Wie kannst du am besten Polarlichter mit dem Handy fotografieren? Was solltest du bei der Planung beachten, was bei den Einstellungen? Hier kommt mein Guide!
Normalerweise muss man schon eher in die skandinavischen Länder reisen, um Polarlichter beobachten zu können. Dieses Jahr sind die Sonnenwinde aber so stark, dass wir auch in Deutschland bereits mehrfach dieses Naturschauspiel sehen konnten. Vor zwei Wochen habe ich Polarlichter mit dem Handy im nördlichen Sachsen-Anhalt fotografiert. Heute zeige ich dir, was dafür alles nötig war.
Inhaltsverzeichnis
Polarlichter fotografieren: Planung & Vorbereitung
1. Automatisch Benachrichtigungen auf dem Handy erhalten
Zuerst einmal ist es natürlich wichtig zu wissen, ob überhaupt die Chance besteht, Polarlichter zu sehen. Vielfach berichten die Medien mittlerweile schon im Vorfeld, wann die Wahrscheinlichkeit dafür steigt. Ich lese aber so gut wie keine Nachrichten. Daher habe ich mögliche Sichtungen schon ein paar Mal verpasst.
Besser ist es, wenn du dir eine Handy-App installierst, die dich auf mögliche Polarlichter aufmerksam macht. Ich nutze dafür die kostenlose App “Meine Polarlicht-Vorhersage”. Sie ist für Android und für iOS verfügbar.
Die App schickt dir Benachrichtigungen, wenn die Möglichkeit auf eine Sichtung steigt. Außer kannst du dir dann in der App weitere Daten zur Wahrscheinlichkeit der Beobachtung anzeigen lassen.
2. Wettervorhersage checken
Besteht tatsächlich die Möglichkeit, Polarlichter zu sehen, so muss aber auch das Wetter mitspielen. Idealerweise ist der Himmel klar und wolkenfrei. Die Vorhersage kannst du mit jeder beliebigen Wetter-App prüfen.
3. Der richtige Zeitpunkt
Damit kein Sonnenlicht mehr am Himmel zu sehen ist, solltest du nach Sonnenuntergang zwei Stunden warten, bevor du mit dem Fotografieren beginnst. Die letzten Aufnahmen ohne Sonnenlicht kannst du bis zu zwei Stunden vor Sonnenaufgang machen. Falls du zu diesem Thema noch mehr wissen möchtest, kannst du gerne meinen Beitrag über die Dämmerungsphasen lesen. Außerdem kannst du in der Polarlicht-App sehen, wann die Polarlichter am stärksten ausgeprägt sind.
4. Einen guten Standort finden
Wichtig ist zudem, dass du für die Sichtungen und das Fotografieren der Polarlichter einen möglichst dunklen Standort hast. Auch wenn die Polarlichter manchmal sogar in Städten zu sehen sind, empfehle ich doch, eher vom Land aus zu fotografieren. Hier ist die sogenannte Lichtverschmutzung geringer.
Online findest du beispielsweise unter www.lightpollutionmap.info eine Karte zur Lichtverschmutzung, die weltweit reicht.
Je nachdem, wo du wohnst oder dich gerade aufhältst, kann es also sinnvoll sein, ein paar Kilometer zu fahren. Bevor ich die Aufnahmen gemacht habe, die in diesem Beitrag zu finden sind, war ich gerade in einem Dorf am nördlichen Rand von Magdeburg. Von hier aus bin ich noch 15 Minuten nach Norden gefahren. Das hört sich erst einmal nicht viel an, aber es reichte aus, um der Lichtverschmutzung einer Großstadt zu entfliehen.
Beim Blick auf die Lichtverschmutzungskarte lohnt es sich außerdem noch zu schauen, in welche Richtung sich die nächsten größeren Orte befinden. Wenn du zwar außerhalb der Stadt bist, aber dann in diese Richtung fotografierst, ist das nicht optimal. Plane deine Aufnahmen also idealerweise so, dass du nicht in Richtung größerer Ortschaften fotografierst.
5. Handy-Akku laden
Das Fotografieren bei Nacht kann mehr Strom verbrauchen als sonst. Stell dir vor, du bist gut vorbereitet und am Himmel zeigen sich die schönsten Polarlichter – und dann ist dann Akku leer. Nichts wäre ärgerlicher. Schau also, dass der Akku deines Handys ausreichend aufgeladen ist, bevor du zum Fotografieren von Nordlichtern raus gehst.
Zusammenfassung der optimalen Bedingungen
Im Idealfall meldet die Polarlicht-App also die Möglichkeit für eine Sichtung, der Himmel ist wolkenfrei und du bist in einem Gebiet mit wenig Lichtverschmutzung. Außerdem wartest du bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang und hast deinen Handy-Akku ausreichend geladen.
Das Fotografieren der Polarlichter mit dem Handy
Nun geht es also ans Fotografieren der Polarlichter, wenn du mit deinem Handy irgendwo auf dem Land stehst.
6. Die richtigen Einstellungen in deinem Smartphone
Als ich kürzlich die Polarlichter mit meinem Handy fotografierte, habe ich die ersten Aufnahmen ohne besondere Einstellungen mit meiner ganz normalen Kamera-App gemacht. Ich wollte erst einmal sehen, was dabei herauskommt. So sah das erste Ergebnis aus.
Auch wenn das Bild sehr dunkel ist, sind hier schon einige farbige Flecken zu erahnen. Mit dem bloßen Auge waren die Polarlichter in diesem Moment noch stärker wahrnehmbar.
Die Lösung ist ganz einfach: Nutze den Nacht-Modus der Handykamera. Hier musst du das Handy möglichst still halten, während es etwa 5 Sekunden belichtet. Ich habe kein Stativ verwendet. Im Anschluss arbeitete die Software noch einen Moment, dann sah das Ergebnis bei mir so aus:
Im Nacht-Modus sind die Polarlichter also viel besser zu fotografieren. Mit diesen Einstellungen sind sie sogar sichtbarer als mit dem menschlichen Auge.
7. Bildkomposition verbessern
Prinzipiell kannst du nun drauflos fotografieren und einfach schauen, wo sich die Polarlichter in der nördlichen Richtung zeigen. Du kannst aber auch deine Bildkomposition noch weiter verbessern. Wenn du ein weiteres Motiv in deinen Vordergrund einbaust, verleiht das dem Foto mehr Tiefe. Ich bin an diesem Abend noch ein paar Schritte gelaufen und habe einen Baum in der Nähe für meine Bildkomposition verwendet.
Da du in der Dunkelheit nicht allzu viel siehst, kann es ein paar Anläufe brauchen, bis die Bildkomposition passt.
Viel mehr gibt es beim Nordlichter fotografieren mit dem Handy nicht zu beachten. Wenn du das Bedürfnis hast, kannst die aufgenommenen Bilder noch mit einer Software wie Snapseed oder Photoshop Express nachbearbeiten.
Ich drücke dir die Daumen für optimale Bedingungen bei der nächsten Sichtungsmöglichkeit!
Hat dir dieser Beitrag geholfen? Hast du noch Fragen? Hast du selbst schon Polarlichter mit dem Handy fotografiert und hast noch weitere Tipps? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo, Mathias.
Danke für die Anleitungen zum Fotografieren von Polarlichtern.
Sie sind selten bei uns, dennoch öfter als man glaubt. Ich war einmal
im stockfinstern im Wald, wollte mehr hören als sehen und machte Halt
auf einer Lichtung, mit freier Sicht nach Norden. Plötzlich färbte sich der
Himmel brandrot, und das immer intensiver. Gut 60 Grad in der Breite
und halb soviel in der Höhe, wobei das Rot auf dem Horzont aufsaß, aber
noch oben hin immer stärker wurde. Für mich war klar, da brennt nix, nur der
Himmel. Es war mein erstes (und einziges) Polarlicht, bis heute, ich wollte auch nicht
fotografieren. Nachfragen bei Bekannten, Berichte in Medien…., alles negativ.
Keiner hat ´was gesehen.
Du hast einmal zwei Fotogeräte verglichen, eine stinknormale Canon, und ein Handy.
Die Bilder waren kaum unterschiedlich, es sprach alles für die Verwendung des
Smartphons, und dieses ist (beschämenderweise) für Nachtfotos tatsächlich geeigneter
als jede andere Kamera, weil es den Vordergrund beinahe sündhaft stark aufhellt.
Trotzdem, ich weiß es für mich, ein „Smartphon“ kann alles, aber nix richtig, und ich
bedaure, daß man heute so viel Geld ausgeben muß wenn man „wirklich“ Fotografieren
will. Das ist eine Schande. Leider werden auch die Geräte, die man heute verwendet
anstatt Richtiger Kameras viel zu rasch hin, zum Unterschied von den alten Analogkameras,
aus der Goldenen Zeit für Fotografen. Digitales Fotografieren ist ein Fortschritt,
zweifellos, aber NICHT NACHHALTIG, man kann nix in´s Ladl legen und darauf
vergessen. Das ist die sicherste Methode, etwas loszuwerden, das einmal Wert
gehabt hat. Es verschwindet einfach, so wie vieles Andere, aber so gut wie spurlos.
Danke Matthias,
jetzt brauche ich nur noch Polarlichter im Allgäu. Sicherer wäre es natürlich in Skandinavien
Ernst
Hallo Matthias,
Wie immer ein informativer Artikel, danke dafür.
Ich war schon öfter unterwegs zum Polarlicht fotografieren nachdem mich das Fieber gepackt hat. Mittlerweile nutze ich neben der erwähnten App noch das AKM Forum (https://forum.meteoros.de/viewforum.php?f=1) und ich habe mich in eine entdprechende Mailingliste eingetragen um Warnungen rechtzeitig zu erhalten.
Zu deinen Tipps kann ich nur empfehlen, mit einem Stativ zu arbeiten um die Kamera ruhiger zu halten, da die Belichtungszeit von 5 bis 6 Sekunden doch recht lange ist und sich besonders im Bildvordergrung auch bei Nachtsufnahmen recht stark bemerkbar macht.
Die Ausrichtung nach Norden fällt vielleicht etwas leichter wenn man darauf achtet, die Sterne des großen Wagens mit im Bild zu haben. Der ist auf sehr vielen Bildern zu sehen und meiner Erfahrung nach sind in die Richtung die meisten Lichter zu sehen.
Zur Sichtbarkeit derxPolsrlichter möchte ich anmerken. Dass sehr sehr viele Davon nur fotografisch, also durch diexKamera. Zu sehen sind, da sieht man mit bloßem Auge gar nichts oder eventuell mal einen rötlichen Schimmer. Deswegen nicht gleich verzweifeln wenn man nichts sieht, man braucht schon etwas Geduld und Zeit und sollte immer wieder den Auslöser drücken. Wenn man die Lichter mit bloßem Auge sieht dolle man aber dann nicht nur fotografieren, sondern das Schauspiel zwischendurch auch mal so genießen und ansehen, nicht nur auf die Kamera achten.
Ein letzter Tipp: An solchen Abenden bzw.
In solchen Nächten ist es Saisonbedingt schnell recht kalt. Also bei der Planung an entsprechende Kleidung und ggf. Handschuhe und warme Stiefel achten.
Danke für Deine Anregungen, Deine Versuche. Die angeführte App ist wirklich hilfreich, gerade in Gegenden mit Sternenparks (Havelberge u. a.). Es gibt im Netz zahlreiche Beiträge zu diesem Thema, aber immer in Bezug zu Spiegelreflex- bzw. Systemkameras.
Daher Besten Dank für die Hinweise, ich hatte es mir komplizierter vorgestellt. Und werde dies bei nächster Gelegenheit sicher ausprobieren.
Hallo Andreas,
danke dir für das Feedback. Mit ein bisschen Planung ist es kein Problem, weil es ja auch technisch nicht allzu viel zu beachten gibt.
Liebe Grüße
Matthias