Tiefenschärfe in der Fotografie kreativ einsetzen [2024]

Was ist Tiefenschärfe in der Fotografie? Ist es das Gleiche wie Schärfentiefe? Wie kannst du sie beeinflussen?

Was ist Tiefenschärfe?

Die Tiefenschärfe gibt an, wie groß der scharf abgebildete Bereich in einem Foto ist. Sie ist abhängig, von Blende, Brennweite und Sensor- oder Filmgröße.

Tiefenschärfe oder Schärfentiefe?

Im Sprachgebrauch wird oftmals das Wort Tiefenschärfe statt Schärfentiefe benutzt. Inhaltlich ist damit das Gleiche gemeint. Wenn du allerdings mal über das Wort nachdenkst, dann wird schnell klar, dass Schärfentiefe der richtige Begriff ist.

Über die Jahre hat sich aber der Begriff Tiefenschärfe im Sprachgebrauch durchgesetzt. Deshalb spreche ich in diesem Artikel auch von diesem Begriff.

Tiefenschärfe bei unterschiedlichen Blenden

Tiefenschärfe bei unterschiedlichen Blenden

Wo wird welche Tiefenschärfe genutzt?

Eine geringe Tiefenschärfe ist insbesondere bei Portraits beliebt. Kennst du diese Portraitaufnahmen, wo nur das Gesicht oder sogar nur das Auge scharf ist und der Hintergrund ist unscharf? Das ist eine geringe Tiefenschärfe. Der Hintergrund verschwimmt und das Auge des Betrachters kann sich mehr auf das Hauptmotiv konzentrieren. Dieser Effekt lässt sich natürlich nicht nur für Portraits nutzen.

Lady in Red

Lady in Red

In der Landschaftsfotografie hingegen kommt oftmals eine große Tiefenschärfe zum Einsatz. Häufig sollen alle Bildbereich vom Vordergrund bis zum Hintergrund scharf sein. Das erreichst du, in dem du die Blende weiter schließt. Der scharfe Bereich im Bild ist dann nicht nur ein paar Zentimeter tief, sondern je nach Wahl der Blende viele Meter. Im Idealfall sind dann alle Bereiche deines Bildes scharf.

Frankreich 07

Frankreich 07

Wie lässt sich die Tiefenschärfe beeinflussen?

Wie oben schon beschrieben kannst du die Tiefenschärfe über Blende, Brennweite und Sensor/Filmgröße beeinflussen. Das verhält sich folgendermaßen:

  • Je weiter geschlossen die Blende ist, umso größer ist die Tiefenschärfe.
  • Je größer die Brennweite ist, umso kleiner ist die Tiefenschärfe.
  • Je größer der Sensor/Film ist, umso kleiner ist die Tiefenschärfe.

In der Praxis ist es häufig eine Kombination aus diesen Faktoren, die du nutzen kannst, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Ich habe mit der Zeit einige Faustregeln im Kopf, mit denen ich dann arbeite.

Wie sehen diese Regeln in der Umsetzung aus?

Handykameras beispielsweise haben einen kleinen Sensor und dadurch eine große Tiefenschärfe. Ein verschwommener Hintergrund ist hier nur über Software möglich. Die Portraitmodi von aktuellen Smartphones analysieren deshalb das Bild auf Gesichter und Personen hin. Zum Teil kommt dafür auch ein eigener Sensor zum Einsatz. Wenn diese Motive erkannt sind, wird der Hintergrund nachträglich mit einem Weichzeichner versehen. In der Regel können sich die Ergebnisse sehen lassen.

Portraitmodus des Samsung Galaxy S21 FE

Portraitmodus des Samsung Galaxy S21 FE

Großformatkameras haben wegen ihrer großen Filmfläche eine geringe Tiefenschärfe. Um hier größere Tiefenschärfe zu erzeugen, muss die Blende sehr weiter geschlossen werden. Alternativ kann die Schärfeebene gekippt werden, um den Verlauf der Schärfe gezielt zu beeinflussen.

Aber auch mit Kameras mit Vollformat- oder APS-C-Sensor lassen sich Bilder mit verschwommenem Hintergrund machen. Dieses Foto beispielsweise ist mit einer APS-C-Kamera mit einem 50 mm Objektiv mit Blende 1.8 entstanden. Insofern ist es vielleicht gar nicht so lohnen nur wegen einem unschärferen Hintergrund unbedingt auf eine Vollformatkamera wechseln zu wollen.

Canon EF 50mm F/1.8 STM Test - Pflanzen vor dem Licht des Sonnenuntergangs

Mit der geringen Tiefenschärfe kann man Kreatives anstellen

Wenn du mit einem Weitwinkelobjektiv fotografierst, dann ist bei gleicher Blende die Tiefenschärfe größer als bei einem Teleobjektiv.

Mit Blende 2.8 hat dein Bild weniger Tiefenschärfe als mit Blende 11. Der scharfe Bereich ist also kleiner.

Mehr über die Zusammenhänge von Blende, Belichtungszeit und ISO findest du in diesem Artikel.

Bei Objektiven für Landschaftsfotografie arbeitest du oftmals mit Blendenwerten zwischen 8 und 11, damit die Beugungsunschärfe nicht eintritt. Mit Objektiven für Safari hingegen wirst du sicherlich eher mit weit geöffneter Blende oder nur leicht geschlossener Blende arbeiten, weil sich die Tiere ja häufig bewegen und sonst die Belichtungszeit zu lang werden würde.

Meine Faustregeln

Für meine Landschaftsfotografie arbeite ich meist mit Weitwinkelobjektiven. Hier ist der scharfe Bereich bei Blenden zwischen 8 und 11 bereits relativ groß. Ich habe recht selten das Szenario, dass ich beispielsweise auf ein Motiv fokussiere, was weniger als einen Meter von der Kamera entfernt ist und dann trotzdem alle Bildteile scharf haben möchte.

In den meisten Fällen ist mein Motiv wenigstens 1,5 Meter von der Kamera entfernt. Hier weiß ich, dass mir für Brennweiten zwischen 16 und 35 mm eine Blende von 11 ausreicht, um alle Bildteile scharf abzubilden. Oftmals ist mein Motiv sogar 2-4 Meter entfernt. Hier reicht dann auch bis zu einer Brennweite von 50 mm die Blende 8 aus, um ausreichend Tiefenschärfe zu erzeugen.

Weiter unten im Abschnitt „Aus der Praxis“ beschreibe ich diesen Vorgang nochmals.

Sonnenuntergang bei Cala Mesquida

Mallorca 10

Online Tiefenschärfe Rechner

Um die Tiefenschärfe zu berechnen, nutze ich gern diesen On-line Depth of Field Calculator. Über die Website kannst du für verschiedene Werte, Brennweiten und Kameras ausprobieren, wie groß der scharfe Bereich im Bild ist.

Apps für Smartphones

Als App für Android Smartphones nutze ich DOF Calculator. Für Apple Produkte wie iPhone oder iPad ist Digital DoF gut bewertet.

Aus der Praxis

Nutze ich also in der Landschaftsfotografie immer einen solchen Rechner? Nein, das passiert praktisch nie. Ich habe in etwas im Kopf, dass bei einer Blende von 11 und einem Fokusabstand von einem Meter alle Elemente in meinem Bilder scharf sind. Ich mache mittlerweile ohnehin nur noch wenig Aufnahmen, bei denen ich ein Motiv näher als einen Meter an der Kamera positioniere. Ich brauche meinen Fokus also nur selten auf die Hyperfokaldistanz einzustellen, weil meine Kompositionen nicht so aufgebaut sind.

In den meisten Fällen weiß ich also, dass ich in die Mitte meiner Bildkomposition fokussiere und dann bei Blende 8 oder 11 mit einem Weitwinkelobjektiv alle Bereich scharf habe.

Malta 4

Malta 4

Hast du noch Fragen zu diesem Thema? Wie sind deine eigenen Erfahrungen? Schreib mir in den Kommentaren!

1 Comments

  1. Nutzer Avatar
    Nick Krause
    14. Februar 2022

    Schärfentiefe und Tiefenschärfe sind nicht dasselbe.Mit der Tiefenschärfe ist technisch normalerweise die Fokustiefe gemeint.Desweiteren hat die Sensorgröße überhaupt nichts mit der nur optischen Schärfentiefe zu tun.

    #######################################################Zitat:“Je größer der Sensor/Film ist, umso kleiner ist die Schärfentiefe…
    ######################################################
    Dies ist eindeutig physikalisch falsch,fotografiert man mit demselben Objektiv und Einstellungen( z.B. Vollformat/ MTF),hätte der größere Sensor mehr Schärfentiefe.
    ######################################################
    Zitat:“…Wenn du mit einem Weitwinkelobjektiv fotografierst, dann ist bei gleicher Blende die Schärfentiefe größer als bei einem Teleobjektiv…
    ######################################################
    Vorausgesetzt die gleiche Motiventfernung wird genommen.
    #####################################################
    PS:Inwieweit kann bei den virtuellen Bokehs der heutigen Smartphonekameras ein DOF-Rechner noch sinnvoll sein?

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