Filter lässt sich wie andere Filter auch vor das Objektiv schrauben. Die Belichtungszeiten werden jedoch durch den kamerainternen Infrarotsperrfilter nun sehr lang. Bei strahlendem Sonnenschein, Blende 5.6 und ISO 100 sprechen wir hier von mindestens 30 Sekunden Belichtungszeit, tendenziell eher 3 Minuten. Ein Stativ ist also unabdingbar.

Weiter unten stelle ich eine kostengünstige Kamera vor, mit der du auch ohne Stativ Infrarotfotos aufnehmen kannst.

Infrarotfotografie - Regenschauer am Cap Formentor
Infrarotfotografie mit der 700D am Cap Formentor auf Mallorca

Wie sieht das gleiche Motiv als Farbaufnahme und als Infrarotfoto aus?

In den folgenden 4 Bildern siehst du, wie Infrarotfotografie im Vergleich zu normalen Licht aussieht. Außerdem zeige ich dir das fertig bearbeitete Endresultat.

Normales Bild ohne Infrarotfilter
Normales Bild ohne Infrarotfilter

 

Infrarot Bild ohne Anpassungen
Infrarot Bild ohne Anpassungen

 

Infrarot Bild mit richtigem Weißabgleich
Infrarot Bild mit richtigem Weißabgleich

 

Infrarot Bild nach Kanaltausch und Tonwertkorrektur
Infrarot Bild nach Kanaltausch und Tonwertkorrektur

Wieso nicht jedes Objektiv funktioniert – der Hotspot

Infrarot Hotspot
Hotspot eines Sigma 30mm F1.4 EX

Leider lässt sich nicht jedes Objektiv für Infrarotfotografie verwenden. Manche Objektive haben einen sogenannten Hotspot. Das ist ein heller Punkt in der Mitte des Bildes, der durch die Objektivkonstruktion entsteht. Dieser helle Punkt ist leider auch nicht mit Bildbearbeitung zu entfernen. Im Netz gibt es verschiedene Listen, welche Objektive tauglich sind und welche nicht. Eine Liste, die fortlaufend aktualisiert wird, gibt es bei DecaTec.

Ist jede Kamera für Infrarotfotografie geeignet?

Die meisten Kameras sind für Infrarotfotografie geeignet. Wie ich kürzlich gelernt habe, haben einige Kameras eine interne LED, die etwas mit dem Autofokus zu tun hat. Diese IR LED kann zu Lichtflecken oder Hotspots führen. Eine Möglichkeit, um das zu umgehen, ist die Nutzung des elektronischen Verschlusses. Mehr Infos zu dieser Thematik findest du hier.

Welche Filter brauche ich?

Der Standard-Filter für Infrarotfotografie ist der Hoya R72. Für Leute, die auf Schwarz-Weiß-Aufnahmen stehen, bietet sich der Wratten 89B an. Darüber hinaus gibt es noch weitere Hersteller von IR Filtern mit unterschiedlichen Wellenlängen, unter anderem Cokin und ZoMei.

Hoya R72 Infrarotfilter
Hoya R72 Infrarotfilter

Farbinfrarot oder Schwarz-Weiß-Infrarotfotografie

Bei der Wahl des Filters entscheidet sich natürlich auch, wie die finalen Bilder aussehen. Je nachdem, welche Wellenlänge du beim Infrarotfilter wählst, sieht das Bild unterschiedlich aus. Daher unterscheidet man zwischen Farb-IR und Schwarz-Weiß-IR.

Filter über 750 Nanometer ergeben nach dem richtigen Weißabgleich fast nur noch Schwarz-Weiß. Für mich hat sich der Hoya R72 an einer Spiegelreflex- oder Systemkamera als guter Kompromiss bewährt, weil ich damit nach der Bearbeitung einen blauen Himmel habe. Alternativ kann ich in Photoshop auch eine Schwarz-Weiß-Umwandlung machen und erhalte angenehm kontrastreiche Bilder.

Jeder Sensor reagiert etwas unterschiedlich auf die gewählte Wellenlänge. Während meine vorherigen Canon EOS Kameras wie im letzten Absatz beschrieben auf den Hoya R72 reagierten, bekomme ich beispielsweise mit der Sony F828 Bridgekamera bei diesen 720 nm nur Schwarz-Weiß als Ergebnis.

Flawless
Flawless

Michael Laukeninks hat übrigens 2011 einen schönen Guide auf Kwerfeldein geschrieben.

Vorgehensweise beim Fotografieren

Da du mit aufgeschraubtem Infrarotfilter nichts mehr durch den Sucher oder auf dem Display siehst, musst du vorher deine Bildkomposition machen. Ebenfalls muss der Fokus vorher eingestellt werden. In der Regel ist der Fokuspunkt nicht der Gleiche wie bei sichtbarem Licht. Manche Objektive haben Markierungen für diesen Fokuspunkt für Infrarotfotografie. Für den Anfang kannst du im Weitwinkelbereich den Autofokus der Kamera benutzen, bevor du auf manuellen Fokus umstellst und den Infrarotfilter aufschraubst.

Tipp

Fokuspunkt des Objektivs testen

Tipp für den Fokuspunkt: Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, das Objektiv, mit dem ich am meisten IR fotografiere, bezüglich des Fokuspunktes zu testen. Ich bin dazu mit meinem 10-22mm bei direktem Sonnenlicht rausgegangen, habe den Infrarotfilter davor geschraubt und den Fokus manuell eingestellt. Dann habe ich eine Fokusreihe gemacht, um zu sehen wo der richtige Fokuspunkt liegt. Dazu brauchst du natürlich ein Objektiv mit Entfernungsskala.

Ich habe also mehrere Bilder bei unterschiedlichem Fokus gemacht: 0,5 Meter, 1 Meter, Hälfte zwischen 1 Meter und unendlich, kurz vor unendlich, auf unendlich und kurz hinter unendlich. Diese Bilder habe ich mir direkt auf dem Kamerabildschirm mit maximalem Zoom angeschaut. Dabei bin ich zwischen den Bildern hin- und hergesprungen, um zu sehen, welches das Schärfste ist. In den meisten Fällen liegt der Fokus bei mir direkt auf der Unendlich-Stellung. Da aber jedes Objektiv anders gebaut ist und sich bei unterschiedlichen Temperaturen anders verhält, empfehle ich dir es selbst zu testen.

Nun gilt es, sich an die richtige Belichtungszeit heranzutasten. Als guter Startpunkt hat sich eine Aufnahme mit ISO 800, Blende 5.6 und eine Belichtung von 15 Sekunden erwiesen. Anhand des Histogramms kannst du nun beurteilen, ob die richtige Belichtung vorliegt oder ob du die Zeit anpassen musst. Hast du einmal die richtige Belichtung gefunden, kannst du nun nach ISO-Stufen herunterrechnen, wie lange du bei ISO 100 belichten musst. So vermeidest du minutenlange Testbelichtungen. Dieses Vorgehen habe ich QuickTest-Methode genannt.

Mehr zur QuickTest Methode findest du in meinem Artikel über Langzeitbelichtungen.

Infrarotfotografie auf den Elbwiesen von Schönebeck
Waving Tree

Die besten Wetterbedingungen

Nach meinen Erfahrungen lohnt sich Infrarotfotografie nur bei direktem Sonnenlicht. Bei Aufnahmen mit diffusem Licht (bewölkter Himmel) fehlen mir die Kontraste, die Bilder wirken flau. Außerdem ist klares Wetter mit wenig Dunst von Vorteil – etwa nach einem Sturm. Wenn du mit einer nicht modifizierten Kamera mit sehr langen Belichtungszeiten arbeitest, ist es zudem hilfreich, möglichst keinen Wind zu haben.

Wolken machen den Himmel bei Infrarotfotografie viel interessanter. Feine Schleierwolken sehen besonders bei Schwarz-Weiß-Infrarotbildern fantastisch aus. Eine der angenehmen Dinge an der Infrarotfotografie ist, dass man sich sehr selten Gedanken um einen überbelichteten Himmel oder eine unterbelichtete Landschaft machen muss. Probleme mit dem Dynamikumfang gibt es also in aller Regel nicht.

Licht

Die richtige Lichtrichtung

Tipp: Bei Gegenlicht wirken Infrarotbilder kontrastlos. Vielfach fotografiere ich IR mit Licht im Rücken oder mit Seitenlicht.

Welche Motive lohnen sich?

Newsletter Aufmacher 3 - Neue BeiträgePrinzipiell lässt sich erst einmal alles auch in Infrarot fotografieren. Für mich funktionieren Motive in der Natur oder in Parkanlagen besonders gut. Bäume sind dabei sicherlich meine meistfotografierten Motive. Eine gute Taktik kann sein, Lebendiges mit Leblosem gegenüberzustellen. Ein Gebäude inmitten eines Parks, welche im Infrarot dunkel erscheint, lässt sich gut mit den hellen Tönen der Blätter eines Baumes kombinieren. Dass die Blätter in der Infrarotfotografie weiß sind, wird übrigens der Wood-Effekt genannt.

Zu welcher Jahreszeit lohnt sich IR?

Die „Saison“ für Infrarotfotografie ist dann, wenn die Bäume Blätter tragen. Das ist also von etwa Mai bis September. Im Winter lasse ich die Infrarotfilter und -kamera im Schrank.

Anbieter von Infrarotumbauten – die eigene Kamera modifizieren lassen

Mittlerweile gibt es Dienstleister, die den Infrarotsperrfilter der Kamera entfernen oder durch einen anderen ersetzen. Damit sind „normale“ Belichtungszeiten möglich, die man auch ohne Stativ halten kann. Der bekannteste Anbieter von Infrarotumbauten ist Lifepixel aus den USA. In Deutschland bietet Optic Makario den Umbau an. Im Infrarot-Forum wurde kürzlich noch IRreCams.de empfohlen.

Mithilfe von YouTube Tutorials kannst du den Umbau einer Kamera auch selbst vornehmen. Allerdings sind dafür entsprechende Werkzeuge und etwas Verständnis für die elektronischen Bauteile nötig.

Infrarotfotografie am Loch Dunmore
Infrarotfotografie am Loch Dunmore

Infrarotfotografie ohne Kameraumbau: Mein Weg zur Sony F828

Wie schon geschrieben fotografiere ich seit mehr als 10 Jahren Infrarot. Ich habe damals für meine Canon EOS 300D extra ein günstiges Sigma 18-50 F3.5-5.6 gekauft, damit ich ein Objektiv ohne Hotspot hatte. Bei meiner Entscheidung für ein Weitwinkelobjektiv für meine damalige Canon Kamera habe ich das einzige genommen, das infrarottauglich war (Canon EF-S 10-22mm).

Newsletter Aufmacher 2 - Beliebte BeiträgeMein Ziel war es, Infrarotfotografie ohne Stativ betreiben zu können. Schon seit einiger Zeit hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir eine modifizierte Kamera anzuschaffen. Ich hatte die Option, meine alte 450D durch einen der obigen Anbieter auf Infrarot umbauen zu lassen.

Problem dabei war aber, dass die 450D bereits etwa 50.000 Auslösungen hinter sich hatte. Der Verschluss ist für 30.000 ausgelegt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Verschluss hier aufgibt. Zweite Option war demnach, meine 700D modifizieren zu lassen und mir dafür eine Neue zu kaufen. Das wäre aber mit größeren Kosten verbunden gewesen.

Beim Stöbern im Infrarot Kombinat bin ich auf Fotografen gestoßen, die die Sony F828 benutzen. Ich hatte schon einmal die Sony F717 von Freunden für Infrarotfotos getestet. Damals hatte mich gestört, dass die Akkulaufzeit der F717 bei nur etwa 30 Minuten lag und das Gerät nur 5 Megapixel hatte.

In Summe hatte ich also 3 Optionen:

  • Die 450D umbauen lassen und hoffen, dass der Verschluss noch eine Weile hält – 400 Euro
  • Eine neue 700D kaufen und die Alte modifizieren lassen – 950 Euro
  • Eine gebrauchte Sony F828 kaufen und schauen wie es damit läuft, ggf. dann doch eine DSLR umbauen lassen – 250 Euro

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe mich für die Sony F828 entschieden und bin auch heute noch super glücklich mit dieser Entscheidung.

Ich habe eine gebrauchte Sony für 120 Euro bei eBay gekauft. Mir war dabei wichtig, dass Objektiv und Bildschirm keine Kratzer haben. Darüber hinaus habe ich geschaut, dass eine Streulichtblende dabei ist, weil Infrarot sehr anfällig für Flares ist. Dazu habe ich mir einen Hoya R72 und neue Akkus bestellt. Damit ist das Problem der Akkulaufzeit auch gelöst, denn die F717 Akkus waren damals schon 10 Jahre alt und haben nicht mehr lange durchgehalten. Mit neuen Patona Akkus hält die Kamera wieder 2,5 Stunden durch. Alles zusammen waren das etwa 250 Euro.

Bevor du jetzt gleich bestellst – lies weiter, denn mittlerweile nutze ich einen anderen Infrarotfilter. Ganz am Ende des Artikels gibt es eine Liste, was du für den Start in die Infrarotfotografie brauchst.

Sony F828 mit Hoya R72
Sony F828 mit Hoya R72

Aber die Sony F828 ist doch auch nicht modifiziert??

Die Sony F828 hat von Haus aus ebenfalls einen Infrarot-Sperrfilter verbaut. Die Belichtungszeiten liegen damit bei etwa 5 Sekunden. Sony hat aber damals einen sogenannten Nightshot Modus eingebaut. Dieser Modus ist – wie der Name schon sagt – für Nachtfotografie gedacht. Dabei klappt der Sperrfilter weg. Problem an der Sache ist, dass man wohl mit diesem Nightshot Modus und bestimmten Belichtungszeiten durch dünne Kleidung fotografieren könnte. Also hat Sony die Einstellungen im Nightshot Modus auf F2.0 und 1/30 Sekunde festgesetzt, um das zu unterbinden. Das ist natürlich eine große Einschränkung, auch in Sachen Bildqualität.

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In der Vergangenheit haben die Infrarotfotografen dann also einen Infrarotfilter a la Hoya R72 und dazu einen oder mehrere ND8 Filter benutzt, um im Nightshot Modus aus der Hand Infrarot fotografieren zu können. Ohne ND8 wären die Bilder stark überbelichtet.

Was 2014 die IR-Fotografie mit der F828 revolutioniert hat – Der Magnet Hack

Daniel Schweinert hat 2014 die F828 zerlegt und dabei heraus gefunden, dass das Wegklappen des Sperrfilters im Nightshot Modus durch einen kleinen Elektromagneten gesteuert wird. Mithilfe eines Neodym Magneten lässt sich so von außen, ohne dass man die Kamera zerlegen muss, der Sperrfilter wegklappen.

Damit sind dann bei Tageslicht ganz normale Belichtungszeiten möglich. Es ist kein zusätzlicher ND Filter mehr nötig. Endlich ohne Kameraumbau Infrarot aus der Hand fotografieren!

Ich habe eine Weile gesucht, bis ich die richtigen Magneten gefunden habe. Ich habe dann über Amazon diese Neodym Magnete gekauft und benutze davon zwei Stück hintereinander (in der Packung waren 50). Damit funktioniert es wunderbar.

Neodym Magnet
Neodym Magnet im Größenvergleich mit Objektivdeckel

Mittlerweile empfinde ich die Sony F828 als die beste Lösung für Infrarotfotografie. Die Kamera hat einen elektronischen Sucher, durch den ich das IR-Bild schon beim Fotografieren sehen kann. Falls du eine aktuelle Systemkamera benutzt – der F828 Sucher ist relativ klein und nicht gerade hochauflösend. Aber er taugt allemal für die Bildkomposition.

Die Sony F828 ist von 2003, kann aber bereits RAW. Jedoch braucht die Speicherung einer RAW Datei etwa 10 Sekunden. Am Anfang habe ich das als störend empfunden, mittlerweile ist es einfach angenehm entschleunigend. Stören mich die nur 8 Megapixel? Nein. Die Kamera macht scharfe Bilder, die einer 8 MP DSLR in nichts nachstehen. Und selbst für Drucke reichen mir 8 Megapixel vollkommen aus.

Ich benutze die Kamera im A-Modus (Zeitautomatik) mit einer Blende von 5.0 und ISO 64. Ich belichte meist +0,7 Blenden über, weil meine IR-Motive ja hell sind und die Kamera sonst tendenziell eher unterbelichtet. Damit bin ich bei Sonnenlicht bei Belichtungszeiten von etwa 1/250 Sekunde.

Rennbahn 2
Rennbahn 2

Speicherkarten für die Sony F828

Die Sony F828 nutzt Compact Flash Speicherkarten. Ich verwende aktuell eine Sandisk Ultra 8 GB Karte mit 50 MB/Sekunde Geschwindigkeit. Diese hat ein silbernes Etikett. Ich vermute, dass sich auch 16 GB Karten mit der F828 nutzen lassen, habe es aber nicht selbst ausprobiert. Eine Empfehlung ist diese 8 GB CompactFlash Karte von Transcend.

Tipps zum Fokussieren mit der Sony F828 bei Infrarotlicht

Als ich begonnen habe mit dieser Kamera zu fotografieren, waren nicht alle Bilder scharf. Ich hatte einen kleineren, in der Mitte liegenden AF-Punkt ausgewählt und habe damit immer auf kontrastreiche Stellen fokussiert und dann umgeschwenkt. Es waren wie gesagt nicht alle Bilder scharf, weshalb ich zu Beginn von der Bildqualität nicht gerade begeistert war.

Nach vielen verschiedenen Tests mit den Autofokusmethoden bin ich beim manuellen Fokus gelandet. Die für mich am besten funktionierende Variante ist, auf manuellen Fokus zu stellen und dann im Sucher auf unendlich zu fokussieren. Links unten ist dann das Unendlich-Zeichen zu sehen. Damit bekomme ich durchgehend scharfe Ergebnisse.

Unterschiede von Infrarotfiltern an der F828

Initial habe ich den Hoya R72 als IR Filter für die F828 bestellt. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits mit der Nachbearbeitung vertraut. Nach einigen Fototouren mit der neuen Kamera fiel mir auf, dass die Ergebnisse nach der Bearbeitung alle annähernd Schwarz-Weiß waren. Dabei hatte der R72 in Kombination mit meiner 450D und 700D immer einen wunderbar blauen Himmel geliefert.

Der Sensor der Sony F828 nimmt infrarotes Licht offensichtlich anders wahr. Mit einem R72 werden die Bilder – wie oben schon erwähnt – fast komplett Schwarz-Weiß. Nach einiger Recherche im Netz habe ich mir bei macodirekt einen Heliopan RG 645 bestellt. Wie der Name schon sagt filtert der RG 645 in entsprechendem Lichtspektrum. Mit diesem Filter liefert die F828 eher Farb-Infrarotbilder.

Heliopan RG 645 Infrarotfilter
Heliopan RG 645 Infrarotfilter

Diesen IR-Filter nutze ich aktuell an der Sony F828

Ich wollte aber wieder ähnliche Ergebnisse wie mit dem R72 an der Canon EOS haben, wo der Himmel noch leicht blau ist und ich dann entscheiden kann, ob ich es so lasse oder das Bild in Schwarz-Weiß umwandle. Nun bin ich beim B+W F-Pro 092 gelandet, der genau diese richtige Wellenlänge von 695 nm hat.

Nachbearbeitung von Infrarotfotografie

Wie du schon anhand der Beispielbilder siehst, ist eine entsprechende Nachbearbeitung nötig. Mit den folgenden 5 Schritten zeige ich dir, wie du ans Ziel kommst. Für die Nachbearbeitung benötigst du Adobe Photoshop, welches im Adobe Foto-Abo enthalten ist.

1. Der richtige Weißabgleich –  ein eigenes Kameraprofil erstellen

Ich fotografiere in RAW. Da Infrarot außerhalb des sichtbaren Lichts liegt, kann man in den meisten RAW-Convertern keine passende Farbtemperatur einstellen. Um den roten Farbstich zu neutralisieren, müsste man ca. 1800 Kelvin einstellen. So beträgt die niedrigste Einstellmöglichkeit für den Weißabgleich bei Adobe Camera RAW 2000 Kelvin. Wie kann man diese Limitierung umgehen? Man muss mit dem DNG Profile Editor von Adobe arbeiten und damit ein eigenes Kameraprofil erstellen.

Download

Download des Adobe DNG Profile Editors

Seit Ende 2020 funktioniert der Download des DNG Profile Editors auf der Adobe Seite nicht mehr. Auch nach mehrfachem Nachfragen ergab sich leider keine Änderung. Ich habe das Internet mehrere Stunden lang durchforstet und die richtigen Dateien gefunden. Du kannst sie dir hier herunterladen:

Download DNG Profile Editor Windows + Mac + Dokumentation (Zip Datei, 84,7 MB)

In diesem Download sind die letzten Versionen (1.0.0.46) des DNG Profile Editors für Windows (7, 8, 10, 64 Bit) und Mac (Mac OS X/Intel) in Deutsch enthalten. Mit dabei ist auch die englischsprachige Dokumentation für das Programm als PDF Datei.

Der DNG Profile Editor ist kostenlos und geistiges Eigentum der Adobe Systems GmbH. Mehr zum DNG Format findest du direkt bei Adobe.

Nach dem Download kannst du die jeweilige Datei öffnen und installieren. Damit kannst du jetzt folgendermaßen ein eigenes Kameraprofil erstellen.

Als erstes öffnest du das Bild in ACR und speicherst es dort als DNG. Dieses DNG öffnest du im Adobe Profile Editor. Nun stellst du dort unter Color Matrices die Farbtemperatur auf -90.

Farbtemperatur für Infrarotfotografie im Adobe DNG Profile Editor einstellen
Farbtemperatur für Infrarotfotografie im Adobe DNG Profile Editor einstellen

Anschließend speicherst du das Recipe und exportiert das Kameraprofil. Der DNG Profile Editor wählt direkt den passenden Ordner für die Adobe Camera RAW Profile. ( C:\Users\deinbenutzername\AppData\Roaming\Adobe\CameraRaw\CameraProfiles )

Dieser Vorgang muss nur einmal durchgeführt werden, damit das Infrarotkameraprofil erstellt ist. Du kannst es danach für alle deine Infrarotbilder einsetzen. Nun kannst du den DNG Profile Editor schließen, die nächsten Schritte werden in Adobe Photoshop und im Adobe RAW Converter erfolgen.

Infrarot Kameraprofil der F828

Download des Infrarot Kameraprofils für die Sony F828

Update vom 09.04.2018: Einige Leser scheinen Probleme mit der Erstellung des Kameraprofils zu haben. Daher gibt es hier das Kameraprofil meiner Sony F828 zum Download. Für mein Adobe Photoshop CC 2019 ist es unter diesem Dateipfad gespeichert:
C:\Users\deinbenutzername\AppData\Roaming\Adobe\CameraRaw\CameraProfiles

Wenn du in Windows zu diesem Dateipfad navigierst, kann es sein, dass du als ersten Ordner auf Benutzer statt auf Users klicken musst. In dem Ordner deines Benutzernamens wird der Ordner „AppData“ nicht sichtbar sein. Um dorthin zu gelangen musst du in die obere Zeile deines Windows Explorers klicken und dort  „\AppData“ ergänzen. Danach kannst du in die weiteren Ordner wieder mit der Maus navigieren.

Infrarot Kameraprofile: Eingabe des Ordners AppData im Windows Explorer
Infrarot Kameraprofile: Eingabe des Ordners AppData im Windows Explorer

Update 02.05.2022: Ich habe gerade noch einmal wegen einer Rückfrage in den Kommentaren geschaut – der Dateipfad für das Kameraprofil ist immer noch der Gleiche, auch bei Adobe Photoshop CC 2022. Das liegt daran, dass Adobe Camera RAW (ACR) relativ losgelöst von Photoshop funktioniert und es insofern keinen Unterschied macht, ob du Photoshop CC 2018, 2019, 2020, 2021 oder 2022 öffnest. Dabei wird immer die gleiche Version von ACR geladen, was bei mir aktuell die 14.3 ist. Das Profil für die F828 funktioniert also auch weiterhin.

Lightroom 13.3: In den Kommentaren hat Gernot davon berichtet, dass der Pfad für Lightroom 13.3 C:\ProgramData\Adobe\CameraRaw\CameraProfiles\Camera lautet und dort ein Unterverzeichnis „Sony DSC-828“ angelegt werden muss.

Öffnest du nun ein Bild in Adobe Camera RAW, ist das Profil dort noch nicht gleich zu finden.

Unter den Grundeinstellungen kannst du oben Kameraprofil auswählen. Dort klickst du auf „Durchsuchen…“.

Im nächsten Fenster kannst du nun unten auf „Profile“ klicken. Sofern du dein Profil unter C:\Users\deinbenutzername\AppData\Roaming\Adobe\CameraRaw\CameraProfiles abgelegt hast, taucht es direkt hier auf.

Adobe Camera RAW - Profilbrowser
Adobe Camera RAW – Profilbrowser

Mit einem Klick auf den Stern rechts oben kannst du das zu deinen Favoriten hinzufügen. Das hat den Vorteil, dass es ab dann direkt in der Übersicht deiner Kameraprofile zu sehen ist und du nicht jedes Mal auf „Durchsuchen…“ klicken musst.

Nun kannst du links oben auf den „Zurück“ Button klicken und findest das Profil nun als Auswahlmöglichkeit im Profil unter den Grundeinstellungen.

Adobe Camera RAW - Profilauswahl
Adobe Camera RAW – Profilauswahl

Resultat ist, dass der Weißabgleich verschoben ist. Nun nimmt man sich im Hauptfenster die Pipette für den Weißabgleich und klickt idealerweise auf eine sonnenbeschienene Wiese. Alternativ kannst du auch die Blätter eines Baumes anklicken. Damit ist der Weißabgleich erledigt.

Die anschließenden Anpassungen kannst du wie gewohnt machen. Manchmal nehme ich auch die automatischen Einstellungen und schaue mir das Resultat an. Oftmals entwickelt Adobe Camera RAW das IR-Bild zu hell, aber das lässt sich ja dann über den Belichtungsregler anpassen.

Nachdem du deine Einstellungen gemacht hast, kannst du nun auf „Öffnen“ klicken, damit das entwickelte RAW in Adobe Photoshop geöffnet wird.

2. Kanaltausch Rot und Blau

Rot und Blau mit dem Kanalmixer tauschen
Rot und Blau mit dem Kanalmixer tauschen

Um einen blauen Himmel zu bekommen ist der erste Schritt der Kanaltausch von Rot- und Blaukanal. Dies lässt sich per Kanalmixer machen. Ich bevorzuge die Arbeit mit Einstellungsebenen, dann kann ich Änderungen auch nachträglich noch rückgängig machen. Für den Tausch wählst du im Kanalmixer den Rotkanal, setzt dort Rot auf 0 und Blau auf 100, im Blaukanal setzt du dagegen Blau auf 0 und Rot auf 100.

3. Tonwertkorrektur

Autotonwertkorrektur
Autotonwertkorrektur

Infrarotfotos sind meist etwas flau. Deshalb bringst du nun mehr Kontrast ins Bild. Mit einer Auto-Tonwertkorrektur lassen sich klare Weiß- und Schwarzpunkte setzen, was den Kontrast schon spürbar erhöht. Dies lässt sich ganz einfach per Klick auf den Button „Auto“ im Fenster der Tonwertkorrektur erledigen.

4. Restfarben entfernen

Restfarben mit Farbton/Sättigung entfernen
Restfarben mit Farbton/Sättigung entfernen

Auch wenn Infrarotbilder schon viel weniger Farben als ein normales Bild haben, können nach dem Kanaltausch noch Restfarben in Blättern oder Gras vorhanden sein. Über eine weitere Einstellungsebene „Farbton/Sättigung“ kann man die Sättigung aller Farbenkanäle außer Blau auf 0 setzen, um störende Restfarben zu entfernen.

5. Kontrast erhöhen mit Gradationskurven

S-Kurve in den Gradationskurven für mehr Kontrast
S-Kurve in den Gradationskurven für mehr Kontrast

Zum Schluss passe ich den Kontrast meist noch über eine Gradationskurve in Form eines S an. Je nachdem wie ausgeprägt dieses „S“ ist, umso stärker ist der Kontrast. Oftmals reicht nur eine leichte Ausprägung, etwa so wie im Screenshot.

Ein Video Tutorial zur Nachbearbeitung und der Erstellung eines eigenen Infrarot Kameraprofils gibt es hier:

> Weitere Fotografie Guides von mir

Beispielbilder – Wie sehen fertige Infrarotbilder aus?

Jetzt mit Infrarotfotografie starten!

Infrarotfotografie bietet eine völlig neue Herangehensweise an bekannte Motive. So bewegst du dich abseits der eigenen, vielleicht etwas eingeschliffenen Wege.

Sprechen dich die Infrarotbilder an? Dann kannst du IR mit überschaubaren Mitteln selbst ausprobieren.

Wenn du schon Adobe Photoshop hast, dann brauchst du nur:

Insgesamt sind das etwa 250 € und schon kann es losgehen. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Hast du Fragen zur Infrarofotografie? Kommst du an einem Punkt nicht weiter? Wie sind deine IR-Erfahrungen? Schreib mir in den Kommentaren!

Über mich
Matthias Haltenhof Ich bin Matthias und ich fotografiere seit mehr als 20 Jahren leidenschaftlich gern Landschaften und Architektur. Mehr über mich erfährst du hier. Wenn du keine Artikel mehr verpassen willst, dann lass einfach deine E-Mail-Adresse da und ich schicke dir regelmäßig meine neuen Blogbeiträge.

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241 Gedanken zu „Der ultimative Guide für digitale Infrarotfotografie [2025] – Filter, Kameras und Umbauten“

  1. Hallo Matthias,
    ich bins nochmal zum Thema Ort des Kameraprofiles: In dem Kommentar hatte ich als Verzeichnis …/Sony DSC-828 angegeben. Da fehlt das „F“, also heißt es richtig Sony DSC-F828. Wenn das F fehlt zeigt Lightroom (aktuellste Version) das Profil nicht an. Der Vollständigkeit halber noch für den MAC /Library/Application Support/Adobe/CameraRaw/CameraProfiles/Camera/Sony DSC-F828

    Antworten
  2. Hallo Matthias,
    ich lese mit Begeisterung Deine Artikel. Besonders fasziniert bin ich von Deinen Infrarot Fotos. Das will ich auch versuchen 😉
    Ich fotografiere seit Jahren mit Nikon Kameras und jetzt mit der D7500.
    Frage: wenn ich einen der von Dir genannten Filter (Hoya oder B+W) kaufe wird das auf der Nikon D7500 funktionieren (ohne die Kamera umbauen zu lassen)?
    Liebe Grüße
    Christine

    Antworten
    • Hallo Christine,

      danke dir für das tolle Feedback! Die Infrarotfotografie ist schon faszinierend.

      Deine D7500 sollte soweit geeignet sein. Prinzipiell ist jede Kamera geeignet, es kommen eben nur unterschiedliche Belichtungszeiten heraus. Ich bin mir sicher, dass du also mit einem Stativ arbeiten musst.

      Wichtiger ist die Frage, ob dein jeweiliges Objektiv für IR geeignet ist. Diese Themen habe ich im Artikel unter „Wieso nicht jedes Objektiv funktioniert – der Hotspot“ beschrieben.

      Liebe Grüße,

      Matthias

      Antworten
  3. Hallo!
    Kann es sein, dass der Pfad oben bei der aktuellen Version von Lightroom 13.3. nicht mehr funktioniert, nur noch bei Camera Raw?

    Erst wenn ich das .dcp file in das Verzeichnis
    C:\ProgramData\Adobe\CameraRaw\CameraProfiles\Camera
    in einem Unterverzeichnis „Sony DSC-828“ ablege erscheint es in Lightroom unter „Profile“
    Grüße, Gernot

    Antworten

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