Heute möchte ich dir von meiner Wetter-Planung für die Landschaftsfotografie berichten. Da ich nun schon mehr als 18 Jahre fotografiere, hat sich mit der Zeit eine gewisse Planung für unterschiedliche Wettersituationen herauskristallisiert.
Zu Beginn des Artikels zeige ich dir, wieso es sich lohnt, bei unterschiedlichem Wetter zu fotografieren. Dann erkläre ich kurz, wie es zu meinem Wetterplan kam und was als Vorbereitung sinnvoll ist. Der Kern des Artikels sind dann die verschiedenen Wettersituationen und wie ich welche davon nutze.

Mehr Licht- und Wettersituationen nutzen
In der Landschaftsfotografie bin ich stark vom Wetter abhängig. Denn in der Regel kann ich nicht wie beispielsweise in der Studiofotografie meine Lichtquellen selbst bestimmen. Ich muss mit dem Licht arbeiten, was ich habe.
Je nachdem, wie sehr du dich durch Bildergalerien und soziale Medien bewegst, bekommst du das Gefühl, dass du für die Landschaftsfotografie nur das dramatische Licht eines “guten” Sonnenuntergangs nutzen kannst. Dann sitzt du zuhause und überlegst, ob du fotografieren gehen solltest. Du schaust aus dem Fenster und denkst dir, dass es nicht so richtig und zu einhundert Prozent passend ist – also gehst du nicht fotografieren.
Es gibt aber so viele großartige Bilder, die du machen könntest – jedoch mit genau dieser Entscheidung verpasst. Wir wollen immer das perfekte Licht und das perfekte Wetter haben. Wenn ich eines über all die Jahre gelernt habe, dann ist es, dass du so gut wie nie weißt, welches Licht sich zeigt.
Sei öfter draußen
Natur und Wetter haben so viele verschiedene Faktoren, dass man selbst nur grob voraussagen kann, wie das Licht tatsächlich wird. Deshalb finde ich es viel sinnvoller, einfach so oft wie möglich mit der Kamera draußen zu sein. Denn wie oft ist es schon vorgekommen, dass du zuhause sitzt, das Licht interessant wird und du dir denkst: „Wäre ich mal losgezogen!“?
Je öfter du draußen bist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es das Licht gibt, was du dir vorstellst. Und viel mehr Lichtsituationen, die du noch nie erlebt hast.
Wie mein Wetterplan entstanden ist
Der folgende Plan entstand aus dem Umstand heraus, dass ich mich nicht damit zufrieden geben wollte, nur zwei mal am Tag für 15 Minuten Bilder machen zu können, die es dann vielleicht in mein Portfolio schaffen. Ich wollte einfach öfter fotografieren!
Mit der Zeit ergab sich deshalb nach und nach ein Plan dazu, was ich bei welchem Wetter fotografieren könnte. Dieser sogenannte Wetterplan ist sehr subjektiv. Im Prinzip sind es nur meine persönlichen Vorlieben. Aber vielleicht kann ich dich ja damit ein wenig inspirieren, öfter zu fotografieren.
Wettervorhersage als Basis
Es ist natürlich trotzdem hilfreich zu wissen, wie das Wetter ungefähr wird. Ich nutze dafür eine entsprechende App auf dem Smartphone. Aktuell ist das die App von Wetter.com (Apple, Android). Alle paar Jahre teste ich die verschiedenen Wetter Apps, um zu sehen, welche die besten Vorhersagen liefert und am angenehmsten zu nutzen ist.
Die Wettersituationen
Hier kommt nun die Liste mit den unterschiedlichen Wettersituationen und was ich dann jeweils fotografiere. Besonders auch im Urlaub ist dieser Plan hilfreich. Dann ist es ebenso sinnvoll, wenn du bereits eine gewisse Planung für die Fotospots in deiner Umgebung gemacht hast und weißt, was du dort fotografieren könntest.
Ich nutze für meine Landschaftsfotografie oftmals ein Kamerastativ. Zum Einen werden meine Bildkompositionen so erfahrungsgemäß viel durchdachter, zum Anderen benötige ich bei längeren Belichtungszeiten das Stativ, damit meine Aufnahmen nicht verwackeln. Aktuell kommt bei mir das Manfrotto Befree GT Carbon zum Einsatz. Ich empfehle aber auch gern das ganz normale Manfrotto Befree, denn das habe ich vorher genutzt. Viele Bilder aus diesem Artikel sind mit diesem Stativ entstanden.
Wolkenlos – Sonne & blauer Himmel
Ich will ganz ehrlich sein: Ein wolkenloser Himmel ist nicht gerade mein Lieblingswetter für die Fotografie. Aber in der Zeit zwischen April und Oktober (Blätter an den Bäumen) ist dieses Wetter sehr gut für die Infrarotfotografie geeignet. Wenn du nämlich keine umgebaute Kamera hast, dann werden die Belichtungszeiten für diese Art der Fotografie recht lang. Hier gilt also: Viel Licht hilft viel.
Tagsüber fotografiere ich dann gern Infrarot, wenn das Licht zu hart für die “normale” Fotografie ist.
Sofern es wolkenlos ist, kann das Licht zum Sonnenuntergang ungehindert auf mein Motiv treffen. Wenn ich also meine Hausaufgaben gemacht habe, dann habe ich schon eine ungefähre Vorstellung davon, welches Motiv auf meiner Fototour zum Sonnenuntergang von wo aus angestrahlt wird. Meist ist 10 Minuten vor Sonnenuntergang dann dort wunderbar warmes Licht zu sehen.
Auf Mallorca hatte ich mal eine Fotowoche, wo so gut wie gar keine Bewölkung angesagt war. Das bedeutet aber meist auch, dass es nachts ebenfalls keine Wolken gibt und es sternenklar ist. Genau dann peile ich an, Sterne zu fotografieren. Voraussetzung ist, dass die Mondphasen passen und vielleicht nicht gerade Vollmond ansteht. Wenn ich außerhalb größerer Ortschaften bin, dann kann ich beispielsweise schauen, ob ich die Milchstraße fotografieren kann.
Gern fotografiere ich dann auch Landschaft mit Sternspuren am Himmel.
Dafür, dass wolkenlos nicht mein liebstes Wetter ist, gibt es doch so einige Möglichkeiten, oder?
Übrigens ist es ebenso denkbar, dann einfach mal nicht zu fotografieren und ohne Kamera einfach nur die Sonne zu genießen. 🙂
Leicht bewölkt
Leichte Bewölkung lädt immer dazu ein, dass ich mein Bild auf die Wolken abstimme. Mitunter passiert es, dass ich bestimmte Wolken sehe und dann nach einem passenden Motiv Ausschau halte, was von der Form her darauf aufbaut.
Bei dieser Wettersituation integriere ich also oftmals den Himmel als bewusstes Element im Bild.
Genau wie bei wolkenlosem Himmel kann eine leichte Bewölkung auch während der blauen Stunde noch interessant sein. Hier werden die Belichtungszeiten dann lang genug, um auch ohne Graufilter schon den Wolkenzug im Bild zu erfassen oder Wasser zu glätten.
Leichte Bewölkung kann für so ziemlich alle Motive interessant sein. Ich meide dann für die Farbfotografie meist die Zeit zwischen 12 und 16 Uhr, weil das Licht hier relativ hart und farblos ist. Aber zu Sonnenauf- oder Sonnenuntergang kann sich spannendes Licht ergeben.
Mittlere Bewölkung
Bei dieser Bewölkung mache ich tagsüber gern Langzeitbelichtungen. Wenn zwischen den Wolken immer mal noch blauer Himmel zu sehen ist, dann lassen sich so dramatische Wolkenstimmungen erzeugen. Die Aufnahmen, die ich dann tagsüber mache, wandle ich später in der Nachbearbeitung oftmals zu Schwarz-Weiß um.
Dieses Wetter hat aber auch unheimlich viel Potential für Sonnenauf- und Sonnenuntergänge. Erfahrungsgemäß nimmt die Bewölkung meist zum Sonnenuntergang hin ab. Aber wenn sie bleibt, dann können sich tolle Lichtstimmungen bilden.
Bedeckter Himmel mit Zeichnung
Dieses Wetter ist mir am liebsten für Langzeitbelichtungen, bei denen noch Himmel im Bild zu sehen ist. Wenn ich am Meer bin und für die nächsten Tage stark bewölkter Himmel angesagt ist, dann suche ich mir gern schon einige Fotolocations für Langzeitbelichtungen heraus. Üblicherweise mache ich am zweiten Tag eine Planungstour, wo ich viele Locations schon einmal anfahre, die ich dann an den folgenden Tagen bei passendem Licht fotografieren möchte. Ist bedeckter Himmel angesagt, überlege ich mir dann schon, welche Motive ich bei diesem Wetter fotografieren könnte.
Für Langzeitbelichtungen tagsüber nehme ich immer ND Filter, um die Belichtungszeit entsprechend zu verlängern.
Bedeckter Himmel ohne Zeichnung
Bedeckter Himmel ohne Zeichnung, also einfach nur grau, ist mein Lieblingswetter zum Fotografieren an Bächen und Flussläufen. Bedeckter Himmel, egal ob mit Konturen oder ohne, streut das sonst direkte Sonnenlicht und macht es diffus. Zum Einen sorgt das dafür, dass es weiches Licht ohne harte Schatten gibt, zum Anderen werden die Belichtungszeiten ein wenig länger.
An Bächen im Wald nutze ich dann fast immer einen Polfilter, um die Spiegelungen auf dem Wasser zu reduzieren und gleichzeitig das Grün des Waldes zu verstärken.
Auch für Wasserfälle ist dieses Wetter hervorragend. Wieder kommt hier der Polfilter zum Einsatz, der selbst schon zwei Blenden Licht schluckt. Oftmals brauche ich dann gar keinen ND-Filter mehr, weil die Belichtungszeiten schon etwa eine Sekunde betragen.
Nebel
Je nachdem, wie stark der Nebel ist, fallen im Wald noch die Lichtstrahlen hindurch und zeichnen sich dabei gut ab.
Nebel kann mystische Lichtstimmungen erschaffen. Hier bin ich dann selten auf bestimmte Motive begrenzt, sondern ziehe einfach los. Es lässt sich kaum vorher planen, wie dicht der Nebel wo ist und so fotografiere ich dann einfach spontan das, was ich finde.
Vielleicht habe ich aber auch die Möglichkeit, einen erhöhten Standpunkt aufzusuchen. Wenn ich dort über dem Nebel stehe, ergeben sich bei Sonnenaufgang spannende Motive.
Für diese Situationen lohnt sich ein Teleobjektiv, weil du hier ganz unterschiedliche Bildausschnitte wählen und die Ebenen der Szenerie komprimieren kannst.
Regen
Hier kommt es darauf an, wie stark der Regen ist. Wenn es nur leicht regnet, dann fotografiere ich hier ebenfalls Flussläufe.
Ich habe dann immer ein Brillenputztuch oder das Hama Mikrofasertuch griffbereit, um Tropfen von der Linse des Objektivs zu wischen. Ein wenig Spritzwasser macht erfahrungsgemäß auch einer nicht abgedichteten Kamera nichts aus.
Es gibt auch Fotografen, die bei mehr Wasser von oben trotz Stativ mit einem Regenschirm arbeiten, aber das empfinde ich als recht umständlich.
Bei mittlerem bis starkem Regen lasse ich die Kamera häufig in der Unterkunft und schaue mir mit passender Kleidung oder Regenschirm neue Orte an, die ich vielleicht später mal fotografieren möchte.
Unter Umständen lohnt es sich abzuwarten: Das folgende Bild entstand nach Sonnenuntergang an einem Tag, an dem es ununterbrochen nur geregnet hatte.
Gewitter
Mich fasziniert raues Wetter und besonders Gewitter total. Wenn so etwas angesagt ist, dann überlege ich, ob ich einen sicheren Platz finde, um das Gewitter zu fotografieren. Dieser Platz sollte dann auch einen guten Blick auf das Geschehen bieten. Oft genug klappt aber beides zusammen nicht, und dann genieße ich einfach nur am Fenster die Kraft der Natur.
Schnee
Bei Schnee bietet es sich natürlich an, die verschneite Landschaft zu fotografieren. Ganz leichter Schnee in Kombination mit Nebel kann zu interessanten Stimmungen führen.
Schnee hat auch das Potential, die Bildkomposition zu vereinfachen und für weniger Details im Bild zu sorgen. Häufig bietet sich für mich dann Schwarz-Weiß an, aber auch Farbaufnahmen sind denkbar.
Außerdem kannst du sogar einzelne Schneeflocken fotografieren, wenn sie gerade auf einem dunklen Untergrund landen. Dieses Bild ist auf meinem Autodach entstanden.
Ich hoffe meine eigene Wetterplanung hilft dir oder bietet vielleicht auch etwas Inspiration, jedes Wetter fotografisch zu nutzen. Wenn du noch mehr Anregungen für unterschiedliche Wettersituationen hast oder von deinen Vorlieben dazu berichten möchtest, dann schreib mir gern in den Kommentaren.
Hallo Matthias,
dein Blog ist einfach der Hammer. Ich bin ein absoluter Anfänger und sauge deinen Blog förmlich auf.
Danke für deine investierte Zeit und Mühe.
Viele Grüße
naturelike72 (instagram)
Sven
Hallo Sven,
vielen Dank für das dicke Lob. Ich freue mich sehr, wenn ich dir damit helfen kann.
Liebe Grüße,
Matthias
Herzlichen Dank !
Das wird mir sicher eine große Hilfe für mein eigenes Arbeiten in der Natur sein.Liebe Grüße aus Wien!
Hallo Heinz,
das freut mich sehr, danke dir!
Liebe Grüße nach Wien,
Matthias
Ich kann deine Aussage nur bestätigen, dass es sich lohnt, bei unterschiedlichem Wetter zu fotografieren. Jede Wetterlage hat seinen Reiz. Ich bin soeben von einem Fotoausflug zurück. Das Ziel war eine Brücke in den Bergen. Beim Losfahren hat es leicht geregnet. Am Ziel angekommen, hat der Regen zu leichtem Schneefall umgeschlagen. Die Brücke wurde mit einem Nebelschleier eingehüllt. Das Ergebnis waren eindrucksvolle Fotos. Ich wäre enttäuscht gewesen, wäre ich nicht zum Fotoausflug aufgebrochen. Und gegen schlechtes Wetter gibt es passende Kleidung 😉
Hallo Roger,
man weiß nie, was das Wetter bringt. Da hat es sich auch für dich mal wieder gelohnt 🙂
Liebe Grüße,
Matthias