Letzte Woche war ich auf Fehmarn zum Fotografieren und Urlaub machen. Heute gibt es Einblicke in die Entstehung der Fotos von dieser Reise.
Die Reise nach Fehmarn hatte ich nach der Süddeutschland-Tour geplant. Irgendwie wollte ich nochmal ans Meer. Ich hatte Lust, dort Langzeitbelichtungen zu machen und zu entspannen. Die Süddeutschland Tour war schön, aber übermäßig viel Entspannung gab es auf dieser Reise nicht. Deshalb sollte der Chill-Out-Anteil diesmal höher sein.
Nachdem ich schon einige Male auf Rügen und auf dem Darß fotografiert habe, wollte ich etwas Neues sehen. Ich mag lange Autofahrten nicht besonders, deshalb kam eher die Ostsee infrage. Von meinem Wohnort in Halle (Saale) fährt man hier “nur” 4-5 Stunden. Vor einigen Jahren wurde mir mal Fehmarn als Reiseziel empfohlen. Also habe ich kurzerhand diese Insel ausgewählt.
Auch diesmal war ich wieder mit der gleichen Freundin wie auf der Süddeutschland-Tour unterwegs. Sie heißt Nicky und liest übrigens auch jeden meiner Artikel hier im Blog vor der Veröffentlichung gegen. Dankeschön an dieser Stelle mal wieder! (Anmerkung Lektorat: Gerne! 🙂 )
Vorbereitung?
Zum Zeitpunkt der Buchung wusste ich kaum etwas über die Insel. Ich gab noch auf einigen Fotoplattformen wie DeviantArt, Flickr, Fotocommunity und Instagram „Fehmarn“ als Suchbegriff ein, aber besondere Fotospots fand ich kaum. Das war aber auch nicht weiter schlimm. Es ist nämlich auch mal ganz gut, eine neue Gegend ein wenig “unvorbelastet” zu erkunden.
Fotoequipment für diese Tour
Auch auf dieser Tour hatte ich wieder meine Standardausrüstung für Landschaften dabei – die Canon EOS 77D und das Canon EF-S 10-22mm. Das 18-55mm Objektiv war ebenfalls im Fotorucksack, benutzt habe ich es aber so gut wie gar nicht.
So sah mein Fotoequipment für diese Reise aus:
- Canon EOS 77D Spiegelreflexkamera
- Canon EF-S 10-22mm Weitwinkelobjektiv
- Canon 18-55mm 4-5.6 IS STM Objektiv
- 77mm Polfilter von B&W für das Weitwinkel
- Hoya ND8
- Hoya ND400
- B&W ND106
- B&W ND110
- Kabelfernauslöser
- Wasserwaage für den Blitzschuh
- Zweiter Akku
- Manfrotto Befree GT Carbon Stativ
- Lowepro Flipside 500 AW Fotorucksack
- Hama Lenspen
- Kleines Reinigungstuch für Objektive
- Hama Optik-Papier
- Zwei Speicherkarten
Aufnahmen mit dem Smartphone
Die Aufnahmen in diesem Beitrag sind alle mit meinem Samsung Galaxy S10 Smartphone entstanden. Dort habe ich die “KI” aktiv, die versucht die Szenerie zu erkennen und entsprechende Einstellungen anzuwenden. Mitunter setzt die Kamera dann auch selbst mehrere Belichtungen zusammen. Das funktioniert in den meisten Fällen sehr gut. Bei Gegenlichtsituationen mit großem Dynamikumfang sind die Helligkeiten und Farben jedoch manchmal verschoben. Wundere dich also nicht, wenn einige Fotos in diesem Beitrag in dieser Hinsicht etwas seltsam aussehen.
Die Fototouren dieser Woche
Wetter mit wenig Bewölkung in den ersten Tagen
Gleich am ersten Abend liefen wir nach dem Check-In in der Ferienwohnung bei Puttgarden zum Strand vor. Damit ich es nicht später bereuen würde, nahm ich gleich die Fotoausrüstung mit. Ich dachte mir: Mal schauen, was ich so finde. Der Strand bestand überwiegend aus größeren und kleineren Steinen. Nach ein paar Minuten Suche nahm ich diese Felsen als Motiv.
Auf Fehmarn gibt es so gut wie keine Buhnen, was sonst an der Ostsee eher selten der Fall ist. Das kann ein Vor- oder Nachteil sein. Einerseits hat man die Buhnen dann nicht immer im Bild und kann seinen Blick und das Foto auf den Strand konzentrieren, andererseits sind Buhnen an sich auch ein interessantes Motiv.
Am nächsten Abend ging es in Richtung Weststrand der Insel. Wir fuhren mit dem Auto dorthin und planten die Ankunft so, dass wir etwa 15 Minuten vor Sonnenuntergang ankamen. Am Strand angekommen fiel mir dieser helle Felsen auf, der sich von den anderen abhob. Diesen setzte ich mit einem Hochformat als zentrales Element in meiner Bildkomposition im unteren Drittel ein.
Der Sonnenuntergang war an diesem Abend sehr farbintensiv. So probierte ich noch zwei weitere Bildkompositionen – ein Quer- und noch ein Hochformat.
Wie man auf dem zweiten Bild sieht, hatte sich auch der Mond die passende Richtung zum Erscheinen ausgesucht. Sehr freundlich!
Es war wirklich tolles Licht an diesem Abend und auf dem Weg zum Auto nahm ich mit meinem Smartphone diese Silhouette der Angler auf.
Zum Zeitpunkt der Buchung hatte ich die Mondzeiten überhaupt berücksichtigt. Als ich mir dann aber eine Woche vor Abreise die Mondphasen ansah, schienen die Bedingungen zum Sterne fotografieren für die ersten Tage ganz gut zu sein. Der Hafen in Puttgarden strahlte relativ viel Licht ab. Wenige Kilometer entfernt fand ich aber in Google Maps diesen Steg, der frei zugänglich war. Er zeigte grob Richtung Osten. So probierte ich, von hier aus Sterne zu fotografieren.
Das Licht des Mondes reichte selbst bei ISO 3200 nicht aus, damit vom Steg viel zu erkennen war. Rechts davon standen in einem Abstand von zehn Metern noch zwei Angler, die mit ihren Kopfleuchten den Steg unregelmäßig erhellten. Ich nutzte diesen “Zufall”, um insgesamt etwa 15 Aufnahmen zu machen, auf denen der Steg durch diese Beleuchtung immer wieder anders aussah.
Auch wenn ich auf der Reise regelmäßig fotografiert habe, gab es auf Fehmarn doch auch genug Zeit zum Entspannen. Seit 25 Jahren fliege ich Lenkdrachen und dafür spielt der Wind an der Ostsee meist gut mit.
Unverhoffter Sonnenaufgang
Das Wetter war während den ersten paar Tagen überwiegend sonnig. Nach dem vierten Tag auf der Insel wurde es etwas windiger und auch mal bewölkt. Eines Morgens entschied mein Hirn trotz Urlaub schon um 05:30 Uhr wach sein zu müssen. Ich versuchte noch einmal einzuschlafen. Nach dem ich gegen 06:15 Uhr immer noch wach war, kam mir die Idee, den Sonnenaufgang um 7 Uhr zu fotografieren.
Als ich aus dem Fenster sah, war es überwiegend bewölkt, aber an einigen Stellen kam blauer Himmel durch. Das hatte Potential für einen spannenden Sonnenaufgang. Ich bin normalerweise – vor allem am Morgen – ein gemütlicher Mensch, aber wenn ich eine Chance für gutes Licht sehe, kann ich ganz schnell sein. Vom Bett bis ins Auto dauerte es nur 10 Minuten.
Ich fuhr wieder zu dem Steg, den ich schon als Motiv für die Sternaufnahmen genutzt hatte. Dieser war zum Glück nur wenige Minuten von der Unterkunft entfernt. Als ich am Strand ankam, hatte ich noch ein paar Minuten, um mein Stativ aufzubauen. Ich wählte wieder das 10-22mm Weitwinkelobjektiv, um sowohl den Steg als auch viel vom Himmel in die Bildkomposition zu bekommen.
Wenige Augenblicke später strahlte die Sonne, die sich zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Horizont befand, die Wolken von unten an. Auch diesmal war es wieder so, dass das Farbschauspiel kurz vor Sonnenaufgang stattfand und dann nur fünf Minuten dauerte.
Für den Vormittag war Regen angesagt, der schon vom Festland heranzog. So konnte ich aber auch noch eine weitere Aufnahme den Strand herunter machen, wo dieser Himmel zu sehen war.
Nach einer halben Stunde fotografieren packte ich meine Ausrüstung zusammen und fuhr zurück zur Unterkunft, um noch einmal ein Stündchen zu schlafen.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir an diesem Tag noch einmal an eine andere Stelle am Weststrand. Mir ist wieder aufgefallen, dass ich im Prinzip nur wenig brauche: Meer, Sonnenuntergang und ein paar Felsen im Wasser – und dann mache ich da schon irgendwas draus. So verbrachte ich nach Ankunft am Strand ein paar Minuten damit, mir einige Bildkompositionen zu überlegen.
Am Ende machte ich drei verschiedene Aufnahmen – alles wieder Langzeitbelichtungen mit dem Hoya ND400. Ich mag einfach diesen surrealen Look.
Wenn ich am Meer fotografiere, dann passiert es immer wieder, dass das Stativ auch etwas Salzwasser abbekommt. Salzwasser ist für die Metallteile im und am Stativ nicht förderlich. Deshalb stelle ich das Stativ nach dem Einsatz im Salzwasser alle ein bis zwei Tage vollständig ausgezogen in die Dusche und spüle es ab. Danach lasse ich es über Nacht trocknen und packe es morgens wieder für die nächste Fototour zusammen.
Bewölktes Wetter an den letzten Tagen
Für den letzten Tag vor unserer Abreise war bewölktes Wetter angesagt. Das passte mir sehr gut, denn solche Bedingungen wünsche ich mir meist für Schwarzweiß-Langzeitbelichtungen. Ich fuhr morgens noch einmal zu dem Steg und machte aus drei verschiedenen Perspektiven Aufnahmen von mehreren Minuten.
Diesmal kamen dafür der B+W 110 und der Hoya ND8 Filter zum Einsatz. Beide Filter zusammen entsprechen einer Abdunklung von 13 Blendenstufen. So ergaben sich Belichtungszeiten von 3-4 Minuten.
Nach dem Mittagessen liefen wir zum Ende der Mole, wo ich ebenfalls noch eine Langzeitbelichtung aufnahm. Der restliche Tag war eher entspannt.
Am nächsten Tag ging es nach einer Woche auf Fehmarn zurück nach Hause. Nun ist mein Drang nach Meer-Fotos erst einmal wieder gestillt.
Ich habe wieder einmal gemerkt, dass ich für meine Landschaftsfotografie nur wenig Fotoequipment brauche. Für 95 % aller Situationen reicht mir meine 77D und das 10-22mm. Dazu Stativ, Fernauslöser und ein paar Filter und ich bin zufrieden.
Wie hat dir dieser Artikel gefallen? Hast du für dich etwas mitgenommen? Hast du noch Fragen an mich? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo Matthias,
ich habe deinen Blogbeitrag schon vor vier Jahren gelesen und fand ihn schon damals sehr interessant. Ich würde gerne mal nach Fehmarn fahren und das sind mir spontan deine fantastischen Bilder dazu wieder eingefallen. Ich dachte, ich hätte damals schon einen Kommentar hiergelassen. Habe ich wohl nicht, und hole das damit nach 🙂
Vielen Dank für deine Mühe und deine tollen Bilder!!
LG
Frank aus Nürnberg
Hallo Frank,
danke dir für das positive Feedback, freut mich sehr! Ich hoffe du wirst Fehmarn auch irgendwann erleben können, ist wirklich eine schöne Insel.
Liebe Grüße
Matthias
Danke für den Beitrag. Es war sehr interessant zu sehen wie das alles in der Realität aussieht. Hatte mich beim betrachten der bearbeiteten Bilder nämlich gefragt ob es solche Stimmung am Meer wirklich gibt oder es an der Langzeitbelichtung liegt. Jetzt ist es mir klar. 😉 Mir persönlich gefallen die normalen Fotos besser. Aber die Umsetzung ist wirklich interessant. Und da ich am Mittwoch mein Stativ bekomme werde ich es auf jeden Fall einmal probieren.
Hallo Matthias, ich finde es gut, dass Du auch das Stativ vor dem Duschen ausziehst! LG Gerd
Hallo Gerd,
da muss an alles gedacht sein! 🙂 🙂 🙂
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo Matthias,
wie immer Klasse Fotos. Mit viel Interesse lese ich deine Beiträge.
Nächste Woche fahre ich nach Greetsiel und werde versuchen es dir nachzumachen.
Welche Einstellungen hast du bei dem Foto mit den Regenwolken vorgenommen?
Grüße
Dieter
Hallo Dieter,
danke dir! Ich habe die Datei gerade nicht zur Hand, aber wenn ich mich recht entsinne hatte ich auch hier den ND 400 Filter im Einsatz. Die Einstellungen müssten dementsprechend Iso 100, F8 und 4 Minuten (Bulb mit Fernauslöser) gewesen sein.
Liebe Grüße,
Matthias