Heute geht es um das Thema Lernen, wieso wir keine Lust mehr dazu haben, warum es dennoch so wichtig ist und wie du es in dein Leben integrierst.
Warum wir keine Lust mehr haben zu lernen
Die ersten Jahre unseres Lebens sind geprägt vom Lernen. Wir lernen viel von unseren Eltern, unserer Umwelt und auch ganz viel spielerisch. Dann geht die Grundschule los. In dieser Zeit wird uns beigebracht, dass wir lernen müssen, um gute Noten zu haben. Hattest du damals Lust auf Unterricht? Oder darauf, Hausaufgaben zu machen? Oder Lust für einen Test zu lernen?
Bei mir war es meist so, dass ich nicht sonderlich Lust darauf hatte. Ich denke da an das Zitat meiner Mutter: “Matthias hat nur das gemacht, was ihm Spaß gemacht hat.”. Ich war nach der Schule fast jeden Tag mit meinen Schulfreunden auf dem Fußballplatz, auf dem Basketballplatz oder vor dem Super Nintendo. Ich habe lieber die Spiele von Michael Jordan und den Chicago Bulls bei DSF verfolgt und dann auf dem Platz die Moves versucht nachzuahmen.
Ich habe viel Musik gehört und Stunden vor dem Radio verbracht. Für Lernen oder Hausaufgaben war da wenig Platz. Meist kam ich morgens eine Stunde früher in die Schule und traf mich dort wieder mit meinen Mitschülern, um von ihnen die Hausaufgaben abzuschreiben.
Zwischen 7 und 18 Jahren ist unsere Hauptaufgabe zu lernen. Uns wird beigebracht, dass es wichtig für unser Leben ist. Und da steckt ja auch viel Wahrheit drin. Wenn du aber über 10 Jahre etwas machen musst, auf das du nicht immer Lust hast, dann macht es diese lange Zeit nicht besser.
Dann ist irgendwann die Schule vorbei, aber das Lernen nicht. Ausbildung und/oder Studium starten. Da wird das Lernpensum noch einmal angehoben. Zum Ende dieser Zeit steigt der Lernpegel im Hinblick auf die Abschlussprüfungen noch weiter an.
Nach den Prüfungen haben wir dann etwa 15 Jahre lernen hinter uns. Zum Ende des Studiums hin habe ich viele Studienfreunde sagen hören, dass sie sich am meisten darauf freuen, dann nicht mehr lernen zu müssen.
Warum lernen trotzdem so wichtig ist
Natürlich hört das Lernen dann nicht auf. Im ersten Job lernst du wieder viel Neues, genauso wie bei der Weiterentwicklung und auch bei der nächsten Arbeitsstelle.
Lernen ist ein Teil des Lebens. Es hört nie auf. Und ich bin froh, dass es nie aufhört. Ich werde auch mit 80 Jahren noch neue Dinge lernen.
Wenn du irgendwann in deinem Fachgebiet denkst du kannst alles, bist jetzt Experte und brauchst nie wieder lernen, dann bist du nur stehengeblieben.
Du kannst dir aussuchen was du lernst
Ich habe mich nach meinem Studium darauf gefreut, dass ich nicht mehr das lernen muss, was mir jemand vorschreibt. In diesem Fall derjenige, der die Zusammenstellung der Fächer des Studiums vorgenommen hat. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich entscheiden, was ich lernen möchte. Auch ich habe dann erst einmal eine Pause vom Lernen gemacht, aber nach ein paar Monaten hat mir irgendetwas gefehlt.
Du kannst dir jederzeit aussuchen, was du lernen willst.
Vielleicht hast du Bedenken, ob du etwas lernen kannst. Ich glaube aber, dass jeder so gut wie alles lernen kann. Vielleicht geht es etwas langsamer oder schneller, aber das ist überhaupt nicht schlimm.
Als Kind war ich Epileptiker und konnte meinen Führerschein deshalb erst mit 26 Jahren machen. Ich hatte gehörigen Respekt vor der theoretischen und praktischen Prüfung. Das alles lag wie ein großer Berg vor mir, den ich erklimmen sollte. Ich dachte am Anfang, dass ich nicht weiß, ob ich es schaffen kann. Aber ich habe die Prüfungen gepackt und den Führerschein bekommen.
So ähnlich war es mit einer Prüfung zu Beginn meines zweiten Studiums. Ich habe Information Management studiert, eine Kombination aus Informatik und Marketing. Teil des Grundstudiums sind auch verschiedene Mathematikfächer. Dabei geht es um höhere Mathematik und trockene theoretische Themen. Es gab ein Fach namens “Diskrete Mathematik” mit Dingen wie Logik, Mengenlehre und Graphentheorie. Wirklich abstraktes Zeug. Auch hier lag die Abschlussprüfung wie ein Berg vor mir. Ich dachte, dass ich es nie schaffen könnte. Wir lernten unheimlich viel und organisierten uns in Lerngruppen, um von den Themen etwas zu verstehen. Irgendwie schaffte ich die Prüfung im ersten Anlauf. Ich weiß noch, wie ich aus dem Prüfungsraum kam und dachte: Unglaublich, du hast diese Prüfung bestanden.
Speziell durch diese beiden Erlebnisse habe ich verstanden, dass ich alles lernen kann. Und ich glaube, dass das auf jeden Menschen zutrifft. Wenn du mehr Zeit brauchst als jemand anders, dann ist das völlig normal. Es ist kein Wettbewerb.
Dein Enthusiasmus für eine Sache ist viel wichtiger als deine Lerngeschwindigkeit.
Investiere in dich selbst
Es ist total einfach, sein Geld für materielle Dinge auszugeben. Das nächste Handy, das größere Auto oder der neue Fernseher. Doch was bringt uns wirklich weiter?
Wenn du dich weiterentwickeln willst, dann investiere dein Geld in deine eigene Bildung.
Heute haben wir mit dem Internet die Möglichkeit, auf viele kostenlose Informationen zuzugreifen. Warum lohnt es sich dennoch, Geld für Bildung auszugeben?
Nehmen wir an, du möchtest Makrofotografie lernen. Du kannst mit einer Google-Suche beginnen, du kannst in Foren lesen, du kannst Blogs lesen und du kannst YouTube Videos schauen. Damit kommst du auf jeden Fall ans Ziel. Doch all die Informationen rauszusuchen kostet dich viel Zeit und Energie. Um die Grundlagen der Makrofotografie zu lernen brauchst du damit beispielsweise 4 Monate.
Wenn du dir für 30 Euro ein Buch dazu kaufst, dann hast du an einer Stelle die gebündelten Informationen zu diesem Thema. Nicht nur, dass du dir die Infos dazu nicht zusammensammeln musst, der Autor hat sich wahrscheinlich auch über die Struktur des Buches Gedanken gemacht und darüber, wie er dir das Thema am besten vermitteln kann. Er hat Beispielbilder und Übungen integriert. Um Makrofotografie mit diesem Buch zu lernen, brauchst du vielleicht nur 4 Wochen.
Mit einer Investition von 30 Euro hast du dir 3 Monate gespart.
Es lohnt sich sehr, in deine eigene Weiterentwicklung zu investieren. Das beschränkt sich natürlich nicht auf die Fotografie. Du kannst dir neue Fähigkeiten für deinen Job aneignen. Du kannst eine neue Sprache lernen. Du kannst deine Angst vor Vorträgen ablegen, indem du es lernst. Du kannst lernen mit deinen Ängsten besser umzugehen. Du kannst etwas wie Meditation lernen, um dein eigenes Leben und das deiner Mitmenschen zu verbessern.
Die eigentliche Entscheidung: Was will ich lernen?
Wenn du einmal für dich herausgefunden hast, dass du alles lernen kannst, dann steht mehr die Frage im Raum, was du eigentlich lernen willst? Was fängst du mit deiner Zeit an? In welchen Lebensbereichen willst du besser werden? Welche Fähigkeiten willst du im nächsten Jahr lernen?
Zeit zum Lernen finden
Viele Menschen sagen, sie wüssten nicht wann sie Zeit zum Lernen finden sollten. Es braucht aber gar nicht so viel Zeit.
Denk einmal über deinen Alltag nach. Was machst du an einem ganz normalen Tag so alles? Hier ist es extrem hilfreich, wenn du einfach mal stundenweise aufschreibst, wie du deinen Tag verbringst. Vielleicht sogar über mehrere Tage.
Ein paar Beispiele, wann du Zeit zum Lernen finden kannst:
- Du fährst morgens mit der Bahn zur Arbeit? Dann hast du dort Zeit zum Lesen.
- Du kannst dich in der Bahn nicht auf ein Buch konzentrieren? Dann kannst du einen Podcast hören. (Noise Cancelling Kopfhörer sind übrigens eine tolle Sache, wenn auch nicht billig)
- Du musst vom Arbeitgeber aus eine Stunde Mittag machen? Du kannst in Ruhe 45 Minuten Mittagessen und danach mit der App Headspace dir 10 Minuten nehmen, um Meditation zu lernen.
- Du verbringst irgendwo Zeit in der Warteschlange? Du kannst auf deinem Handy Blogs lesen.
- Du verbringst am Abend 2 Stunden vor dem Fernseher oder vor Netflix? Du hast die Wahl, was du mit deiner Zeit machen willst.
Lernen als Gewohnheit etablieren
Besonders effektiv wird das Lernen, wenn du es jeden Tag in deinen Alltag integrierst. Am einfachsten ist es, wenn du dir immer zur gleichen Uhrzeit dafür Zeit nimmst. Es muss noch nicht einmal viel Zeit sein. Zehn Minuten reichen bereits.
Geh es langsam an
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es nichts bringt, deinen Alltag jetzt komplett zu kippen. Also beispielsweise ab sofort in jeder freien Minute zu lernen und Abends auf einen Schlag auf Fernsehen zu verzichten. Geh es langsam an. Plan dir für den Anfang nur ein wenig Zeit zum Lernen ein. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere.
Fang mit kleinen Veränderungen an, plane diese aber fest ein. Sei nicht zu hart mit dir selbst, wenn du dich ein oder zwei Tage nicht an deinen Plan gehalten hast. Wenn du mit diesen Veränderungen klein und langsam beginnst, dann kannst du diese im Alltag auf lange Sicht hin viel besser annehmen. Wenn du merkst dass die neue Gewohnheit für dich funktioniert, dann kannst du dir mit der Zeit mehr Minuten dafür einplanen.
Finde die Lernmethode, die für dich am besten funktioniert
Jeder von uns hat eine Lernmethode, die für ihn oder sie am besten funktioniert. Wie kannst du neues Wissen aufnehmen?
Finde für dich heraus, wie du am besten lernst. Da ist wirklich jeder anders.
Es gibt Studien dazu, wie sich das menschliche Gehirn am besten Informationen merken kann, beispielsweise von der FU Berlin:
Deshalb ist es auch so wichtig, nicht nur theoretisch Informationen aufzunehmen, sondern das Erlernte auch wirklich auszuprobieren. Ähnlich hoch ist die Prozentzahl übrigens, wenn man das erlernte Wissen an Andere vermittelt.
Der Tim Ferris Masterabschluss
Ich lese gerade von Tim Ferris das Buch “Tools der Titanen”. Darin geht es darum, was erfolgreiche Menschen anders machen. In einem Kapital schreibt Tim über eine interessante Idee.
Er spielte mit dem Gedanken, an der Stanford University Unternehmertum und Wagniskapital zu studieren. Die Kosten dafür hätten 120.000 $ betragen. Nachdem er mit einigen Studenten gesprochen hatte, die diesen Studiengang bereits belegten, fand er heraus, dass ihn längst nicht alle Fächer interessierten und ihm der Studiengang viel zu theoretisch war. Da er aber dennoch Interesse an diesem Gebiet hatte, überlegte er, wie er das Geld sinnvoller einsetzen könnte.
Da er das Lernen praxisnaher gestalten wollte, kam ihm die Idee, das Geld selbst am Markt in verschiedene Start-Ups zu investieren und daraus zu lernen. Der Gedanke war, dass er damit das gleiche Geld wie für einen Masterabschluss ausgeben würde, der Lerneffekt aber viel höher wäre.
Diese Idee finde ich prinzipiell sehr interessant. Wenn du einen gewissen Betrag pro Monat für das Lernen ausgeben müsstest, wie würdest du das Geld am sinnvollsten einsetzen?
Entwirf deinen eigenen Fotografie Masterabschluss
Stell dir vor, du willst in der Fotografie richtig gut werden. Du könntest deinen eigenen Masterabschluss entwerfen. Was solltest du alles lernen, wenn du deinen Fotografie Master machen willst? Welche Fächer gehören dazu? Einige Ideen:
- Bildkomposition
- Dunkelkammer
- Nachbearbeitung
- Lichtgestaltung
- Geschichte der Fotografie
- Genres der Fotografie
- Grundlagen der Technik
Das ist natürlich noch eine sehr grobe Liste. Wie solch ein Master aussehen kann, das kommt auf deine fotografische Richtung an.
Überleg dir einmal für dich selbst, welche Fächer in deinem Fotografie Masterabschluss enthalten sein sollten. Als nächsten Schritt kannst du dann planen, wie du diese Themengebiete am besten lernen kannst? Vielleicht mit einem Buch? Oder einem Videokurs? Oder einem Workshop?
Hör nie auf zu lernen
Es ist wichtig, dass du niemals aufhörst zu lernen. Es macht unheimlich viel Spaß, neue Dinge zu lernen und dann anzuwenden. In Etwas besser zu werden. Dein eigenes Leben zu bereichern.
Abschließen möchte ich mit einem passenden Song, der mich das ganze Jahr über immer wieder begleitet hat.
Auf welche Art und Weise lernst du am besten? Hast du noch mehr Empfehlungen für andere Leser? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo Matthias,
gut zusammen gefasst! Ich kann das so unterschreiben.
Ich wünsche Dir und den Deinen ein frohes Fest und einen gutes und gesundes Jahr 2018.
Gruss Rolf
Das Problem für mich ist nicht das Lernen, sondern sich einzuschränken, bei den Dingen, die man lernen möchte.
Es gibt so viel Interessantes, aber die investierbare Zeit ist eben begrenzt. Viele schnuppern in alles mögliche mal rein und das Ergebnis ist dann „das habe ich auch mal gemacht“.
Mein Wunschergebnis ist aber – ich möchte es dann können und nicht „mal gemacht“ haben. Deswegen hier ein klares Bekenntnis zu Beschränkung und Verzicht. Lieber wenige Themen/Techniken erlernen, die dann aber so, dass sie verstanden und abrufbereit und beherrscht sind.
Das kann ich so auch unterschreiben. Natürlich ist es viel gewinnbringender, sich auf eine Sache zu konzentrieren.
Hallo Matthias,
hier hast du uns gute Anregungen aufgezeigt! Jetzt müßte man nur noch den inneren Schweinehund überwinden und dann kann’s losgehen! Die Idee mit den 10 Minuten am Tag anzufangen ist gut! Ich werde es probieren, man vertrödelt so viel Zeit, dafür könnte man ja wirklich etwas gescheites tun, nochmals vielen Dank für die Vorschläge!
Dann wünsche ich dir noch besinnliche Feiertage, einen guten Rutsch ins neue Jahr und immer das richtige Licht vor der Linse!
Gisela aus München
Hey Gisela,
gern, danke dir! Wünsche ich dir ebenfalls!
Liebe Grüße,
Matthias