Heute präsentiere ich dir eine neue Serie, die ich im japanischen Garten in Bad Langensalza fotografiert habe.
Ich mag japanische Gärten. Falls du hier schon ein Weilchen mitliest, dann ist dir vielleicht in Erinnerung geblieben, dass ich diese besonderen Gärten bereits in Erfurt, Zeitz und Ferch fotografiert habe.
Anfang August fragte mich Christian, ob wir mal wieder gemeinsam fotografieren gehen wollen. Es sollte ein Tagesausflug werden. Da er in Leipzig und ich in Halle (Saale) wohne, sollte ein möglicher Foto-Spot idealerweise nicht viel mehr als eine Autostunde entfernt liegen.
Ich hatte in Google Maps schon mal die japanischen Gärten zusammengesucht. Als Christian dann auch den in Bad Langensalza vorschlug, stand der Plan.
Mein Wunschwetter
Für diese Art von Aufnahmen ist mir bewölktes Wetter am liebsten. Denn so gibt es keine harten Licht-Schatten-Kontraste wie bei Sonnenschein. Das weiche Licht passt für mich besser zu der Stimmung, die ich in den Bildern zeigen möchte. Für den angepeilten Donnerstag sollte das Wetter einigermaßen mitspielen. Auf der Hinfahrt war es noch sonnig. Je näher wir aber dem Zielort kamen, desto stärker wurde die Bewölkung.
Erst erleben, dann fotografieren
Wie zu erwarten, war an einem Donnerstag im japanischen Garten nicht allzu viel los. Christian und ich verbrachten die Zeit dort getrennt voneinander, damit jeder für sich fotografieren kann. Ich ging erst einmal ganz langsam durch den gesamten Garten inklusive des Pflanzenpavillons. Mittlerweile versuche ich, vor dem Fotografieren den Ort zu erleben und nicht gleich die Kamera zu zücken.
Ich betrachtete all die unterschiedlichen Bereiche und Details des Gartens. Ganz in Ruhe habe ich mir den Wasserfall, den Trockenbach, die Teichlandschaft, den steinernen See und die verschiedenen Pflanzen und Bäume angesehen. Außerdem saß ich eine Weile auf einer Bank, um die Stimmung des Gartens zu genießen.
Das Foto-Hirn wird aktiv
Nun ging ich fast die gleiche Route nochmals durch die gesamte Anlage, aber jetzt war mein Foto-Hirn aktiv. Die Kamera befand sich immer noch in der Tasche, aber ich schaute schon nach interessanten Motiven. In diesem Prozess des Anschauens betrachte ich die Motive auch schon unter den Aspekten der Bildkomposition und des Lichts.
Bei einer solchen „Vorbereitungsrunde“ denke ich beispielsweise über folgende Themen nach:
- Welche Motive in diesem japanischen Garten finde ich interessant?
- Was genau interessiert mich daran?
- Welche Elemente gibt es um das Hauptmotiv herum?
- Wie kann ich diese Elemente in meiner Bildkomposition einsetzen?
- Trennt sich das Hauptmotiv ausreichend vom Hintergrund?
- Wie sind die Elemente eines möglichen Fotos dann miteinander verbunden?
- Funktioniert das Licht auf den Bildteilen, um die Aufmerksamkeit und den Blickverlauf entsprechend zu lenken?
- Von welchem Standpunkt aus wirkt dieses Motiv am besten?
- Ist eine niedrigere oder höhere Perspektive nötig, um etwas zu betonen?
- Gibt es Elemente im Hintergrund, die nicht zu meinem Foto passen oder den Betrachter ablenken?
- Gibt es noch Elemente im Bild, die ich weglassen kann, um es zu vereinfachen?
Insbesondere bei den Fragen zum Licht habe ich dabei im Hinterkopf, dass ich Schwarz-Weiß-Aufnahmen mache. Nachdem ich nun schon eine ganze Weile mit einer Brennweite von 23 mm (35 mm Kleinbild-äquivalent) im quadratischen Format fotografiere, weiß ich auch ohne Kamera den Bildwinkel einigermaßen einzuschätzen.
Nach dieser zweiten Runde durch den Garten hatte ich etwa 15 Perspektiven im Kopf, die ich fotografieren wollte.
Endlich kommt die Kamera zum Einsatz
Mittlerweile hatte sich auch die gewünschte Bewölkung komplett eingestellt, sodass ich mit dem Fotografieren beginnen konnte. Während der nächsten halben Stunde habe ich dann nach und nach die Motive “abgearbeitet”. Diesmal habe ich die Aufnahmen freihand ohne Stativ fotografiert.
Nicht immer hat ein Bild dann auch gleich so funktioniert, wie ich es im Kopf hatte. Wenn es also nötig war, habe ich noch die Perspektive leicht angepasst oder einen ganz neuen Standpunkt gesucht. In diesem Prozess merke ich mitunter auch, dass das jeweilige Motiv gar nicht funktioniert.
Beim Fotografieren ist es für mich hilfreich, im Sucher oder auf dem Display das Foto schon in Schwarz-Weiß und im quadratischen Format sehen zu können. Somit kann ich die Bildkomposition wesentlich besser beurteilen.
Die finale Auswahl
Nach der späteren Auswahl der Bilder daheim am PC habe ich mich für diese sechs Aufnahmen entschieden:
Technik und Nachbearbeitung
Alle Bilder habe ich mit der Fujifilm X100V fotografiert. Für diese Art von Aufnahmen nutze ich das JPG-Format. Ich liebe die Fuji Schwarz-Weiß-Filmsimulation “Acros”. Ich habe hier gar nicht das Bedürfnis, noch irgendetwas groß zu bearbeiten. Lediglich eine leichte Vignettierung habe ich hinzugefügt, um den Betrachter im Bild zu halten. Irgendwie ist das Fotografieren mit der X100V für mich sehr rein und unverfälscht.
Wie gefällt dir diese Serie? Wie immer freue ich mich über Feedback dazu in den Kommentaren.
Hallo Matthias,
in diesem japanischen Garten habe ich selbst schon fotografiert. Dadurch ist es schön verschiedene Sichtweisen auf das gleiche Objekt zu erleben. Während es Dir offensichtlich vorwiegend die Bäume und deren Ästhetik angetan hatten, standen bei mir das Grau der geharkten Kiese und deren Kontrast zu Pflanzen und Gebäuden im Vordergrund. Insofern bilden Deine Bilder in Schwarzweiß eine schöne Anregung für mich. Danke!
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über eure zahlreichen Gedanken und Kommentare zu dieser Serie. Da sind viele spannende Anregungen für mich dabei, ein großes Dankeschön!
Liebe Grüße,
Matthias