Heute berichte ich davon, welche Höhen und Tiefen es seit Oktober in meiner Fotografie gegeben hat. Wann wird eine kreative Pause zu lang?
Was in den letzten neun Monaten passiert ist
Wenn du mich fragen würdest, was meine Fotografie in letzter Zeit macht, dann würde es mir schwerfallen, dies treffend zusammenzufassen.
2023 war für mich fotografisch eher ein ruhiges Jahr. Ich habe zwar ein paar Fototouren gemacht, aber längst nicht so viele wie in den Jahren davor. Eigentlich habe ich fast nur während einer Woche auf Rügen so richtig fotografiert. Die meisten anderen Reisen waren eher Urlaub oder Dienstreisen.
Zu dieser Zeit hat sich das für mich auch absolut richtig angefühlt, denn ich hatte einfach nicht so viel Lust aufs Fotografieren. Ich habe gelernt, dass es ein Teil des kreativen Prozesses ist, auch Pausen einzulegen. Deshalb konnte ich in dieser Zeit gut akzeptieren, dass eben gerade eine solche Pause ansteht. Ich kann dann ruhig bleiben, ohne dass ich mich frage, ob ich jemals wieder Lust auf Fotografie habe. Denn ich weiß, dass die Inspiration irgendwann einfach von selbst zurückkehrt.

Andauernde Pause
Diese fotografische Schaffenspause hält bis auf kleinere Ausnahmen seit Mitte letzten Jahres an. Wenn wir die Uhr mal acht Jahre zurückdrehen, dann hätte ich mir Anfang des Jahres eine Liste dazu gemacht, welche Orte ich in diesem Jahr fotografieren will. Ich hätte recherchiert und mir überlegt, wann der beste Zeitpunkt für die jeweilige Reise oder das Projekt wäre. Ich hätte die Reisen gebucht und meine Pläne in die Tat umgesetzt.
Dieses Jahr war die Lust dazu einfach gar nicht da. Und im ersten Drittel des Jahres war das auch voll ok für mich. Doch dann kam der Mai. Der wichtigste Monat für die Landschaftsfotografie, weil die Natur so richtig aufblüht. Spätestens dann zieht es mich für gewöhnlich nach draußen. Weil das dieses Jahr aber nicht der Fall war, hat es sich für mich seltsam angefühlt. Gedanken wie “Sollte ich jetzt nicht rausgehen und fotografieren wollen?” oder “Eigentlich müsste ich sofort die nächste Fototour planen.” kamen in mir auf. Doch jedes Mal, wenn ich dann wirklich angefangen habe zu planen, war einfach kein richtiges Interesse da.
Es fällt mir schwer, mir einzugestehen, dass diese Fotografie-Pause länger andauert als sonst.
Das Bedürfnis, etwas zu tun
Nun verging der Juni und als das letzte Wochenende dieses Monats vor der Tür stand, dachte ich mir: “Die erste Hälfte des Jahres ist am Montag schon vorbei und ich habe so gut wie gar nicht fotografiert.”.
Ich hatte das Bedürfnis, irgendetwas zu tun und mich mit meiner Fotografie zu beschäftigen. Vielleicht könnte es ja helfen, etwas analytischer an die Sache heranzugehen. Und dann wieder mehr ins Tun kommen.
Dabei hatte ich zwei Ideen im Kopf:
- Welche Fotos habe ich in den letzten neun Monaten gemacht? Was kann ich aus diesen Bildern lernen?
- Welche Bilder habe ich auf Flickr favorisiert? Was kann ich aus diesen Bildern lernen?
Im Bezug auf meine eigenen Bilder musste ich überhaupt erst einmal wissen, was denn in den letzten neun Monaten entstanden ist. Wie oben beschrieben, war es gefühlt nicht allzu viel. Ich beschloss also, alle Bilder auszusortieren und fertig zu bearbeiten, die noch offen waren.
Gefühl vs. Realität
Auch wenn es viel weniger Bilder als sonst waren, so hatte ich doch ab und zu schon mal aussortiert. Zudem hatte ich angefangen, einige Bilder zu bearbeiten. Deshalb reichten zwei Abende für die Fertigstellung aus. Das Resultat waren 67 Bilder, die nun für die Veröffentlichung bereit wären.
Als ich am darauffolgenden Morgen all diese Bilder sah, wurde mir klar, dass ich vielleicht doch gar nicht so wenig fotografiert habe, wie es sich für mich anfühlte.
Analyse meiner eigenen Bilder
In der folgenden Analyse habe ich die Bilder nach diesen Punkten ausgewertet:
- Motivgruppe (Landschaft/Architektur/Anderes)
- Brennweite
- Tageszeit
- Wetterverhältnisse
- Stativ genutzt?
- Ist das Bild auf Reisen oder in der Umgebung meines Wohnortes entstanden?
Ich hatte gehofft, durch das Analysieren besser zu verstehen, unter welchen Bedingungen und mit welcher Technik die Fotos entstanden sind.
Als ich die Tabelle dann mit allen Daten gefüllt hatte, wurde mir klar, dass ich aus den meisten Spalten gar nichts lerne. Die einzigen Learnings ergaben sich aus der Auswertung, wie viele Bilder ich auf Reisen gemacht habe.
Etwa die Hälfte der Bilder sind in meiner näheren Umgebung entstanden, die andere Hälfte auf Reisen. Die Reisen fanden dann aber fast ausschließlich in den letzten drei Monaten von 2023 statt. Damit wurde mir auch klar, woher mein Gefühl kam, in diesem Jahr fotografisch kaum etwas geschaffen zu haben – ich war nur sehr wenig gereist. Offensichtlich hängt fotografieren für mich zu einem gewissen Teil mit reisen zusammen.
Doch ist dann das Fotografieren in meiner näheren Umgebung für mich gar kein richtiges Fotografieren? Das konnte nur ein Trugschluss sein. Es gehört natürlich genauso zu meiner Fotografie dazu, aber irgendwie fühlt es sich für mich anders an.
Analyse meiner Favoritenbilder anderer Künstler
Auch wenn ich im ersten Halbjahr 2024 gar nicht sooft fotografiert habe, so habe ich dennoch eine frühere Gewohnheit wieder etabliert. Ich schaue mir fast täglich Fotos an. Dabei bin ich fast ausschließlich auf Flickr unterwegs, selten noch auf Instagram.
Ich analysierte nun im nächsten Schritt meine Favoriten von anderen Künstlern. Dabei beschränkte ich die Auswahl auf die letzten fünfzehn Bilder, die ich favorisiert hatte. Vorrangig schaute ich mir an, zu welcher Tageszeit die Bilder entstanden sind und mit welcher (vermutlichen) Brennweite fotografiert wurde. Wichtig war außerdem zu prüfen, welche Motive in dieser Bilderauswahl vorkommen.
Was wollte ich mit dieser Analyse erreichen? Der wichtigste Aspekt war, Inspiration für neue Locations und damit Fototouren zu erhalten. Welche Motive kamen in meinen favorisierten Bildern vor? Wo könnte ich mich hinbegeben, um auch solche Bilder zu machen?
Durch die Analyse haben sich die folgenden möglichen Orte für Fototouren herauskristallisiert:
- Eine Städte-Tour mit dem Fokus auf moderne Architektur (z. B. München/Valencia/Oslo)
- Roadtrip in den USA
- Schroffe Küstenlandschaften bei schlechtem Wetter (Nordspanien)
- Serie von kleinen heruntergekommenen Bahnhöfen (in meiner Umgebung)
Wie könnte es jetzt weitergehen?
Der logische nächste Schritt wäre es, diese Fototouren nun konkret zu planen. Doch ich werde mir noch ein paar Tage Zeit geben. Ich will immer mal wieder in mich hineinhören, inwieweit ich diese Reisen wirklich realisieren möchte. Oder ob die Pause noch länger andauern sollte.
Wie stehst du zu meinen Gedanken? Kennst du diese Pausen ohne Inspiration? Was funktioniert für dich in dieser Zeit, um wieder aktiv zu werden? Schreib mir in den Kommentaren!
Lieber Matthias,
ich bin schwer beeindruckt von der analytischen Herangehensweise. So habe ich das geschulte noch nie analysiert. Aber ich kenne die Löcher und das unmotivierte.
Bilder schauen gibt bei mir nicht. Bei mir hilft es meistens erst mal ins Tun zu kommen.
Ich fotografiere meistens auf Ausflügen und Reisen. Und dann hilft es mir eine Kamera dabei zu haben.
Ich muss gar nicht damit fotografieren, es reicht diese dabei zu haben und mich einfach nur an der Technik zu freuen. So liegt oft diese Kamera auf dem Schreibtisch rum und wird abends wieder heim genommen. Einfach eine Kamera dabei.
Ich wünsch dir Motivation.
Herzliche Grüße Jürgen
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über eure Kommentare. Es sind wundervolle Worte, Anregungen, Einblicke und Tipps dabei. Auch wenn ich diesmal nicht auf jeden einzeln antworte, so habe ich doch jeden Kommentar gelesen und bedanke mich auf diesem Wege bei euch dafür!
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo Mathias, wirklich kreativ bin ich nur, wenn ich mit allen Bereichen meines Lebens zufrieden bin und mit schwierigen Situationen meinen Frieden geschlossen habe oder diese auflösen konnte. Und ich denke damit bin ich nicht alleine. Es ist einfach spannend und großartig deinen Gedanken zu folgen und an den ein oder anderen einen Hacken machen zu können. Ich habe auch schon über ein Jahr nicht fotografiert und irgendwann hat es mich dann wieder gepackt. Ich denke das wird bei dir ähnlich sein. Ein Leben ohne Fotografie kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, auch wenn ich dieses Jahr „nur“ mit dem Smartphone fotografiert habe.
Danke für deine spannenden und offenen Worte.
Hallo Matthias!
Ja, diese Lustloslöcher kennt wohl jeder. Sie wollen manchmal keine Ende nehmen, machen ein schlechtes Gewissen und schlechte Laune! Obwohl oder vielleicht gerade weil ich nur hobbymässig fotografiere ging und geht mir das so!
Und jeder hat dann sein/e Mittel und Wege um wieder Lust an seiner „Arbeit“ zu bekommen.
Ich wünsche dir viel Spass, Lust und Freude bei neuen Herauforderungen.
Liebe Grüsse
Marianne