Wer einen Blick in meine Empfehlungen wirft, wird dort nicht viele Bücher finden. Ich finde, dass es nur wenige Bücher über Fotografie gibt, die sich wirklich lohnen. Das liegt besonders daran, dass viele einfach nur die Technik beschreiben und damit eben nur an der Oberfläche der Fotografie bleiben. Kürzlich habe ich ein Buch gelesen, was viel tiefgehender ist. Darüber möchte ich heute berichten.
Der Weg zum eigenen fotografischen Ausdruck
Der Titel des Buches lautet zwar “Die Kunst der Fotografie”, doch empfinde ich den Untertitel “Der Weg zum eigenen fotografischen Ausdruck” als viel passender. Selten hat mich ein Buch über Fotografie so zum Nachdenken angeregt. Das Buch ist auch deshalb in meine Empfehlungen für Fotografie Bücher hineingekommen.
Wenn ich Sachbücher lese, nutze ich dabei auch immer ein Notizbuch. Darin schreibe ich die für mich wichtigsten Erkenntnisse auf. Ich bin von Haus aus ein sehr vergesslicher Typ. Das Notizbuch hilft mir, mich an die bedeutenden Punkte aus dem Buch auch ein halbes Jahr später noch zu erinnern.
Normalerweise habe ich dann pro Buch ein bis zwei A6 Seiten Notizen. Bei dem Buch von Bruce Barnbaum habe ich sieben Seiten geschrieben. Schon das zeigt den Gehalt für mich.
Um was geht es denn nun?
Das Buch hat folgende 18 Kapitel:
- Fotografie als Mittel der Kommunikation
- Was ist Komposition?
- Elemente der Komposition
- Visualisierung
- Licht
- Farben
- Filter
- Das Zonensystem für Aufnahmen auf Film
- Die Steuerung des Kontrasts von Schwarz-Weiß Negativen – Das erweiterte Zonensystem
- Der Abzug
- Das digitale Zonensystem
- Präsentation
- Die Zerschlagung fotografischer Mythen
- Fotografische Techniken und künstlerische Integrität
- Fotografischer Realismus, Abstraktion und Kunst
- Gedanken zur Kreativität
- Der intuitive Zugang zur Kreativität
- In Richtung einer persönlichen Philosophie
Damit ist es eine Mischung aus einem Teil Denken und Fühlen von Fotografie und einem Teil Technik.
Die schlechte Nachricht zuerst: Für digitale Fotografen lohnen sich die Kapitel 8-10 nicht. Für Filmfotografen sind diese Abschnitte dafür sehr bereichernd. Kapitel 11 – „Das digitale Zonensystem“ kann ich deshalb nicht empfehlen, weil man hier merkt, dass Bruce Barnbaum eher Filmfotograf ist. Die Tipps zur digitalen Fotografie fallen daher eher oberflächlich und wenig zeitgemäß aus.
Deshalb lohnt sich das Buch so sehr
Viel wichtiger sind für mich alle anderen Kapitel des Buches. Bruce Barnbaum stößt an, dass du für dich selbst hinterfragst, wieso du etwas fotografierst. Dass du alle Elemente des Bildes so ausrichtest, dass sie das unterstützen, was du sagen willst.
Als Beispiel muss ich dabei immer wieder an folgende Aussagen denken: Viele Fotografen fahren heute auf starke Kontraste ab. Sowohl Gesamt- als auch Mikrokontrast. Die Regler werden soweit gedreht, dass das Bild den gewissen Punch bekommt.
Kontrast erzeugt ein dynamischeres Bild. Was jedoch, wenn ich bei der Aufnahme eine friedvolle und ruhige Szene vor mir habe, die ich auch im Bild genauso festhalten will? Ein starker Kontrast bewirkt in der Bildstimmung genau das Gegenteil.
Und so hat Bruce Barnbaum in meinem Kopf angestoßen, dass alle Elemente und Schritte der Nachbearbeitung im Bild auf die Stimmung und die Aussage passen sollten.
Er berichtet von seinen Erfahrungen mit Bildkomposition, die nicht 0815 sind. Er schreibt über die verschiedenen Schritte der Visualisierung. Er sagt: Mach lieber gar kein Bild als ein Schlechtes. Er beschäftigt sich mit Licht, gibt Einsicht in den bedachten Einsatz von Filtern und gibt viele Anregungen, wie man sich selbst in der Fotografie weiterentwickelt. Wie man selbst den für sich richtigen Weg findet.
Selbst wenn ich nur meine Aufzeichnungen zu diesem Buch lese, bin ich gleich wieder vollkommen in den Gedanken dazu. Bruce Barnbaum schafft es, nicht seine eigene Sichtweise aufzudrücken, sondern den Leser dahin zu bringen, seinen eigenen Weg zu erkunden. Ich kann dir dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen!
Aus meiner Sicht derzeit das beste Buch auf dem Markt zum Thema.
Das Buch ist sicherlich lohnend, auch wegen der phantastischen Fotos. Wie aber steht es mit „Die Essenz der Fotografie“ von demselben Autor, das 2015 erschien? Haben Sie die beiden Bücher verglichen und wenn ja mit welchem Resultat? Falls Sie „Die Essenz der Fotografie“ ebenfalls kennen: Warum bevorzugen Sie „Die Kunst der Fotografie“?
Ich habe die Essenz der Fotografie noch nicht gelesen, ich meine mich erinnern zu können, dass es der Nachfolger ist.
Danke für die ausführliche Vorstellung des Buches.
Ich hab es gerade direkt bestellt und bin sehr gespannt. Toller Beitrag.
Mehr davon! 🙂
Viel Freude damit! Danke dir, ich arbeite immer dran 🙂
Hi Matthias, leider ist das Buch nicht mehr verfügbar 🙁
Ich wollte Dir dennoch für Deine vielen Tips, die Hilfe, die Mühe die Du Dir machst und Dein Engagement Dein Wissen zu verbreiten danken.
Höchsten Respekt vor Deiner Aussage „mich macht es glücklich und zufrieden anderen Menschen zu helfen“
Hallo Klaus,
das mit dem Buch tut mir leid, aber bei Amazon steht, dass es ab 31. August die zweite Auflage davon gibt. Sobald es verfügbar ist, schicke ich auch noch einmal eine Mail dazu rum.
Vielen Dank für deine lobenden Worte, so etwas motiviert mich ungemein weiter zu machen!
Liebe Grüße,
Matthias
Hey Klaus,
heute erscheint die zweite Auflage des Buches: https://amzn.to/2g7Ngpy
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo Matthias,
vielen Dank für Deinen Tip. Das Buch ist wirklich außergewöhnlich und hat bei mir neue Denkanstöße ausgelöst. So drehe ich z.B. den Kontrast und die Farben runter, wenn es die Komposition erfordert. In gegensätzlichen Fall gibt es natürlich „volles Rohr“. Aber auch die Unterteilung in „Bildstimmung“, die dem ganzen Motiv zugrunde liegt, und „Hauptmotiv“ war mir bisher nicht klar. Einfach lesen :-).
Viele Grüße
Jörg
Ging mir auch so, das Buch bewegt echt viel im Kopf…
oh vielen Dank Matthias, ich hatte mir das auch schon mal in den Warenkorb gelegt, aber eine persönliche Rezension ist natürlich überzeugend.
Es lohnt sich 🙂