Wie würde die für mich perfekte Kamera aussehen? Heute nehme ich dich mit auf die Reise, welche Features ich mir wünschen würde.
Ich fotografiere primär Landschaft und Architektur. Dementsprechend sehen meine Wünsche auch aus. Manche meiner Wunsch-Features gibt es schon, aber sie sind leider noch nicht alle zusammen in einer Kamera vereint. Worauf kommt es mir an?
Äußere Merkmale
Das richtige Gewicht
Besonders durch die Landschaftsfotografie lege ich mit meiner Fotoausrüstung manchmal längere Strecken zu Fuß zurück. Nicht nur die Strecke an sich ist dabei relevant, auch die Höhenmeter. Sollte die perfekte Kamera deshalb nur 10 Gramm wiegen?
Auf keinen Fall. Meine perfekte Kamera würde wahrscheinlich etwa 300 Gramm wiegen. Inklusive Objektiv könnten es dann vielleicht 400 Gramm sein. Wie mein Wunschobjektiv aussieht, kannst du weiter unten nachlesen.
Das Gewicht sorgt nämlich zum einen für eine gewisse Wertigkeit, zum anderen lässt es mich die Kamera aber auch ruhiger halten. Im Idealfall würde es mir nichts ausmachen, die Kamera mit mir herumzutragen. Außerdem würde meine Hand dann nicht mit der Zeit ermüden.
Eine angenehme Größe
Wie groß sollte meine perfekte Kamera sein? Meine Sony Alpha 7 III ist nicht gerade klein, aber für meine großen Hände lässt sie sich perfekt greifen. Deshalb würde ich wahrscheinlich auch weiterhin eine Kamera in dieser Größe bevorzugen.
Meine Fujifilm X100V ist zwar etwas kleiner, aber der Griff für die Hand ist hier weniger ausgeprägt. Dadurch greife ich die Kamera auch anders, was aber nicht unangenehm ist. Aus ergonomischer Sicht ist jedoch die A7 III mein Favorit.
Platzierung des Suchers
Meine ideale Kamera hat ihren Sucher links oben am Gehäuse. Ich bin ein großer Fan davon. Denn so muss ich mir nicht immer die Nase an der Kamera platt drücken. Mittlerweile sind mittig sitzende Sucher zwar etwas herausgestellt, aber perfekt ist es immer noch nicht.
Ein Sucher, der wie bei Messsucherkameras links oben sitzt, ist für mich perfekt. So kann ich bequem durch den Sucher schauen. Meine X100V und auch meine Kompaktkamera, die Sony RX100 VA, haben beide den Sucher an dieser Stelle.
Der Sucher selbst
Der Sucher wäre in etwa so groß wie der bei der Sony Alpha 7S III. Mit einer Vergrößerung von 0,9 zählt er zu den aktuell größten Suchern. Als Auflösung würden mir hier sicherlich 5 Megapixel genügen. Das ist gut die Hälfte der A7S III. Zusammengefasst sollte der Sucher meiner perfekten Kamera also möglichst groß und hochauflösend sein.
Überdimensionales Display
Meine Fotos entstehen oftmals vom Stativ aus. Dabei nutze ich das Display der Kamera zur Beurteilung meiner Bilder und Bildkompositionen. Bei niedrigen Aufnahmepositionen ist es für mich und meine Größe total hilfreich, dass das Display neig- und schwenkbar ist.
Aktuelle Displays haben maximal eine Diagonale von 3,2 Zoll. Von mir aus könnte das Display aber auch noch deutlich größer sein.
Wie wäre es mit 10 Zoll? Damit die Kamera dann nicht zu groß wird, könnte das Display ausklappbar und faltbar sein.
Zumindest gibt es ja aktuell schon Aufsteckdisplays für den Blitzschuh, die sich mit dem HDMI Ausgang der Kamera verbinden lassen, wie zum Beispiel den Lilliput Camera Field Monitor.
Antigravitations-Stabilisierung
Ich muss noch einmal auf das Thema Gewicht der Fotoausrüstung zu sprechen kommen. Denn einen großen Teil davon macht das Stativ aus. Mir ist vollkommen klar, dass dies nötig ist, weil ich mich so mehr mit meinen Bildern vor der Aufnahme beschäftige. Meine Bildkompositionen sind wesentlich durchdachter, wenn ich beim Fotografieren ein Stativ benutze.
Es wäre aber noch schöner, wenn ich kein Stativ mehr mitschleppen müsste. Ich stelle mir das so vor, dass ich die Kamera einfach irgendwo in der Luft platziere und dort bleibt sie stehen. Mithilfe einer Antigravitationstechnologie oder kleinen Düsen an der Außenseite. Wäre das nicht großartig?
Lichtstarkes Miniobjektiv
Natürlich würde ich auch nur noch ein Objektiv, welches alle Fotobereiche abdeckt, mitnehmen wollen. Ich stelle mir da eine Brennweite von 12-200 mm vor. Außerdem sollte es eine durchgängige Lichtstärke von F1.0 haben. Nicht schwerer als 100 Gramm, nicht länger als 5 cm. Vermutlich müssten die Entwickler diverse optische Gesetze umgehen, damit so etwas möglich wäre.
Einschübe für Filter
In der Kamera oder im Objektiv sollten auch gleich Einschübe für ND Filter und Polfilter integriert sein, die ich dann bei Bedarf zuschalten kann.
So könnte ich genau die Filter, die ich regelmäßig nutze, immer direkt in der Kamera dabei haben. Ich müsste sie nicht erst vor das Objektiv schrauben, sondern könnte sie per Knopfdruck einfach zuschalten.
Innere Werte
Großer Sensor
Es wäre keine Grundvoraussetzung, aber ein großer Sensor wäre eine tolle Sache. Ich glaube am liebsten wäre mir 6 x 6 cm als Format. Ich mag den Look von Mittelformatkameras inzwischen sehr. Mit einem lichtstarken Objektiv lässt sich hier schon eine Menge machen. Aber die richtige Trennung der unterschiedlichen Ebenen in einem Bild lässt sich nur mit einem großen Sensor erreichen.
Unterschiedliche Bildformate könnte man dann von diesem Sensor aus erzeugen. Mehr dazu weiter unten.
Nicht zu viele Megapixel
Wegen Beugungsunschärfe und zu großen Dateien brauche ich gar nicht so viele Megapixel. Mir würden wie jetzt auch 24 MP vollkommen ausreichen.
ISO 10-819.200
Für Langzeitbelichtungen kann es hilfreich sein, wenn sich die ISO der Kamera unter 100 einstellen lässt. So kann ich entsprechend länger belichten. Mit meiner Sony Alpha 7 III kann ich bis auf ISO 50 heruntergehen.
Meine perfekte Kamera könnte mit ISO 10 Aufnahmen machen, gleichzeitig aber bis 819.200 erhöhen. Wieso gerade dieser Wert? Das war mehr oder weniger zufällig. Ich würde auch gern bei wirklich wenig Licht Aufnahmen ohne Stativ machen können. Wobei sich dieses Merkmal auch mit der oben angesprochenen Antigravitations-Stabilisierung erledigt hätte.
Ein riesengroßer Dynamikumfang
Heutige Kameras decken bis zu 14,8 Blendenstufen an Dynamikumfang ab. Das ist schon sehr viel. Verglichen mit (Schwarz-Weiß-)Filmen ist es aber überschaubar.
Meine perfekte Kamera hätte 25 Blenden Dynamikumfang. So bräuchte ich nicht mehrere mehrere Belichtungen der gleichen Szene zu einem Bild zusammensetzen.
Features von heutigen Handykameras
Weil der Markt der Smartphones so groß ist, steckt sehr viel Geld darin. So können die Hersteller vor allem per Software spannende Features in ihre Smartphone Kameras integrieren, von denen wir bei Spiegelreflex- oder Systemkameras bisher noch träumen. Nehmen wir mal nur drei Features, die mir direkt einfallen.
Mein aktuelles Samsung Galaxy S21 FE Smartphone setzt automatisch mehrere Belichtungen als HDR zusammen, ohne dass ich irgendetwas dafür tun müsste. Das Ergebnis ist noch nicht perfekt, aber absolut vorzeigbar.
Der Hintergrund bei Portraits wird automatisch weichgezeichnet, sodass die Person freigestellt ist.
Nach wie vor beeindrucken mich die Nachtaufnahmen am meisten. Bei fast völliger Dunkelheit kann ich mit meinem Smartphone fotografieren und dabei kommen brauchbare Bilder heraus. Belichtungszeiten von 5 Sekunden ohne Stativ sind dabei problemlos möglich.
Dieses Bild entstand vor ein paar Wochen im Urlaub in Frankreich. Bei Dunkelheit, mit dem Smartphone und ohne Stativ.
Man stelle sich nur einmal vor, was hier mit einem bedeutend größeren Sensor wie dem einer Spiegelreflex- oder Systemkamera möglich wäre…
Alle Filmsimulationen von Kodak über Ilford bis Fujifilm
Seit geraumer Zeit nutze ich neben meiner Sony auch eine Fujifilm X100V Kamera. Besonders innerhalb der letzten zwei Jahre habe ich die Filmsimulationen der Fujifilm Kameras schätzen gelernt. Diese simulieren bekannte Filme von Fuji wie Velvia, Acros oder Eterna.
Dank der Seite Fuji X Weekly lassen sich noch viele weitere Filmsimulationen einstellen. In meiner X100V habe ich mir beispielsweise einen Ilford HP5 und Kodak Portra angelegt.
Dank der herausragenden JPGs fotografiere ich mit der Fuji fast nur noch in JPG, nicht mehr in RAW. Das sorgt irgendwie auch für unbeschwertes Fotografieren. So muss ich in der Nachbearbeitung auch fast nichts mehr an den Bildern drehen.
Meine perfekte Kamera sollte auf jeden Fall die Möglichkeit mitbringen, all diese Filmsimulationen einzustellen.
Individuelle Aufnahmeformate – von 1:1 bis 6 x 17
Die meisten aktuellen Kameras haben ein festes Seitenverhältnis von 3:2 für die Bilder. Dieses Verhältnis haben ja auch fast alle Sensoren. Im Menü lässt sich häufig noch 1:1 oder 16:9 einstellen.
Natürlich kann ich einfach alles in 3:2 fotografieren und die Bilder am PC bei der Nachbearbeitung zurechtschneiden. Ich habe aber gemerkt, dass ich wesentlich bessere Bildkompositionen fotografiere, wenn ich das richtige Seitenverhältnis schon in der Kamera eingestellt habe. So habe ich direkt in diesem Moment schon den passenden Blick auf die finale Bildkomposition.
Perfekt wäre es, wenn ich als Nutzer auch meine eigenen Aufnahmeformate im Menü einstellen könnte. Was ist, wenn ich ganz oldschool 4:3 fotografieren wollte? Oder Lust auf Großformat-Seitenverhältnis mit 4×5 hätte? Oder auf das Panoramaformat der Hasselblad Xpan mit 6×17?
Ganz wichtig: Äußere Individualisierung
Zum Schluss wären mir noch ein paar nicht ganz ernst gemeinte Features unheimlich wichtig.
Wäre es nicht toll, wenn man seine Kamera auch von außen individualisieren könnte? So wie beim Auto-Tuning?
Stell dir mal eine Kamera mit Chrom-Elementen oder Flammen-Lackierung vor. Oder Breitbau-Bodykit. Oder mit Unterbodenbeleuchtung. Oder individuellem Auslösegeräusch.
Ich träume ja vom (künstlichen!) Fuchsschwanz an der Kamera. 😉
Ein großer Dank geht an Thomas Brandt für dieses tolle Bild, welches mit der künstlichen Intelligenz-Bildgenerationssoftware Midjourney entstanden ist.
Wie sieht die für dich perfekte Kamera aus? Welche dieser Features brauchst du auch unbedingt? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo Matthias, was hälst du von der Sony A7 II?
Liebe Grüße Michael
Hallo Michael,
die Sony A7 II ist eine ordentliche Kamera, insbesondere bei dem aktuellen Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Sensor ist gut, die Menüstruktur könnte besser sein.
Liebe Grüße,
Matthias
Ich fotografiere mit einer gut 12 Jahre alten Leica M9 und hochwertigen M-Objektiven. Einfache ganz ganz aufs Wesentliche reduzierte Fotografie. Perfekt 🙂 (für mich)
Wenn man einmal seine Kamera und Objektive gefunden hat, kann man über Jahre dabei bleiben. Sehr cool!
Hallo Mathias,
vielen herzlichen Dank für diesen (leicht versponnenen) Beitrag. Zeigt er doch, daß es einfach nicht DIE perfekte Kamera geben kann.
Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es eine Kamera (incl. Objektiv) mit variabler Gehäusegröße und zuschaltbarem bzw. regelbarem Eigengewicht.
Eine solche Kamera hatte eine angenehme Größe für ausgewachsene Männerhände bei minimalem (hosentaschentauglichem) Transportvolumen und würde vom angenehmen Handgefühl (Masse) bis zum stativfreien Arbeiten (Gravitation: OFF) alles ermöglichen.
Es steht jedoch zu befürchten, daß für eine Umsetzung nicht nur optische Gesetze umgangen werden müssten.
Da bleibe ich dann doch lieber bei meinen, gelegentlich die Kreativität herausfordernden, Beschränkungen.
Schöne Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
das ist eine spannende Idee, aber vermutlich müssten dafür einige physikalische Gesetze umgangen werden. 🙂
Wie du schon schreibst – die Beschränkungen fördern die Kreativität.
Liebe Grüße,
Matthias
Ich sage nur: Das ExPhone – auch wenn der Film inzwischen rund 10 Jahre alt ist: https://www.youtube.com/watch?v=9-nezImUP0w
Sehr cool, das kannte ich noch nicht! Vor allem die Speichermedien sind ja herrlich 😀
All das und für Linkshänder… ich dreh die Rädchen immer zuerst in die falsche Richtung…
Vielleicht noch Wasserdicht mit GoPro kombiniert…
Ach, träumen ist was schönes
Liebe Grüsse Antonia
Stimmt, für Linkshänder gibt es kaum etwas. Gute Idee!
Liebe Grüße,
Matthias
Na dann kann ich dir die OM System OM1 nur empfehlen, die erfüllt ja 97% deiner Anforderungen 😉👌🏼. Bis auf den großen Sensor, das große Display und den versetzten Sucher sollte sie ja alles erfüllen. Live ND Filter aus der Hand, High-res-Aufnahme aus der Hand( 50MP),Stativ kannst du zu Hause lassen …. bis zu 7 EV über Bildstabilisierung….bester Wetterschutz am Markt…usw . Und wer jetzt sagt mit MFT kann man keine hochwertigen Fotos machen…naja den verweise ich auf Marcus Wäger, da kann man sich über Bildqualität, Dynamikumfang usw. informieren.
Dankeschön für die Empfehlung 🙏
gerne👌🏼….ja MFT wird gerne immer ins schlechte Licht gestellt. Aber viele Landschafts- und Tierfotografen wissen dieses leichte und kompakte System zu schätzen.
MFT ist ohne Zweifel ein sehr gutes und noch dazu kompaktes System!
Ein Drohnenmodus und Navi nicht zu vergessen. Per Sprachbefehl geben wir den Fotospot ein, die Kamera fliegt los und überträgt alles auf unseren 4k Fernseher im Wohnzimmer,macht das Bild, bearbeitet es mit dem integrierten Bearbeitungsprogramm und fertig
Hmmm….
Eigentlich würde mir eine Kamera mit großem Display und ohne Videofunktion reichen. Ein gutes Preis Leistungs Verhältnis wäre dann schön.
Alle anderen Mühen nehme ich dann gerne auf mich.
Aber ich fürchte wir entwickeln uns eher in Richtung deiner Vision.. 🥴
Viele Grüße
Ralf
Sehr gute Ideen Ralf! Auch wenn Themen wie Dynamikumfang weiterentwickelt werden, glaube ich, dass die Fotografie so wie wir sie jetzt kennen im Wesentlich so bleibt. Und darum bin ich nicht traurig 🙂
Liebe Grüße,
Matthias
Meine perfekte Wunschkamera hat den Sucher unten links am Gehäuse.
Links, weil ich mit dem linken Auge kucke.
Unten, … dann könnte ich bei 99% aller Aufnahmen auf das Stativ verzichten weil ich die Kamera an der Stirn anlegen könnte, … brauche dann nur noch den Kopf still halten.
Interessanter Ansatz! Ich frage mich, ob es eine Kamera gibt, die den Sucher unten links hat…
Die wäre mir dann sicher schon aufgefallen, … Konstrukteure denken, wie es scheint, auch nicht immer praktisch, sondern nach dem Motto: Das war schon immer so / das haben wir schon immer so gemacht und es wird gekauft, …
Du musst nur das Richtige rauchen, Matthias, (oder hast Du das vielleicht schon?) – dann erscheint Dir diese Idealkamera wie von selbst. Auch Antigravi funktioniert astrein mit ein bissel LSD dazu. ;-))))
Im Ernst: Meine Panasonic TZ 101 (besser noch wäre die TZ 202) erfüllt eine ganze Reihe Deiner Wünsche. Das größere Display krieg man preiswert mit einer Spiegelung auf ein Smartphone hin.
Herzliche Grüße
Manfred
Man könnte meinen, dass ich vor dem Verfassen dieses Artikels das Richtige geraucht habe, dem ist aber nicht so. Das größere Display könnte man sogar mit nem Tablet umsetzen… hmm.
Liebe Grüße,
Matthias
Alles klar! Dann musst du nur auf den Gerüchte-Webseiten Ausschau nach der bald kommenden „Fujisony GFX 700R Antigrav Megazoom“ halten!
Ausgezeichnet, dann werde ich dafür schon mal Geld beiseite legen! 🙂