Ersetzt die KI-Bildgenerierung jetzt die Fotografie? Wird Fotografie verschwinden? Hier kommt meine persönliche Einschätzung dazu.
Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig
Die künstliche Intelligenz (KI) merken wir im Alltag gerade immer mehr. Nicht nur, wenn du mit dem Thema PC und Internet zu tun hast, selbst am Smartphone wird man damit aktuell regelrecht bombardiert. Selbst in WhatsApp und Instagram gibt es inzwischen sehr präsente Funktionen für die Nutzung von KI. Vielfach begegnet uns KI noch in Textform als Assistent oder Chat, aber auch die Generierung von Bildern und Videos wird immer mehr. Insbesondere Social Media wird davon gerade überschwemmt.
Der aktuelle Stand der KI-Bildgenerierung
Bildgeneratoren wie Midjourney und DALL-E gibt es bereits seit 2022. Zu der Zeit haben diese Tools noch viele Fehler gemacht und nicht selten unnatürliche Ergebnisse geliefert. Heute sind die Bilder bei richtiger Anfrage selbst für ein trainiertes Auge kaum noch von echten Fotos zu unterscheiden.
Um zu zeigen, auf welchem Level wir uns heute bewegen, habe ich drei Bilder mit Dall-E generiert.
Verblüffend, oder? Lohnt es sich da überhaupt noch, selbst zu fotografieren?
Abgrenzung zur beruflichen Fotografie
Mir ist eine Abgrenzung zur beruflichen Fotografie wichtig, die aus meiner Sicht gerade durch die künstliche Intelligenz einen Wandel erfährt.
Stockfotografie wird häufig zur Illustrierung und Aufmachung von Texten genutzt. Diese Art der Fotografie wird zum großen Teil durch künstlich generierte Bilder ersetzt. Auch Portraits von sich selbst lassen sich mittlerweile durch KI generieren, wenn man die KI mit einigen Fotos von sich selbst füttert.
Würde ich meine Hochzeit von einer KI nachstellen lassen anstatt einen Fotografen dafür zu beauftragen? Sicherlich nicht. Trotzdem gibt es Bereiche der beruflichen Fotografie, die aktuell immer mehr von der künstlichen Intelligenz ersetzt werden.
In den folgenden Absätzen gehe ich eher auf die Art von Fotografie ein, die ich als künstlerischen Ausdruck verstehe.
Auf was kommt es dir an – Prozess oder Ergebnis?
Vor einigen Jahren habe ich im Harz einen befreundeten Fotografen getroffen. Unter anderem ging es in unserem Gespräch um die Fototouren, die wir für das Jahr geplant hatten. Er sagte mir damals, dass eine Fototour vertane Zeit für ihn ist, wenn dabei keine guten Bilder entstehen. Ich entgegnete, dass mir auch das Erlebnis und die Zeit in der Natur wichtig sind.
In gewisser Weise finden sich hier Parallelen zur Herangehensweise zwischen einem KI-Bild und einer Fotografie. Mit beidem lassen sich Ergebnisse erzeugen, die den Betrachter bewegen können. Aber kommt es nur auf das Ergebnis an?
Falls die Antwort ja lautet, dann würde ich sagen, dass das Erschaffen eines KI-Bildes mit weniger Aufwand verbunden und somit vorzuziehen ist.
Ich persönlich habe aber auch Spaß am Fotografieren selbst. Es ist Teil des kreativen Prozesses. Ich plane die Fototour gerne, beschäftige mich mit den Wetterverhältnissen und scoute die Location. Ich verbringe gern Zeit mit der Kamera draußen. Ich erlebe auch einen Ort auf ganz unterschiedliche Weise, wenn ich mehrmals dort fotografiere, weil es mehrere Anläufe braucht, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.
Selbst wenn ich später nach der Bildauswahl und der Bearbeitung nicht mit den Ergebnissen zufrieden bin, denke ich oftmals gern an die Fototour selbst zurück. Für mich sind die Ausführung und die Erfahrung draußen mindestens genauso wichtig wie das Ergebnis.
Wenn du mit künstlicher Intelligenz ein Bild erzeugst, dann fällt dieser Teil weg.
Was ist Fotografie?
Ich sehe Fotografie als einen Ausdruck der eigenen Gedanken und Gefühle. Es ist eine Art der Kommunikation. Ohne Frage bringe ich auch Gedanken und Gefühle in ein KI-Bild ein, wenn ich die Anfrage dafür formuliere und diese immer weiter verfeinere.
Eben diese Gedanken und Gefühle entwickeln sich aber auch zum Teil erst, wenn ich beim Fotografieren draußen bin. Daher ist der Prozess selbst für mich auch so wichtig. Gewissermaßen ist es wie eine spontane Jam-Session in der Musik, bei der das Ergebnis sich dann erst entwickelt.
Meine persönliche Einschätzung: Wegen diesen Aspekten zum Prozess, zu den Gedanken und Gefühlen wird die KI-Bildgenerierung für mich keinesfalls die Fotografie ersetzen.
Austauschbarkeit als Chance für die Fotografie
Bilder werden durch KI-Generierung immer austauschbarer. Vielleicht ist gerade das eine Chance, damit sich die eigene Fotografie noch weiterentwickelt. Fotografie mit einem starken inhaltlichen Fokus kann somit noch wichtiger werden, weil sie sich davon unterscheidet.
Wenn du weiterhin daran arbeitest, deine Gedanken und Gefühle durch deine Fotografien zu kommunizieren, hebst du dich damit von der Flut an KI-Bildern ab.
Wie siehst du die Fotografie in Zeiten von künstlicher Intelligenz? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo ihr Lieben,
ich habe gerade noch einmal in Ruhe eure Kommentare gelesen, vielen Dank dafür! Es sind wunderbare Sichtweisen dabei, insbesondere zum Umweltschutz, zur Wahrnehmung und Bewegung.
KI in der Nachbearbeitung ist auch nochmal ein Thema für sich. Im Gespräch mit meiner Freundin ging es auch darum, ob dieser Bereich im Artikel auftauchen sollte. Da ist mir jedoch um die Intention hinter der Fotografie geht und KI in der Nachbearbeitung ein sehr großes Feld ist, wäre das ein Thema für einen eigenen Artikel.
Liebe Grüße und euch ebenfalls ein schönes Ostern
Matthias
Lieber Matthias,
vorab, ich bewundere dich für deine Energie und Zeit die Du investierst um deine Berufung in deinem Blog den Dialog zu suchen und deine Erlebnisse mit vielen die dieses schöne Hobby frönen, zu teilen.
Ich sehe die Fragestellung mit KI einfach und klar in zwei Auswirkungen geteilt. Steht im Vordergrund Geld mit dem Verkauf von geschossenen Bildern zu verdienen oder sich selbst an einem festgehaltenen Teil seines Lebens zu erfreuen? Im Fall der Kommerzialisierung erfolgt ein Wandel und ich möchte nicht unbedingt in der Haut der Betroffenen stecken. Im Fall selbst geschossener Bilder ist für mich der Fall ganz klar. KI hat hier keinerlei Bedeutung für mich und ich bin überzeugt es wird so bleiben- das Ereignis aus meinem Leben, das ich festhalten konnte, hat einen emotional unerreichbar hohen Stellenwert, weil es die Story dahinter immer wieder freilegt, wenn ich darauf blicke. Was für ein Schatz- das ist für mich im Gegensatz zu Bewegtbild nach wie vor der unerreichbare Vorzug. In der Stille das Bild wirken zu lassen, und wenn ich will minutenlang darauf zu blicken und immer wieder Gedanken dazu freien Lauf zu lassen, gewissermaßen eine Mediation. Was also kann es schöneres geben, als damit zu reflektieren oder einfach nur diesen Moment der Aufnahme immer wieder zu genießen – in der schnelllebigen, oberflächlichen Zeit in der fakes die Informationsflut immer weiter kollabieren lassen- der einzig wahre Rückzugsort, unverfälscht und really true.
Allen ein schönes Osterfest und genießt den einzig wahren Augenblick.
Man könnte fast meinen, die Photographie ist als Ausweg aus diesem Dilemma dabei sich neu zu erfinden, also viel Glück und Bewusstsein dabei!
Viele Grüße Klaus
Lieber Matthias,
vielen Dank für deinen Beitrag zu einem heiß diskutierten Thema. Mir selbst ist es egal wie ein Bild „erschaffen“ wurde. Gemalt, chemisch oder digital fotografiert oder durch KI erstellt. Hauptsache es spricht mich an und hebt sich angenehm aus der Masse langweiliger Bilder heraus. Allerdings interessiere ich mich aber auch für die Story hinter dem Bild. Die fehlt bei KI Bildern nun mal. Was könnte sich durch KI Bilder verbessern? Weniger zertrampelte Landschaften, wo die Instagram-Deppen das dreimillionste Bild mit dem selben Motiv schießen wollen.
hallo Mattias, danke für den schönen Beitrag. Ich kann Dir nur beipflichten, Fotografie macht nur Freude wenn man selber aktiv wird. KI ist bestimmt nicht die Erfüllung, man erspart sich die Mühe, hat kein Erfolgserlebnis, ist austauschbar und die persönliche Sicht / herangehensweise geht flöten. Digitale Fotografie ist
ein zweischneidiges Schwert – die Technik ist so ausgereift, das sich sehr viel von alleine erledigt. Frohe Ostern Marion
Lieber Matthias, die Ki wird in noch weiteren Bereichen unser Leben beeinflussen, was wir sicherlich in der gesamten Fülle noch nicht überblicken können.
Das echte Erlebnis in der Natur zu sein und/oder uns, egal wo wir sind, von Formen und Farben vereinnahmen zu lassen, um dann ein Foto zu erstellen, kann uns eine Ki nicht geben. Egal ob geplant oder im Urlaub, es geht raus aus dem begrenzten Wohnraum/Büro und wir sehen, riechen und schmecken z.B. die salzige Luft am Meer und wir fühlen und erleben etwas und lassen dann durch unseren Blick etwas wahrnehmen was letztlich, wenn wir die Kamera darauf ausrichten, ein Foto entstehen lässt. Es ist ein autentisches Bild und wir können uns oft Jahre später auch an vieles erinnern, was wir in dieser Bildentstehungsphase gefühlt und erlebt haben.
Für andere, die das Bild nur betrachten, kann dann natürlich ein gutes Ki Bild in Konkurrenz zu einem „echten“ Foto treten, denn sind wir doch ganz ehrlich, der Sonnenuntergang am Ki-Meer ganz oben drückt eine angenehme Abendstimmung aus.
Ich selbst bin für autentische Fotos, nicht nur wegen dem Erlebnis sondern auch weil alles in Bewegung ist und Licht sich immer wieder anders zeigt. Das ist spannend und kann mir Ki nicht ersetzen.
Wozu ich jedoch Ki gerne nutze, ist z.B. wenn ich ein Bild optimieren möchte. Flecken von Wassertropfen auf dem Objektiv die stören oder manchmal ein übersehenes Stromkabel was das Bild stört entferne ich gerne mit Hilfe des Ki Wekzeuges non Lightroom. Oder wenn es auf einem Familienfest hektisch wird und bei einem schnellgeschossenen Portrait die Tiefenschärfe zu gross ist, dann lasse ich die Ki die Schärfeebenen ermitteln und kann diese dann gezielt reduzieren.
So kann ich mich Eurer Meinung getrost anschliessen, Ki für kommerzielle Dinge als sinnvolle Erweiterung zu sehen, aber für das persönliche Fotografieren sich in der echten Welt zu bewegen.
Lg
Joachim
Ps im aktuellen Fotowettbewerb von Cewe wird das autentische Bild ausdrücklich gewünscht 😉
Kein KI-Modell kann unsere Gefühle und Fotokunst ersetzen.