Bei digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) und spiegellosen Systemkameras (DSLM) sammelt sich nach einigen Monaten Staub auf dem Sensor. Ich zeige dir, wie du selbst deinen Sensor reinigen kannst. Meine Methode kostet nur etwa 8 Euro und dauert circa 30 Minuten.
Inhaltsverzeichnis
- Wie entsteht die Verschmutzung?
- Aber meine Kamera hat doch eine interne Reinigungsfunktion?
- Wann sieht man Sensorstaub besonders?
- Was kostet eine Sensorreinigung der Kamera beim Hersteller?
- Gibt es einen Unterschied bei der Sensorreinigung zwischen Canon Nikon und Sony?
- Wenn ich meinen Sensor selbst reinige, kann ich da etwas kaputt machen?
- So reinige ich meinen Sensor
- Wie oft solltest du deinen Sensor reinigen?
- Produkte für die Sensorreinigung
Wie entsteht die Verschmutzung?
Grund #1: Staub beim Objektivwechsel
Für die Verschmutzung des Sensors gibt es mehrere Gründe. Eine Kamera ist ja kein abgeschlossenes System. Jedes Mal, wenn du deine Objektive wechselst, kommt Staub in die Kamera. Wenn du deine Objektive in staubiger Umgebung wechseln musst, dann kommt natürlich mehr Staub in das Gehäuse. Ich versuche die Zeit zwischen dem Ab- und Aufschrauben des Objektives immer möglichst kurz zu halten, um hier etwas Abhilfe zu schaffen.
Grund #2: Abrieb durch die Mechanik innerhalb der Kamera
Eine Spiegelreflexkamera hat, wie der Name schon sagt, ein Spiegelsystem, welches sich bei der Aufnahme bewegt.
Exkurs: Was passiert da eigentlich bei der Auslösung in der Kamera?
Vor der Aufnahme fällt das Licht auf einen halbdurchlässigen Spiegel, der sich in einem Winkel von 45 Grad vor dem Sensor befindet. Ein Teil des Lichtes gelangt darüber zum Sucher, damit der Fotograf das Bild sieht. Ein anderer Teil des Lichtes wird von diesem Spiegel so abgelenkt, dass es zum Autofokussystem gelangt. Dieses System befindet sich im Boden der Kamera.
Wenn dann die Aufnahme erfolgt, klappt der Spiegel nach oben, um den Weg zum Sensor freizugeben. Nun öffnet sich je nach Belichtungszeit der Verschluss und das Bild entsteht.
Hier findet eine Bewegung von Bauteilen innerhalb der Kamera statt. Diese Bauteile sind so ausgelegt, dass sie möglichst reibungsfrei laufen. In jedem System, in dem eine solche Bewegung stattfindet, nutzen sich die Bauteile aber auch ab. Die Abnutzung ist zwar winzig klein, bleibt aber als Staub in der Kamera zurück. Ein Teil davon landet auch auf dem Sensor.
Auch bei einer Systemkamera findet Abrieb statt. Genau wie in einer Spiegelreflexkamera arbeitet vor dem Sensor der Verschluss. Der Verschluss ist für die Belichtungszeiten verantwortlich. Auch hier arbeiten mechanische Teile, die sich mit der Zeit abnutzen und dadurch Verunreingungen auf dem Sensor verursachen.
Wenn deine Kamera neu ist, dann hast du innerhalb der ersten 4 Monate den meisten Abrieb in diesem System. Dieser Wert ist natürlich nur als eine Art Anhaltspunkt zu verstehen, da er stark davon abhängig ist, wie oft du fotografierst.
Aber meine Kamera hat doch eine interne Reinigungsfunktion?
Mittlerweile haben alle Spiegelreflex- und Systemkameras eine eigene Reinigungsfunktion, um diesen Problemen Herr zu werden. Dabei wird der Staub vor dem Sensor per Ultraschall gelockert und fällt dann auf eine Staubauffang-Einheit, wo er festgehalten wird.
Diese Funktion macht eine Reinigung des Sensors natürlich weniger oft notwendig. Jedoch muss je nach Hartnäckigkeit der Verschmutzung der Sensor trotzdem alle paar Monate gereinigt werden. Die interne Reinigungsfunktion schafft einfach nicht alles.
Laut diesem Test von Digitalkamera.de funktioniert die interne Sensorreinigung übrigens bei Olympus am besten.
Wann sieht man Sensorstaub besonders?
Da sich der Staub vor dem Sensor befindet, spielt auch hier das Thema Schärfentiefe eine Rolle. Die Schärfentiefe steigt, je weiter die Blende geschlossen ist. Man sieht also Sensorstaub besonders dann, wenn man die Blende weiter schließt. Meiner Erfahrung nach durchaus ab Blende 8.
Sensorstaub ist besonders bei flächigen Bildbereichen zu sehen. Vor blauem Himmel oder einer weißen konturlosen Wand nimmst du den Staub stärker als auf einer Blumenwiese wahr, da auf der Wiese ohnehin viele Details zu sehen sind.
Besonders stark fällt Sensorstaub bei Langzeitbelichtungen von mehreren Minuten auf. Durch die lange Belichtungszeit entstehen monochrome Flächen. Unregelmäßigkeiten fallen dem menschlichen Auge dort sofort auf.
Was kostet eine Sensorreinigung der Kamera beim Hersteller?
Eine Reinigung des Sensors beim Hersteller wird meist mit etwa 90 Euro angegeben. Unabhängige Feinmechaniker und bestimmte Fotofachgeschäfte nehmen etwa 40 Euro dafür.
Bei den Profikameras ist oft eine Reinigung innerhalb der Garantiezeit inklusive. Der Nachteil: Die Kamera ist für 2-3 Wochen unterwegs und kann in dieser Zeit nicht genutzt werden.
Gibt es einen Unterschied bei der Sensorreinigung zwischen Canon Nikon und Sony?
Nein. Da der Mechanismus bei allen Herstellern auf die gleiche Art und Weise funktioniert, gibt es hier keinen Unterschied.
Wenn ich meinen Sensor selbst reinige, kann ich da etwas kaputt machen?
Bei der Sensorreinigung solltest du behutsam vorgehen. Hier bewegt man sich in der Welt der Feinmechanik, entsprechende Vorsicht ist geboten. Meine Anleitung ist daher auf eigene Gefahr und ohne Gewähr.
Oft haben Fotografen Angst, bei der Reinigung ihren Sensor zu zerkratzen. Bei den meisten Kameras ist das aber gar nicht möglich, da sich vor dem Sensor ein Hochpassfilter befindet. Dieser Filter ist eine Art Glas und hat mehrere optische Aufgaben. Was ich damit sagen will: Die Verschmutzung befindet sich immer auf diesem Hochpassfilter. Bei der Reinigung geht es deshalb auch genau um die Reinigung dieses Filters. Wenn man dort etwas zerkratzt, dann eher diesen Filter als den Sensor.
So reinige ich meinen Sensor
Die folgende Anleitung ist der Weg, wie ich meinen Sensor reinige. Ich habe dieses Verfahren nicht nur an meiner eigenen Kamera, sondern an vielen Kameras der Fotografen aus meinem Freundeskreis durchgeführt. Dazu zählen auch Profikameras wie die Canon 1D. Bisher hat es also ohne Probleme funktioniert.
Wenn du deinen Sensor auf diese Weise reinigst, dann trotzdem auf deine eigene Gefahr hin. Ich übernehme keinerlei Haftung.
1. Diese Utensilien brauchst du
Für die Sensorreinigung benutze ich die folgenden Utensilien.
- Hochprozentiger Alkohol (mindestens 70 %, eher 90+ %)
- Blasebalg (Ich benutze “Die blaue Ohrenspritze”)
- Fusselfreie Wattestäbchen
- Weißes Papier (normales Kopier- oder Druckerpapier in A4)
Bis auf das Papier sind diese Dinge in jeder Apotheke erhältlich und kosten zusammen etwa 8 Euro.
Wenn du den Alkohol kaufen willst, dann wirst du wahrscheinlich vom Apotheker gefragt werden, was du damit machen willst. Normalerweise ist es aber kein Problem. Achte darauf, dass du möglichst hochprozentigen Alkohol kaufst. Später wird der Sensor damit gereinigt und danach verfliegt der Alkohol. Je mehr Prozente er hat, umso weniger tritt die Gefahr auf, dass du danach Rückstände von den anderen Anteilen auf dem Sensor hast.
2. So stellst du fest, wie verschmutzt dein Sensor ist
Bevor du mit der Reinigung beginnst, solltest du feststellen, wie stark dein Sensor verschmutzt ist. Davon hängt ja ab, ob eine Reinigung überhaupt nötig ist.
Wenn du das zum ersten Mal machst, wirst du wahrscheinlich schwer einschätzen können, ob der Sensor schon dreckig ist. Das weißt du erst nach dem zweiten oder dritten Mal.
Um dies zu prüfen, brauchst du das weiße Papier. Ich lege meist 2-3 Blatt übereinander, damit der Hintergrund nicht mehr durchscheint. Das Papier lege ich nun auf einen Tisch vor mir.
Nun stelle ich an der Kamera den AV Modus ein, nutze mein 18-55mm Kit-Objektiv und stelle es auf 18mm ein. An einer Vollformatkamera kannst du alternativ ein Objektiv mit 24 oder 28mm nehmen. Ich stelle die kleinste Blende ein, also 22.
Jetzt fokussiere ich manuell und stelle das Objektiv so ein, dass der Fokus auf unendlich zeigt. Dazu schaue ich einfach durch den Sucher, gehe an irgendetwas nah heran und drehe dann den Fokus in genau die andere Richtung auf die letztmögliche Stellung. So hast du nicht auf etwas Nahes fokussiert, sondern auf etwas ganz weit Entferntes.
Nun stelle ich an der Kamera JPG ein und gehe so nah direkt von oben an das Papier heran, dass es den ganzen Sucher ausfüllt. Dabei stehe ich direkt über dem Papier gebeugt, sodass sich die Kamera in der Mitte davon befindet. Jetzt mache ich das Bild.
Dieses Bild lade ich auf den Rechner und öffne es mit Photoshop. Du kannst natürlich auch ein anderes Bildbearbeitungsprogramm deiner Wahl nutzen. Jetzt wende ich auf das Bild eine Autotonwertkorrektur an. Wie geht das genau? In Photoshop gehst du in die Tonwertkorrektur und klickst auf Automatisch. Alternativ kannst du in Lightroom bei dem Bild den Schwarz- und Weißregler gerade so anziehen, dass keine Tonwerte weggeschnitten werden. Nun siehst du, wie viel Staub sich auf deinem Sensor befindet.
Die Schritte noch einmal als Zusammenfassung:
- Objektiv auf 18mm einstellen
- AV Modus mit Blende 22 nutzen
- Fokus auf unendlich einstellen
- JPG als Bildformat einstellen
- Papier von oben formatfüllend fotografieren
- In Photoshop Autotonwertkorrektur auf das Bild anwenden
Beim ersten Mal mag dieser Prozess eine Weile dauern, aber mit der Zeit geht es recht schnell von der Hand.
3. Manuelle Reinigung in der Kamera einstellen
Um deinen Sensor zu reinigen, musst du in der Kamera den Menüpunkt für manuelle Reinigung wählen. Dieser ist bei jeder Kamera an anderer Stelle zu finden. Schau einfach mal durch das Menü oder in das Handbuch, wo sich dieser Punkt bei deiner Kamera befindet. Das Objektiv musst du dafür natürlich abnehmen. Stell die manuelle Reinigung erst genau dann an, wenn du direkt danach den Sensor reinigen willst.
Bei Kameras mit internem Bildstabilisator (IBIS) ist diese Aktivierung besonders wichtig. Der Bildsensor ist hier beweglich gelagert. Wenn der Reinigungsmodus nicht aktiviert ist, so besteht die Gefahr, dass du den Mechanismus des Bildstabilisators beschädigst.
Ich habe kürzlich den Sensor meiner Sony Alpha 7 III gereinigt. Im Netz finden sich verschiedene Infos, ob hier der Reinigungsmodus aktiviert sein muss oder nicht. Ich habe es nun selbst ausprobiert.
Wenn die Kamera einfach ausgeschaltet ist, so ist der Sensor weiterhin beweglich, also nicht verriegelt. Hier muss ich die Reinigungsfunktion in der Kamera aktivieren. Nachdem diese Ultraschallreinigung abgelaufen ist, muss das Fenster mit den Infos zur weiteren manuellen Reinigung und dem Blick ins Handbuch aktiviert bleiben. Die Kamera muss also eingeschaltet bleiben. Nur dann ist der Mechanismus für den Bildstabilisator verriegelt und der Sensor sitzt fest.
4. Stage 1: Trockenreinigung mit dem Blasebalg
Als erstes probiere ich, den Staub mittels Luft zu entfernen. Dazu puste ich im dem Blasebalg mehrmals aus unterschiedlichen Richtungen in die Kamera. Die Kunst dabei ist, den Blasebalg so weit wie möglich zum Sensor hin zu bewegen, ohne damit den Hochpassfilter zu berühren. Dabei halte ich die Kamera über meinem Kopf, damit gelöster Staub nach unten herausfallen kann. Für Zuschauer sieht das bestimmt amüsant aus.
Nach der Reinigung muss ich meine Kamera wieder ausschalten, damit der Spiegel nach unten klappt.
Nach diesem Vorgang prüfe ich wieder mit der obigen Methode, ob und wie sich der Verschmutzungszustand verbessert hat.
5. Stage 2: Nassreinigung mit Wattestäbchen und Alkohol
Normalerweise löst die Trockenreinigung einige Staubkörner, allerdings erreichst du nach meiner Erfahrung die besseren Ergebnisse mit einer Nassreinigung.
Dafür nutze ich pro Reinigungsvorgang zwei Wattestäbchen. Ich lasse einen Tropfen des Alkohols auf das Ende eines Wattestäbchens fallen. Nun gehe ich damit über den Hochpassfilter. Ich ziehe den Filter dabei meist in Streifen ab und wische danach noch einmal über die Außenkanten. Mit dem anderen Ende und dem zweiten Wattestäbchen wische ich danach den Filter trocken.
Hier musst du deine eigene Wischtechnik herausfinden, die am besten funktioniert. So kann es nämlich auch passieren, dass du die Staubkörner in eine Ecke wischst.
Nach der Nassreinigung prüfe ich wieder das Ergebnis am Computer.
Wenn noch Staub zu sehen ist, dann mache ich noch eine weitere Nassreinigung.
So kann es auch vorkommen, dass ich vier Mal Nassreinigen muss, bevor ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Meist ist es eine Trockenreinigung und zweimal Nassreinigung.
Wie oft solltest du deinen Sensor reinigen?
Wie oben geschrieben ist das stark von den eigenen Fotogewohnheiten abhängig. Ich reinige meinen Sensor immer dann, wenn ich auf meinen Fotos die Staubkörner wirklich wahrnehme. Meist ist das einmal pro Jahr der Fall. Wenn du deine Objektive oft wechselst, kann es auch alle 6 Monate nötig sein.
Produkte für die Sensorreinigung
Wenn du stattdessen lieber fertige Reinigungssets nutzen möchtest, so wird in der Szene oft der Eyelead Sensor Adhäsionstupfer, das VSGO Kit oder das UES Kit empfohlen.
Wie sind deine Erfahrungen mit der Sensorreinigung? Was hat für dich funktioniert und was nicht?
Lieber Matthias,
meiner Erfahrung nach kommen die meisten Verschmutzungen auf dem Sensor beim Objektivwechsel. Deshalb vermeide ich soweit wie möglich Objektivwechsel. Beim Objektivwechsel beachten: Staub abpusten mit Blasbalg an dem Objektiv, das jetzt auf die Kamera soll. Dann so kurz wie möglich die Kamera ohne Objektiv offen lassen . Spiegellose Kameras, weiz.B. Sony alpha 7 sind da besonders gefährdet.
Hallo Hans-Jürgen,
danke dir für den Tipp. Ich muss mir wirklich mal angewöhnen, immer den Blasebalg mitzunehmen. Hatte nun schon wieder eine Woche lang ein hartnäckiges Staubkorn auf dem Sensor.
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo,
ich kann nur dringend davor abraten den Sensor so zu reinigen.
Der Alkohol, wie in der Beschreibung, ist vergällt und hinterlässt
hässliche Flecken/Streifen. Das sieht man, wenn man das Testbild
mit Kontrastverstärkung intensiviert. Diese Flecken habe ich nicht
wieder wegbekommen und musste schlussendlich doch die Kamera
zur fachlichen Reinigung einsenden!
Hallo Knut,
danke dir für den Hinweis. Ich hatte bisher noch keine Probleme in dieser Richtung.
Liebe Grüße,
Matthias
Kontakt-Chemie 67 kann Flecken
auf dem Sensor hinterlassen, wenn es beim Sprühen kondensiert! Besser nicht!
Was mich noch wundert: Wie sieht es mit der Lichtbelastung des CMOS Sensors beim Reinigen aus? Schadet nicht-gebündeltes Sonnenlicht, wenn man eine Minute
überschreitet?
Hallo Herbert,
danke dir für den Hinweis! Ich nutze für die Reinigung keine Lupe, insofern handelt es sich ja nicht um gebündeltes Sonnenlicht. Ich denke eine Lichtbelastung ist hier kein Problem.
Liebe Grüße,
Matthias