Auf meiner Reise nach Quedlinburg und in die umliegende Region habe ich zahlreiche Aufnahmen gemacht. Die finale Auswahl umfasst sieben Bilder, die ich dir heute genauer vorstellen möchte – inklusive spannender Einblicke in ihre Entstehung.
Im September letzten Jahres war ich für eine Woche in Quedlinburg. Diese Zeit sollte eine kleine Auszeit für mich selbst werden, ich hatte aber auch die Fotoausrüstung dabei. Während dieser Woche habe ich nicht nur in Quedlinburg fotografiert, sondern auch im Umland. In dieser Gegend gibt es so viele schöne Orte in der Natur, die ich sehr schätze. In die finale Bildauswahl dieser Reise haben es sieben Aufnahmen geschafft, von denen aber nur zwei aus Quedlinburg selbst sind.
Dieses Fotoequipment war auf der Reise dabei
Alle Fotos in diesem Beitrag habe ich mit meiner Sony Alpha 7 III aufgenommen. Ich hatte diese drei Objektive dabei:
- Sony FE 16-35 mm F4 ZA OSS Weitwinkelzoom
- Sony FE 24-70 mm F4 ZA OSS Standardzoom
- Sony FE 55 mm F1.8 ZA Festbrennweite
Die meisten Aufnahmen habe ich vom Manfrotto Befree GT Carbon Stativ aus fotografiert. Meine Fotoausrüstung transportiere ich im Lowepro Flipside 500 AW II Fotorucksack.
Über den Dächern von Quedlinburg
Das erste Bild zeigt die Dächer der Altstadt von Quedlinburg. Schon am ersten Abend war ich auf dem Schloss, um von dort aus in die Altstadt zu fotografieren. Weil ich aber mit dem Licht nicht so recht zufrieden war, bin ich am zweiten Abend noch einmal dorthin gelaufen.
Mit der Aufnahme habe ich bis kurz nach Sonnenuntergang gewartet, um kein direktes Licht und somit keine harten Schatten im Bild zu haben. Ich wollte mit meinem Ausschnitt die Dächer der Altstadt zeigen und wählte dafür meine 55 mm Festbrennweite. Damit kann ich mir absolut sicher sein, dass ich eine Bildqualität erhalte, die auch in großen Drucken viele Details zeigt.
Wenn ich mich recht entsinne, habe ich für diese Aufnahme kein Stativ verwendet. Mit ISO 400 und Blende 5.6 lag die Belichtungszeit bei 1/40 Sekunde, was im Zusammenspiel mit dem internen Bildstabilisator meiner Sony Alpha 7 III ohne zu verwackeln möglich ist.
Fotografieren an der Teufelsmauer
Zwei Tage später war ich mit der Kamera kurz vor Sonnenuntergang an der Teufelsmauer bei Neinstedt/Weddersleben unterwegs. An diesem Abend sind gleich drei Aufnahmen entstanden, die es in die Endauswahl geschafft haben.
Am Anfang des Ausflugs war ich selbst noch gar nicht richtig “im Fotomodus”, sondern spazierte erst einmal an den Felsformationen entlang, um den dortigen Ausblick zu genießen. Hauptsächlich spielerisch machte ich die ersten Aufnahmen. Ich fotografiere ausgesprochen selten einen solchen Sonnenstern, aber hier wollte ich es einfach aus Spaß mal wieder ausprobieren. Mit meinem 24-70 mm Objektiv entstand bei 35 mm Brennweite, ISO 50 und 1/20 Sekunde dieses Foto.
Um einen Sonnenstern (Blendenstern) zu erhalten, muss man bei den meisten Objektiven die Blende so weit wie möglich schließen. Daher habe ich Blende 16 für die Aufnahme gewählt. Das ist nicht optimal hinsichtlich der Beugungsunschärfe, aber für den Sonnenstern unerlässlich.
Mittlerweile bevorzuge ich für meine Fotos oftmals weiches Licht. Das tritt entweder bei bewölktem Himmel oder nach Sonnenuntergang auf. Insbesondere die hohen Kontraste der mitunter dunklen Felsen der Teufelsmauer sind so viel einfacher zu fotografieren. Daher wartete ich für die nächsten Aufnahmen eine gute halbe Stunde, bis die Sonne unter dem Horizont verschwunden war. Nun kam auch mein Stativ zum Einsatz.
Unweit der ersten Aufnahme führt ein Weg zur Teufelsmauer hinauf. Um dem Betrachter einen Pfad zu bieten, an dem sich das Auge entlang bewegen kann, habe ich diesen Weg in meine Bildkomposition einbezogen. Weil ich verschiedene Bildkompositionen ausprobiert habe und hinsichtlich des Bildausschnitts flexibel sein wollte, habe ich wieder mein 24-70 mm Objektiv verwendet. Bei 59 mm Brennweite ist diese Aufnahme entstanden:
Bei Blende 11 und ISO 50 lag die Belichtungszeit bei 1,3 Sekunden. Ich habe in der Nachbearbeitung eine ganze Weile überlegt, ob ich die Erklärungstafel links im Bild wegstempele, habe mich aber dagegen entschieden.
Eine Viertelstunde später war das Licht insgesamt kühler, aber auf den Felsen wurde noch etwas warmes Licht aus Richtung des Sonnenuntergangs reflektiert. Ich wählte mit dem 24-70 mm Objektiv auf der Kamera eine Brennweite von 35 mm.
Bei ISO 50 und Blende 8 waren mittlerweile 2,5 Sekunden Belichtungszeit nötig. Auch hier habe ich wieder mein Manfrotto Befree GT Carbon Stativ genutzt. In der Nachbearbeitung habe ich mich für einen Zuschnitt als Panorama entschieden, weil das Motiv wie gemacht für ein solches Format ist.
Zurück in Quedlinburg – Überraschung am Münzenberg
Eine der Sehenswürdigkeiten in Quedlinburg ist der Münzenberg, wo einst eine Basilika stand. Am darauffolgenden Tag sah ich mir das dortige Museum an. Schon beim Aufstieg zu Fuß wollte ich außerdem prüfen, ob sich von dort aus eine gute Möglichkeit bietet, um das Quedlinburger Schloss zu fotografieren. Der beste Standpunkt war eine Plattform hinter einem Zaun, die nicht öffentlich zugänglich war, sondern zum Museum gehört.
Beim Besuch des Museums kam ich mit dem dortigen Guide ins Gespräch. Wir sprachen viel über die Ausgrabungen auf dem Münzenberg selbst. Ich konnte aber auch Dinge zu Orten fragen, die ich in und um Quedlinburg in den letzten Tagen erst erkundet hatte. Als ich wieder auf die Uhr schaute, waren zwei Stunden vorbei. Mehr beiläufig am Schluss des Gespräches fragte ich noch, ob es möglich sei, zum Sonnenuntergang von besagter Plattform aus zu fotografieren. Der Guide sagte mir jedoch, dass es nicht möglich sei, mir den Schlüssel dafür zu geben. Zu meiner Überraschung willigte er aber ein, zur entsprechenden Uhrzeit am Abend (außerhalb seiner Dienstzeit!) noch einmal hinaufzukommen und mir aufzuschließen. Wow!
Am Abend trafen wir uns dort und ich konnte ganz in Ruhe fotografieren, eine tolle Geste. Für die Aufnahmen kam wieder mein Sony FE 24-70 mm F4 ZA OSS Standardzoom-Objektiv zum Einsatz. Gleich zu Beginn probierte ich verschiedene Bildausschnitte aus. Als ich auf dem Display die Bilder prüfte, gefiel mir die Ansicht bei 70 mm am besten. Ich wählte nochmals diesen Bildschnitt und stellte die Kamera, die sich bereits auf dem Stativ befand, auf ISO 50 und Blende 8 im A-Modus ein. Das Licht änderte sich immer weiter und ich drückte einfach alle 5 Minuten auf den Fernauslöser, während ich mich mit dem Guide unterhielt. Am Ende hatte ich 10 Aufnahmen auf der Speicherkarte. Die Drittletzte mit 2,5 Sekunden Belichtungszeit ist es geworden:
Während die ersten Aufnahmen sogar noch sanftes direktes Licht auf dem Schloss hatten, wurde das Licht danach weicher. Zu Beginn war der Kontrast zwischen Himmel und Gebäude noch recht hoch, nahm aber immer weiter ab. Irgendwann gab es dann den Moment, wo das restliche Licht des Sonnenuntergangs vom Himmel auf das Schloss reflektiert wurde und dieses warm strahlte. Genau diese Aufnahme habe ich später am PC ausgewählt. Weil sich zu diesem Zeitpunkt die Helligkeit von Gebäude und Himmel kaum noch unterschieden, war auch so gut wie keine Nachbearbeitung mehr nötig.
Ein weiterer Teil der Teufelsmauer
Am nächsten Abend fuhr ich zu einem anderen Teil der Teufelsmauer bei Timmenrode, den ich mit meiner Familie als Kind oft besucht hatte. Weil ich hier schon unzählige Male fotografierte habe, kenne ich die Bildausschnitte mit unterschiedlichsten Brennweiten bereits gut. Für weiches Licht wartete ich wieder bis zur blauen Stunde und wählte diesmal mein Sony FE 16-35 mm F4 ZA OSS Weitwinkelobjektiv. Die Idee war eine Aufnahme der Felsformation des sogenannten “Hamburger Wappens”, welches links im Bild zu sehen ist. Ich wollte aber auch die umliegenden Felsen und Flora zeigen. Ich entschied mich für eine Bildkomposition mit einer Pflanze links unten als visuellen Einstieg:
Von diesem Standort aus ist außerdem die Landschaft hinter der Felsformation gut sichtbar. Der markante Baum im Felskessel auf der rechten Seite sollte das zweite Hauptmotiv sein. Das Foto entstand bei einer Brennweite von 22 mm, ISO 100, Blende 10 und 30 Sekunden Belichtungszeit vom Stativ aus.
Ich bin ganz ehrlich: Obwohl das Bild in der Endauswahl gelandet ist, bin ich nicht einhundertprozentig damit zufrieden. Das liegt vor allem daran, dass mir die Bildkomposition fast schon etwas überladen ist und die Äste des Baumes auf der rechten Seite zu sehr mit dem Hintergrund verschwimmen. Was meinst du?
Als Abschluss auf den Hexentanzplatz
Am letzten Abend vor der Abfahrt fuhr ich zum Hexentanzplatz hinauf. Von dort aus hat man einen schönen Blick in Richtung Rosstrappe und Brocken mit dem Sonnenuntergang auf der linken Seite. Von meinen bisherigen Aufnahmen von dort aus wusste ich, dass mir in der blauen Stunde die Felsen im Tal farblich zu kühl werden. Der Plan war daher, die Fotos beim letzten direkten Licht aufzunehmen. Entsprechend kam ich etwas früher als an den letzten Abenden an.
Die Szenerie bietet ganz viele Details für das Auge. Ich wusste schon vorher, dass ein möglichst großer Druck das Potential hat, viel davon zu zeigen. Um die bestmögliche Bildqualität zu erhalten, setzte ich wieder meine Sony FE 55 mm F1.8 ZA Festbrennweite ein. Vom Stativ aus fotografierte ich mit ISO 50 und Blende 8 bei 1/100 Sekunde.
An diesem Abend habe ich gar nicht so viele Aufnahmen gemacht, sondern hauptsächlich noch einmal den Blick ins Bodetal und die Zeit in der Natur genossen.
Die Nachbearbeitung dieser Aufnahme war nicht ganz so einfach wie bei den anderen Bildern. Der hohe Dynamikumfang meiner Sony Alpha 7 III kommt mir hier aber zugute. Der Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Landschaft war immens groß. Mit den entsprechenden Reglern in Adobe Camera RAW kann ich hier zwar Abhilfe schaffen, aber das Ergebnis kann schnell unnatürlich wirken. Hier war viel Fingerspitzengefühl und mehrmalige Anpassung nötig, damit eine Balance zwischen beiden Bildteilen aufkommt.
Wie gefallen dir die Bilder? Hast du Verbesserungsvorschläge? Hast du einen Favoriten? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo ihr Lieben,
ein großes Dankeschön für eure zahlreichen Zeilen. Ich freue mich sehr über eurer Feedback, insbesondere das Konstruktive. Das bietet mir die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln. Und wie ich sehe, bin ich mit meinen Gedanken und Empfindungen nicht allein. 🙂
Liebe Grüße
Matthias
Tolle Bilder, man kann sich die „teuflische“ Stimmung gut vorstellen. Tatsächlich kann ich dir bei deinem vorletzten Bild mit dem großen Baum rechts zustimmen – es wirkt überladen. Den Baum alleine könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Liebe Grüße
Marianne
Hallo Matthias,
ich möchte mich hier der Meinung von Peter Brück anschließen. Das Bild mit dem „Hamburger Wappen“ gibt mir leider gar nichts. Für mich das Beste ist der Blendenstern und das Schloß nach sunset.
Viele Grüße
Hermann
Hallo Matthias,
ich bin ebenso ein Freund der Natur und der Kontraste. Insofern gefällt mir grundsätzlich Deine immer wieder gelungene Bildauswahl sehr.
Ich würde mich gerne einmal persönlich telefonisch mit Dir kurzschließen, da mir als Alter Spiegelreflex Nutzer, damals noch mit Minolta-Kit, über meine Freude an der Natur mit dem Handy, die letzten Jahre ganz gute Fotos gelungen sind, wie ich finde. Dieser Tage konnte ich dem Versuch nicht widerstehen, mir Deine Grundausstattung, Sony A7 III mit 24-70 Objektiv zu kaufen. Nach nahezu vierzig Jahren Abstinenz, versuche ich es dann doch mal mit dem „Profi-Equipment“.
Solltest Du die Zeit finden, bin ich gerne unter 01705208739 erreichbar. Gerne auch abends….
Mit den Bild „Quedlinburg 2023 – Schloss & Schlossberg nach Sonnenuntergang“ hast du genau meinen Nerv getroffen. Wenn man Landschaftsfotograifier frönt, dann fällt einen bei Mauern Dächern nicht viel Interessante Dinge ein. Aber Gebäude nach dem Sonnenuntergang
belichten ist schon was . Ich nutze auch gerne die ersten Strahlen am Morgen. Die Geben auch ein ein Schattenfreies Bild.
Das Foto „der Weg zur Teufelsmauer “ finde ich am besten.Dann kommt der Sonnenstern und dann das Schloß.
Viele Grüße aus Hamburg
Hallo Matthias,
vielen Dank für Dein Beitrag. Wie immer alles gut erklärt. Die Bilder sind einfach toll.
Schöne Grüsse aus Hamburg
Adam
Immer wieder schön Deine Erklärungen zu den Bildern zu lesen. Ich lerne viel damit! Danke Dir!!
ich tu mich schwer die bilder zu bewerten.
die argumente sind durchaus nachvollziehbar aber ein bild muss sofort wirken – und das macht keines auf mich . ist aber deswegen nicht schlecht. aber jeder hat eine andere vorstellung der bildkomposition und machart.
für mich wärs nix zum vergrößern und an die wand hängen. ist aber nur mein ureteil
Hallo Matthias,
von der Stimmung her gefällt mir das letzte Foto am besten, jedoch fühlt sich mein Blick nicht gelenkt , was dazu führt, dass ich nicht so lange darauf verweile.
Die „ Teufelsmauer von T.“ verliert sich in zu vielen Details, da ist es ähnlich für mich.
Am besten gefällt mir das Foto mit dem Sonnenstenstern, da dort die Komposition und die Lichtstimmung stimmen und der Blick auf das Schloß, da mir dort das Licht sehr gut gefällt.
Beste Grüße
Peter
Ja, bei dem Bild „Teufelsmauer bei Timmenrode“ weiß ich nicht was das Motiv ist.
Schade, meine Variante kann ich hier nicht einfügen.
Ich habe es rechts beschnitten, die Spitze von der Kiefer ist gerade noch drauf. Die Sensor-Flecken entfernt und die Schatten etwas aufgehellt. So kommt der See unten auch besser zur Geltung.
tolle Fotos! Danke für Deine Erläuterungen!