In den letzten zwei Wochen bin ich quer durch Süddeutschland gereist. Heute gibt es ein paar Einblicke in die Entstehung der Fotos auf dieser Tour!
Schon im Mai kam die Idee auf, wegen Corona dieses Jahr eher durch Deutschland zu reisen. Mittlerweile ist es ja auch möglich, wieder andere Länder zu besuchen. Besonders wohl war uns aber bei diesem Gedanken nicht. Uns? Ich war mit einer guten Freundin unterwegs. So richtig waren wir beide dieses Jahr noch nicht im Urlaub, daher wurde es langsam Zeit.
Danke dir Nicky Schiller von textvorsprung.de für dieses Bild und einige der Folgenden!
Die Tour ging grob gesagt von Halle aus an die Mosel und von dort aus in den Schwarzwald. Dann fuhren wir an den Bodensee und zum Schluss über die deutsche Alpenstraße nach Berchtesgaden. Und dann natürlich auch wieder zurück nach Halle. Mitsamt Tagesausflügen waren es mehr als 2500 km.
Die Google Maps Karte zeigt zwar die Zwischenstationen, aber durch Österreich sind wir nicht gefahren:
Auch wenn Reiseberichte eine tolle Sache sind, möchte ich dich in diesem Artikel mehr auf die fotografische Seite dieser Tour mitnehmen. Wir hatten von Anfang eine Kombination aus Urlaub und Fototour geplant.
Wieso trenne ich das so sehr? Bei mir ist eine “richtige” Fototour oftmals damit verbunden, mich wirklich die ganze Zeit mit Fotografie zu beschäftigen. Das bedeutet dann auch zum Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang draußen zu sein. Je nach Jahreszeit und Sonnenstand kommt dann nicht immer ganz so viel Schlaf dabei rum.
Diese Tour sollte aber eben eine Kombination mit Urlaub sein. Fast jeden Tag haben wir einige Sehenswürdigkeiten besucht und dann zum Sonnenuntergang irgendwo fotografiert. Das ist die deutlich schonendere Variante.
Da ich noch im Prozess der Nachbearbeitung bin, gibt es zwar heute noch längst keine fertigen Bilder zu sehen, aber aus dem Feedback zu den Beiträgen zur Bildentstehung weiß ich, dass auch der Prozess dahinter interessant ist.
Welches Fotoequipment habe ich eingepackt?
Auf meinen Landschaftsfotografie-Touren habe ich nur noch das für mich nötigste Fotoequipment dabei. Über die Jahre hat sich herauskristallisiert, dass die Aufnahmen, die mir am Ende gefallen, fast immer mit einem Weitwinkelobjektiv entstehen. So ist das Canon EF-S 10-22mm mein wichtigstes Objektiv. Für Motive, an die ich nicht ganz so nah herankomme, habe ich das Canon EF 50mm 1.8 STM (Mein Test zu diesem Objektiv) auch immer noch dabei. Beide Objektive kommen aktuell an einer Canon EOS 77D zum Einsatz. Darüber hinaus hatte ich Akkus, Fernauslöser und ein Set von Polfiltern, ND-Filtern und Infrarotfiltern dabei. In der Mehrzahl der Fälle fotografiere ich zudem mit einem Stativ.
So sah mein Fotoequipment für diese Reise aus:
- Canon EOS 77D Spiegelreflexkamera
- Canon EF-S 10-22mm Weitwinkelobjektiv
- Canon EF 50mm 1.8 STM Objektiv
- 77 mm Polfilter von B&W für das Weitwinkel
- 49 mm Polfilter von Hoya für das 50 mm
- Hoya ND8
- Hoya ND400
- B&W ND106
- B&W ND110
- Hoya R72 Infrarotfilter
- Step-Up-Ring von 77 auf 49 mm
- Kabelfernauslöser
- Wasserwaage für den Blitzschuh
- Zweiter Akku
- Manfrotto Befree GT Carbon Stativ
- Lowepro Flipside 500 AW Fotorucksack
- Hama Lenspen
- Kleines Reinigungstuch für Objektive
- Hama Optik-Papier
- Zwei Speicherkarten
Diese Liste sieht umfangreich aus, aber im Wesentlichen handelt es sich “nur” um eine Kamera mit zwei leichten Objektiven, einigen Filtern und etwas Zubehör. So wird der Fotorucksack nicht zu schwer und ich habe länger Spaß am Fotografieren.
Die Reise
Nun zu den einzelnen Stationen der Reise, auf der wir 13 Tage lang unterwegs waren. Nicht von jeder Fotografie-Session habe ich auch Bilder hinter der Kamera gemacht, aber doch von Vielen. An einem Samstagmorgen ging es mit dem Auto von Halle aus in Richtung Mosel.
Strohballen an der Mosel
An der Mosel sah ich schon bei der Anfahrt zur Unterkunft die sanften Hügel und die Strohballen. In Google Maps erkundete ich schon vorab, wie man dort hinkommen könnte. Ich hatte also nur eine sehr grobe Vorstellung davon, wie es dort oben aussehen würde.
Zum Sonnenuntergang befanden sich dann Wolken vor der Sonne. Das brachte also weniger intensive Farben, aber umso mehr weiches Licht. Mit den Strohballen, Feldern, Wegen und Wäldern fotografierte ich einige Aufnahmen mit dem Weitwinkelobjektiv. Die ersten Bilder komponierte ich für das übliche 3:2 Format, während ich danach mehr zu Panoramaformaten wie 2:1 oder 3:1 überging.
Ich muss immer schon bei der Aufnahme das richtige Bildformat im Kopf haben, sonst mache ich die Kompositionen nur halbherzig. Hierbei ist es sehr hilfreich, dass ich das Seitenverhältnis mittlerweile an der Kamera schon als Vorschau einstellen kann.
Auf in den Schwarzwald
Nach zwei interessanten Tagen in Trier und Heidelberg fuhren wir in den Schwarzwald. Teil unserer Route dorthin war die Schwarzwaldhochstraße. Schon vor der Reise hatte ich einige Wasserfälle herausgesucht, die von dort aus nah gelegen sind.
Das Wetter hat an diesem Tag so richtig gut mitgespielt. Für Flussläufe und Wasserfälle im Wald mag ich am liebsten bewölkten Himmel. Das sorgt für diffuses Licht mit einem für die Kamera noch machbaren Dynamikumfang. Wir steuerten drei Wasserfälle an, die alle einen ganz eigenen Charakter hatten.
Mithilfe eines Polfilters und manchmal auch noch eines ND-Filters konnte ich Belichtungszeiten zwischen 5 und 30 Sekunden erreichen. Durch den Polfilter kam das Grün der Pflanzen kraftvoll zur Geltung.
Gleich in der ersten Nacht im Schwarzwald gingen wir noch Sterne fotografieren. Der Mond war bereits zunehmend, deshalb wäre es auf der weiteren Reise schon zu hell für Sternenfotos gewesen.
Besonders tagsüber ist es eine Herausforderung, das Stativ an den touristisch bekannteren Wasserfällen aufzubauen. Denn trotzdem soll ja noch jeder vorbeilaufen und die Corona-Abstände einhalten können. Das ist dann auch durchaus mal mit Wartezeiten meinerseits verbunden.
In den folgenden Tagen hatten wir wieder mehr sonniges Wetter. Glücklicherweise waren wir spät genug am Todtnauer Wasserfall, sodass dieser bereits im Schatten lag und damit wieder diffuses Licht bekam. So konnte ich an den verschiedenen Kaskaden mehrere Aufnahmen machen. Bei den Wasserfällen bietet sich oftmals das Hochformat an.
Meine Einstellungen an der Kamera sehen übrigens für fast alle Bilder ähnlich aus. Ich fotografiere im AV Modus mit Blende 8 und ISO 100. Die Belichtungszeit lasse ich die Kamera selbst berechnen. Dann schaue ich mir das Ergebnis und besonders das Histogramm an und nutze wenn nötig die Belichtungskorrektur bei einer zweiten Aufnahme. Je nach Szenerie mache ich eventuell eine Belichtungsreihe, wenn der Dynamikumfang hoch ist. Diese Belichtungsreihe setze ich später am PC zusammen.
Im Schwarzwald hatten wir für ein paar Tage eine Ferienwohnung gebucht. In der Nähe davon lag der Nonnenmattweiher. Bei meinen Planungen hatte ich diesen See noch gar nicht auf dem Schirm. Eines morgens fuhren und liefen wir spontan dorthin. Hier konnte ich einige Infrarotfotos machen, solange die Temperaturen noch erträglich waren.
Ebenfalls vom Schwarzwald aus besuchten wir Freiburg und danach den Kaiserstuhl. Dieses kleine Mittelgebirge ist für seine Weinhänge bekannt. Nicky hatte hier einen Aussichtspunkt herausgesucht, von wo aus wir zum Sonnenuntergang fotografierten.
Hier habe ich wieder gemerkt, wie wichtig das richtige Licht ist. Manchmal dauert dieses gute Licht nur ein paar Minuten an, aber diese Bilder gefallen mir dann besser als die anderen Aufnahmen des Abends.
Es lohnt sich auch vor Ort immer mal noch Postkarten anzuschauen und die unmittelbare Umgebung der Unterkunft in Google Maps zu durchforsten. Direkt in Schönau fand ich auf diese Weise noch einen kleinen Wasserfall, den ich an einem Abend fotografieren konnte.
Die Bäume über dem Wasserfall waren sehr dicht, sodass ich nur mit Polfilter schon auf 30 Sekunden Belichtungszeit bei Blende 8 kam. Bei solchen Belichtungszeiten hoffe ich immer, dass ich einen möglichst windstillen Moment erwische, damit auch die Pflanzen rund um den Wasserfall herum scharf abgebildet werden.
Oftmals warte ich dann einen Moment mit wenig Wind ab, bevor ich den Fernauslöser drücke. Zudem mache ich dann mehrere Aufnahmen, damit ein Bild mit wenig Unschärfe dabei ist.
Meine Kombi aus 10-22 mm und 50 mm bewährte sich auch auf dieser Reise wieder. Wenn ich an einen Wasserfall nicht so nah heran kam, konnte ich das 50 mm nehmen und damit ganz in Ruhe einen passenden Bildausschnitt wählen.
Regentage auf der deutschen Alpenstraße
Ich mache mir keine Gedanken mehr darum, ob meine Fotoausrüstung ein wenig nass werden könnte. Mittlerweile weiß ich, dass leichter Regen oder etwas Spritzwasser hier kein Problem ist.
Das war auch gut so, denn nach unserem Aufenthalt am Bodensee folgten auf der deutschen Alpenstraße zwei Tage mit sehr viel Regen. Kleine Rinnsale wurde zur reißenden Bächen. Es entstanden Wasserfälle an den Straßen, die durch die Berge führen, die auf keiner Karte verzeichnet sind.
Rückblickend betrachtet hatten wir noch Glück mit dem Wetter, weil es immer mal wieder Phasen mit weniger Regen oder sogar Regenpausen gab. Dann stieg die Feuchtigkeit wieder aus den Wäldern auf und formte stimmungsvolle Momente.
Die Tage in Berchtesgaden
Nach zwei Tagen auf der deutschen Alpenstraße kamen wir in Berchtesgaden an. Am folgenden Tag fuhren wir Nachmittags mit der neuen Seilbahn auf den Jenner. Hier hatte ich eines der schönsten Erlebnisse auf dieser Reise. Es waren nicht allzu viele Besucher oben und von der Aussichtsplattform aus konnte ich die Wolken beim Vorbeiziehen beobachten. Wir standen zum Teil direkt in den Wolken und es ergaben sich immer wieder neue “Fotofenster” und Bildkompositionen. Ein magischer Moment!
Im Berchtesgadener Land besuchten wir natürlich auch den Hintersee. Hier habe ich schon viele Male fotografiert. Mittlerweile meide ich die “üblichen” Bildkompositionen. Genau deshalb suchte ich mir wieder etwas Neues.
Am ersten Abend war der Sonnenuntergang bis auf ein kurzes Zeitfenster relativ grau. Auch hatten wir zu wenig Zeit für die Anfahrt eingeplant.
Doch dafür lohnte sich der zweite Abend dort umso mehr. Wir nahmen uns viel Zeit, futterten noch großartigen Kaiserschmarrn und erkundeten danach das Ufer des Hintersees auf der Suche nach neuen Bildkompositionen.
Hier zeichnete sich bereits ab, dass das Licht spannend werden würde. Schon beim Erkunden hatte ich mir mindestens 4 verschiedene Stellen für passende Vordergründe ausgeguckt. Das Licht spielte dann wie erwartet mit und so gab es tolle Möglichkeiten für gute Fotos.
Speziell bei den letzten beiden Abenden zeigte sich mal wieder, dass es sich lohnt, einen Ort durchaus mehrmals zu besuchen. Auch deshalb, weil das Licht und die Stimmung immer unterschiedlich sind.
Alle Aufnahmen in diesem Artikel von mir sind übrigens mit dem Samsung Galaxy S10 entstanden. Und auf der Speicherkarte meiner 77D befinden sich nun 462 RAW-Dateien, die aussortiert und bearbeitet werden wollen. 🙂
Wie hat dir dieser Artikel gefallen? Hast du für dich etwas mitgenommen? Hast du noch Fragen an mich? Schreib mir in den Kommentaren!
Vielen Dank für die interessanten Einblick zur Bildentstehung!
Ich habe vor kurzem einen Riesensprung gewagt und mir meine erste Systemkamera zugelegt – und bin nun dabei, die (technischen) Möglichkeiten zu erkunden und nicht immer „nur“ im Automatikmodus zu „knipsen“ 🙂
Vielen Dank für das freigiebige Teilen von Tipps und Tricks und worauf man achten sollte – ich hoffe, ich kann davon selbst einiges umsetzen!
Hallo onnola,
danke dir, das freut mich sehr!
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo Matthias,
gerade zu Coronazeiten sind solche einheimischen Tipps und Lokalitäten goldes wert. Alles liegt bei mir im Umkreis einer Tagesreise.
Vielen Dank
LG Bernhard
Hallo Bernhard,
na das passt ja wunderbar, freut mich!
Liebe Grüße,
Matthias