Interview: Heiko Gerlicher

Für das heutige Interview habe ich mir Heiko Gerlicher geschnappt. Ich bin schon vor gut einem Jahr auf seine hochklassigen Waldbilder aufmerksam geworden. Schauen wir mal, was dahinter steckt!

Wer bist du und was machst du?

Heiko Gerlicher

Heiko Gerlicher

Mein Name ist Heiko Gerlicher, ich bin 48 Jahre und wohne zusammen mit meiner Frau in Witzmannsberg, einer Ortschaft der Gemeinde Ahorn im Landkreis Coburg, Oberfranken. Beruflich bin ich als Verkaufsaußendienst für eine Stahlhandelsdistribution mit Stammsitz in Fellbach tätig.

Eines meiner liebsten Hobbys ist, neben der Meteorologie, dem Rennrad fahren und Speedskating, die Fotografie. Diese hat sich intensivst in mein Leben „gedrängt“, als mir meine Frau zu Weihnachten 2010 meine erste DSLR geschenkt hatte. Zu ersten Testzwecken hatte ich mir Flur und Wald rund um meinen Wohnort ausgesucht und sofort Feuer gefangen. Das brennt bis heute ununterbrochen und ich hoffe, dass der Brennstoff nie ausgehen wird.

Das zentrale Thema in deinen Bildern ist Wald. Wie kommt es, dass dich dieses Motiv so sehr reizt?

Bäume waren und sind schon immer mein Lieblingsmotiv gewesen. Diese Liebe hat sich schon in meinen frühen Kindertagen entwickelt. Ich wuchs nahe eines alten Schlossparks auf, wo es einen sehr alten Baumbestand gibt. Dort war ich in meiner Freizeit sehr viel unterwegs und bestaunte die bizzaren alten Gesellen. An dieser Faszination hat sich nie etwas geändert.

Heiko Gerlicher - Wald 65

Heiko Gerlicher – Wald 65

Anfangs fotografierte ich hauptsächlich spannende Solitärbäume und Alleen. Aber irgendwann zog es mich dann hin zur Wohngemeinschaft der Bäume, den Wäldern. Die Entdeckungstouren darin sind kaum zu überbieten, da es so viel zu entdecken gibt. Ich weiss eigentlich nie so richtig, was mich erwartet, denn kein Wald gleicht dem anderen. In meiner Vorplanung berücksichtige ich immer das zu erwartende Wetter vor Ort. Dabei sollte es zumindest nicht sonnnig sein, da die Bilder sonst zu Kontrastreich ausfallen würden.

Dein Level an Bilderoutput ist gefühlt sehr hoch. Wie schaffst du es, dir so viel Zeit für die Fotografie einzuräumen?

Der mag vielleicht auf den ersten Blick sehr hoch wirken. Allerdings unternehme ich pro Jahr vielleicht so knapp 10 Fototouren, die dann dafür schon ergiebig ausfallen. Das liegt daran, dass ich ich in meiner Freizeit vorzugsweise an Wochenenden zum Fotografieren unterwegs bin. Vorraussetzung ist dazu allerdings, dass die Wetterbedingungen, die ich mir erhoffe, auch passen.

Heiko Gerlicher - Wald 44

Heiko Gerlicher – Wald 44

Reist du für deine Bilder viel oder entstehen die Bilder meist in der Nähe deines Wohnsitzes?

Der überwiegende Teil (ungefähr 70%) meiner Bilder entsteht tatsächlich in meiner näheren Umgebung. Der Rest entsteht auf unseren Urlaubsreisen. Neben den Wäldern rings um meinen Wohnsitz besuche ich auch gerne den Thüringer Wald, die Rhön, das Obermaintal und die Fränkische Schweiz. Das sind allesamt Orte, die kaum eine Stunde Fahrzeit von mir entfernt sind.

Gibt es bestimmte Wettersituationen, bei denen du besonders gern fotografierst?

Ja, das ist auf jeden Fall das Wetter, wo andere das Haus eher nicht verlassen. Wenn es regnet und /oder Nebel vorherrscht, dann werde ich nervös, schnappe mir meine Fotoausrüstung und nix wie nach draußen. Dann ist die Stimmung in Wald und Flur unvergleichlich märchenhaft, mystisch, spannend und regt die Fantasie an.

Heiko Gerlicher - Wald 100

Heiko Gerlicher – Wald 100

Gibt es besondere Waldgebiete, in denen du mal fotografieren möchtest?

Klar. Das wären etliche alte Buchenwälder wie z.B. Hainich, Kellerwald und Jasmund. Auch die urwaldähnlichen Gebiete der Kalkalpen interessieren mich sehr.

Welchen Anteil hat die Bildbearbeitung in deinen Bildern?

Gemessen an der Zeit vom Entstehen der Aufnahme bis zum entwickelten Bild ist der Anteil schon groß. Da ich generell nur in RAW fotografiere, ist die Nachbearbeitung obligatorisch. Viele sich ständig wiederholende Bearbeitungsschritte kann ich im Stapel-Workflow schnell erledigen. Aber jede einzelne Aufnahme benötigt trotzdem ein individuelles Feintuning. So dauert im Schnitt eine Bildnachbearbeitung ungefähr 3 Minuten. Die Bildbearbeitung ist für mich die Möglichkeit und Notwendigkeit um aus einem Rohdiamanten einen ansprechenden geschliffenen Edelstein zu kreieren.

Heiko Gerlicher - Wald 76

Heiko Gerlicher – Wald 76

Gibt es bestimmte Fotografen, die dich geprägt haben und vielleicht eine Art Vorbildfunktion für dich haben?

In Sachen Waldfotografie waren für mich anfangs die märchenhaft stimmungsvollen Bilder von Norbert Maier Vorbild. Auch die Waldbilder etlicher holländischer Fotokünstler waren eine inspirierende Quelle. Ich habe aber nie versucht, ihren Stil und ihre Nachbearbeitung 1:1 zu kopieren. Eine eigene Handschrift ist mir wichtig. Sehr gerne verliere ich mich auch in den Wald- und Landschaftsbildern von Kilian Schönberger, Tomás Morkes, Daniel Rericha und Martin Rak.

Hast du für die nächsten Jahre eine Perspektive, wohin sich deine Fotografie entwickeln soll?

Eigentlich nicht. Ich sehe entspannt meiner Entwicklung entgegen und lasse die Dinge wie gehabt einfach auf mich zu kommen.

Heiko Gerlicher - Wald 63

Heiko Gerlicher – Wald 63

Welchen Rat würdest du jemandem geben, wenn er sich in der Fotografie weiterentwickeln möchte?

Ein gesunder Grundehrgeiz sollte immer vorhanden sein, wenn man sich ernsthaft voran bringen möchte. Man sollte sich alle Zeit der Welt dazu nehmen und nicht unbedingt den schnellen Erfolg erzwingen wollen. Denn dann wird aus Spaß und Lust schnell Frust. Wichtig ist dabei auch sich eine eigene fotografische Handschrift anzueignen und populäre Fotohotspots aus einer anderen kreativen Perspektive aufzunehmen. Nur so besteht die Chance in der milliardenschweren tagtäglichen Bilderflut wahrgenommen zu werden.

Mehr Bilder und Infos gibt es auf der Website von Heiko Gerlicher – Danke für das Interview!

7 Kommentare

  1. Nutzer Avatar
    Philipp Nickerl
    27. Februar 2017

    Toller Beitrag, tolle Bilder! Der Wald ist immer eine Quelle der Inspiration – egal ob analog oder digital.

    • Nutzer Avatar
      27. Februar 2017

      Danke dir! Wald finde ich ebenfalls spannend, aber auch nicht einfach zu fotografieren, weil die Bilder leicht überladen wirken. Da muss man schon ein sehr gutes Auge haben – so wie Heiko.

  2. Nutzer Avatar
    27. Februar 2017

    Fantastische bilder und matthias ,schoener inspirierender beitrag.

  3. Nutzer Avatar
    E.Hechler
    26. Februar 2017

    Super Bilder, welches Objekt wird da benutzt Weitwinkel oder lange Brennweiten. Würde mich sehr über Antwort freuen.

    • Nutzer Avatar
      27. Februar 2017

      Hi! Heiko benutzt Folgendes: Nikon D800E mit den Objektiven Nikkor f/4 24-120 mm und Sigma f/2.8 70-200 mm + Stativ und Polfilter.

  4. Nutzer Avatar
    Peter Neske
    26. Februar 2017

    schön, wenn man so viel Wald vor der Tür hat…ohne Frage ein gutes Auge und das Feingefühl für Stimmungen, gepaart mit dem nötigen Wissen, die Nachbearbeitung sorgfältig und zum Guten einzusetzen…

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