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Kameraeinstellungen (für Landschaftsfotografie)

Wie wähle ich meine Kameraeinstellungen für Landschaftsfotografie? Genau das zeige ich dir im heutigen Beitrag!

Ich fotografiere seit mehr als 15 Jahren Landschaften und Architektur. Dabei konzentriert sich meine Arbeit zu 80 % auf die Landschaftsfotografie. In dieser Zeit haben sich einige Kameraeinstellungen herauskristallisiert, die ich heute nutze.

Die folgenden Einstellungen sind eine Art Standard, von dem aus ich meine Aufnahmen jedes Mal beginne. Damit habe ich eine hervorragende Basis für Tiefenschärfe und eine gute Bildqualität.

Kameraeinstellungen für Aufnahmen aus der Hand (ohne Stativ)

Belichtung

Für Aufnahmen ohne Stativ nutze ich so gut wie immer den A(V) Modus an meiner Sony Alpha 7 III. In diesem Modus kann ich die Blende vorgeben und die Kamera berechnet die passende Belichtungszeit selbst . Mit modernen Kameras ist es selten nötig, alle Einstellungen manuell festzulegen. Die A(V) Halbautomatik lässt mich einen Teil der Einstellungen machen, aber die Belichtung kann die Kamera durchaus selbst berechnen.

Kameraeinstellungen (für Landschaftsfotografie)
Kameraeinstellungen (für Landschaftsfotografie)

Tagsüber starte ich bei normalem Licht fast immer mit Blende 11 an meiner Vollformatkamera. An einer APS-C Kamera starte ich mit Blende 8. Wenn ich aus der Hand ohne Stativ fotografiere, dann nutze ich mittlerweile gern Auto-ISO, weil ich mich dann nicht um diese Einstellung kümmern muss. Die Kamera wählt nun ISO und Belichtungszeit selbst aus, sodass ich mich auf mein Motiv und den Bildausschnitt konzentrieren kann. Die Auto-ISO wird von der Kamera so eingestellt, dass mein Bild nicht verwackelt.

Falls ich mal Portraits fotografiere oder Situationen mit wenig Licht habe, öffne ich die Blende etwas weiter. Für Landschaften nehme ich dann Blende 5.6, für Portraits beispielsweise Blende 2.8. Mit weiter geöffneter Blende nimmt die Tiefenschärfe im Bild ab. Für Portraits kann ich so gezielt den Hintergrund verschwimmen lassen.

Nach der Auslösung schaue ich mir das Ergebnis an und entscheide dann, ob es für mich passt. Ich sehe mir dafür das fertige Bild und das Histogramm an. Das Histogramm ist sehr hilfreich, um beispielsweise bei Sonne auf dem Display einschätzen zu können, ob das Bild zu hell oder zu dunkel ist.

Neutrales Histogramm
Neutrales Histogramm

Ganz vereinfacht gesagt zeigt das Histogramm die Verteilung der Helligkeiten im Bild an. Ist die Kurve im Histogramm zu weit links, dann ist das Bild relativ dunkel. Wenn sich ein Großteil des Histogramms rechts der Mitte befindet, dann ist die Belichtung eher heller ausgefallen.

Hier gibt es kein richtig oder falsch. Für manche Motive passt eine neutrale, für andere eine dunklere oder hellere Stimmung.

Außerdem behalte ich die Über- und Unterbelichtungswarnung im Auge, um zu sehen, ob es in meinem Bild Bereiche gibt, welche die Kamera nicht mehr aufzeichnen konnte. Mit dieser Warnung blinken helle und dunkle Stellen, in denen keinerlei Bildinformationen mehr aufgezeichnet wurden. Falls ich das nicht möchte, dann muss ich meine Belichtung bei der nächsten Aufnahme korrigieren.

Nach dieser Einschätzung für die Belichtung kann ich mithilfe der Belichtungskorrektur mein Bild gezielt über- oder unterbelichten.

Einstellrad für die Belichtungskorrektur an der Sony Alpha 7 III
Einstellrad für die Belichtungskorrektur an der Sony Alpha 7 III

Mehr über die Zusammenhänge der drei Werte kannst du in meinem Artikel Blende, Belichtungszeit & ISO nachlesen.

Fokus

Für meine Landschaftsaufnahmen ohne Stativ nutze ich den Autofokus der Kamera. Hierbei habe ich die Kamera so eingestellt, dass sie sich die Punkte zum Fokussieren selbst aussuchen darf (breites oder volles Fokusfeld). Das funktioniert für 95 % der Aufnahmen tadellos.

Zusammenfassung der Kameraeinstellungen für Landschaftsfotografie ohne Stativ

  • A(V) Modus
  • Blende 8 bei APS-C, Blende 11 bei Vollformat (oder 5.6 bei wenig Licht)
  • Auto-ISO
  • Auslösen und gegebenenfalls mithilfe der Belichtungskorrektur nachjustieren

Kameraeinstellungen für Landschaftsfotografie mit Stativ

Motive mit normalem Dynamikumfang

Grundsätzlich sind meine Kameraeinstellungen hier ähnlich. Ich fotografiere auch mit dem A(V) Modus und starte an einer APS-C Kamera mit Blende 8, an einer Vollformatkamera mit Blende 11. Bei der ISO nehme ich aber die niedrigste Einstellung (50 oder 100), denn die Belichtungszeit darf hier ruhig länger sein. Mit dem Stativ kann ich nämlich nicht verwackeln – egal wie lang die Belichtungszeit ist. So erhalte ich die bestmögliche Bildqualität. Wenn ich vom Stativ aus fotografiere, deaktiviere ich immer den Bildstabilisator, damit diese Funktion nicht zufällig mein Bild verwackelt.

Nach der Aufnahme prüfe ich wieder die Belichtung. Wenn nötig, justiere ich mit der Belichtungskorrektur nach.

Anzeige für Belichtungskorrektur und Belichtungsmessung auf dem Schulterdisplay einer Canon EOS 77D
Anzeige für Belichtungskorrektur und Belichtungsmessung auf dem Schulterdisplay einer Canon EOS 77D

Den Autofokus nutze ich ebenfalls wie oben beschrieben. Falls es nötig ist, erhöhe ich die Blende auch mal auf F11 oder selten auf F13, um mehr Tiefenschärfe im Bild zu haben.

Manchmal ist es nötig, dass ich den Punkt für die Fokussierung selbst setze. Das mache ich aber meist nur dann, wenn sich mein Motiv im Vordergrund sehr nah an der Kamera befindet. Um dann auch bei F11 ausreichend Tiefenschärfe zu erhalten, fokussiere ich auf die hyperfokale Distanz. Das ist bei mir aber in der Praxis wirklich extrem selten. Ich glaube dieses Jahr habe ich es kein einziges Mal nutzen müssen.

Motive mit hohem Dynamikumfang

Für Motive mit hohem Dynamikumfang nutze ich die Funktion der Belichtungsreihe in der Kamera. Hoher Dynamikumfang bedeutet, dass es besonders ausgeprägte unterschiedliche Helligkeiten im Bild gibt. Ein Beispiel dafür ist eine Aufnahme von dunklen Felsen mit Sonnenuntergang im Hintergrund.

Belichtungsreihe
Belichtungsreihe

Bei einer Belichtungsreihe macht die Kamera drei Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen. Diese Funktion läuft ebenfalls im AV Modus ab, sodass ich die Blende vorher selbst wählen kann. Wie üblich nutze ich meist Blende 8 oder 11 dabei. Eine solche Belichtungsreihe produziert dann – je nach Einstellung – drei Bilder. Eins ist unterbelichtet, eins normal und eins überbelichtet. Die Belichtungsreihe (AEB) kannst du in den Einstellungen deiner Kamera aktivieren.

Diese drei Belichtungen setze ich später in der Nachbearbeitung zusammen. Wie genau ich das mache, erfährst du in meinem Videokurs über Bildbearbeitung für Landschaftsfotografie.

Videokurs – Bildbearbeitung für Landschaftsfotografie mit Adobe Photoshop
Videokurs – Bildbearbeitung für Landschaftsfotografie mit Adobe Photoshop

Manueller Modus für Langzeitbelichtungen

Wenn ich Langzeitbelichtungen mit mehr als 30 Sekunden Belichtungszeit machen will, dann nehme ich den manuellen Modus. Grund ist, dass die Belichtungsmessung der Kamera bei aufgesetzten starken ND Filtern meist nicht mehr zuverlässig funktioniert. In meinem Artikel über Langzeitbelichtungen kannst du noch mehr über mein Vorgehen dabei nachlesen.

Malta 7
Malta 7

Zusammenfassung der Kameraeinstellungen für Landschaftsfotografie mit Stativ

  • A(V) Modus
  • Blende 8 bei APS-C, Blende 11 bei Vollformat
  • Niedrigste ISO (50 oder 100)
  • Auslösen und gegebenenfalls mithilfe der Belichtungskorrektur nachjustieren
  • Belichtungsreihe mit -2, 0 und +2 Blenden für Motive mit hohem Dynamikumfang
  • Manuelle Belichtung im M Modus für Langzeitbelichtungen

Diese Einstellungen funktionieren für mich bei 95 % aller Motive. Meist denke ich nicht mal mehr groß darüber nach, was ich einstellen muss. So kann ich mich voll auf Motiv, Bildkomposition und Licht konzentrieren.

War dieser Artikel zu den Kameraeinstellungen für Landschaftsfotografie für dich hilfreich? Hast du noch Fragen? Wie ist deine Vorgehensweise? Schreib mir in den Kommentaren!

Über mich
Matthias Haltenhof Ich bin Matthias und ich fotografiere seit mehr als 20 Jahren leidenschaftlich gern Landschaften und Architektur. Mehr über mich erfährst du hier. Wenn du keine Artikel mehr verpassen willst, dann lass einfach deine E-Mail-Adresse da und ich schicke dir regelmäßig meine neuen Blogbeiträge.

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30 Gedanken zu „Kameraeinstellungen (für Landschaftsfotografie)“

  1. Hallo Matthias,
    Frohe Weihnachten zunächst mal.
    Vielen Dank für deine Ausführungen. Ich gehe eigentlich ähnlich vor. Am Anfang viel es mir schwer als ich von APS – C zu VF wechselte auch Blende 11 Oder 13 zu nutzen da ich es von meiner alten EOS 70D nicht gewohnt war.
    Was ich nicht nutze ist die Belichtungsreihe der Kamera. Meine RP erstellt dann automatisch ein Jpeg und ich nutze lieber Raw. Also erstelle ich die Belichtungsreihe selbst oder arbeite gleich mit Filtern. Das zwingt mich dann zusätzlich etwas ruhiger zu arbeiten.
    Oftmals arbeite ich im Modus M, aber auch immer wieder gerne wie von dir beschrieben den Modus AV.
    Vielen Dank und bleibt alle gesund
    Ralf

    Antworten
      • Hallo Matthias,
        ich habe dich zuerst falsch verstanden und dachte an den HDR Modus der Kamera. Der läuft bei der RP nur im Jpeg – Die Belichtungsreihe geht natürlich auch im RAW- Format.
        Mein Fehler
        Gruß
        Ralf

        Antworten
        • Hallo Ralf,

          das stimmt, die Kamera kann dir auch ein fertiges JPG liefern in diesem Modus. Ich glaube manche Kameras machen das auch gar nicht so schlecht. Ich habe damit allerdings bisher nur wenig experimentiert.

          Liebe Grüße,

          Matthias

          Antworten
  2. Nachtrag zu meiner Frage bezüglich Mond fotografieren:
    Ich habe auch noch mit der Kameraeinstellung HDR versucht den Mond in scharfer Abbildung aufzunehmen. Aber auch das half nicht. Es gab weniger einen Halo, sondern es entstand immer nur ein völlig unscharf wirkenden Lichtkreis.

    Antworten
  3. Hallo Mathias, erstmal Dank für die immer wieder wertvollen Beiträge von Dir. –
    In diesem hier geht es zwar primär um Landschaftsfotographie aber vielleicht kannst Du mir kurz einen Tip zu folgendem Problem aus der Astrofotographie geben: Gestern abend habe ich versucht mit der NikonD7200 auf einem Stativ den gut sichtbaren Mond zu fotografieren. Er hatte zwar einen leichten Lichthof herum aber die Ränder und Krater waren mit bloßem Auge und im Sucher gut zu erkennen.

    Ich habe gut 35 Jahre mit Begeisterung analog fotografiert zuletzt mit der Minolta X700 und da gelangen mir auch solche Aufnahmen gut. – Mit der o.g. Digitalkamera Nikon auf Stativ und einem Nikon Zoom Objektiv hatte ich immer eine einzige Lichtwolke, statt des Mondes auf dem Bild, obwohl ich im Sucher den Rand des Mondes und die großen Kraterfelder gut sehen konnte.
    Ich habe dann im manuellen Modus den Focus in kleinen Schritten verändert ohne Erfolg. Dann habe ich auch Belichtungsreihen durchgeführt, um eine Über- oder Falschbelichtung auszuschließen. – Nach einer halben Stunde etlicher Aufnahmen habe ich aufgegeben, den Mond klar abgebildet zu kriegen.
    Hast Du eine Idee was ich ändern könnte, ev. nicht beachtet habe?

    Ich muss zugeben, ich habe mich mit der analogen Fotographie deutlich leichter getan, wo es keinerlei Menüs gab und alle Einstellungen mit Rädchen oder Objektivringen „blind“ durchführbar waren. Auch Makro- und Nachtaufnahmen sind mir gut gelungen. Sehr spannend war für mich die schwarzweiß Fotos selber im Labor abzuziehen.

    Ich wünsche Dir schöne Feiertage und weiterhin viel Freude mit dem Fotografieren und Schreiben.

    Antworten
  4. Hallo Matthias,
    Vielen herzlichen Dank für die lehrreichen Informationen, die sicher mit viel Arbeit verbunden war. Auch wenn ich schon vieles kenne, kann man immer noch was dazulernen.
    Herzliche Grüsse und ein schönes friedliches Weihnachtsfest und ein gutes, besseres 2022.
    Heidi Nassenstein

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