Was ist das Bokeh? Wovon ist es abhĂ€ngig? Und wie sind die optimalen Einstellungen dafĂŒr? Der heutige Beitrag ist besonders fĂŒr Portraitfotografen interessant.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das Bokeh?
- FĂŒr wen spielt das ĂŒberhaupt eine Rolle?
- Wovon ist das Bokeh abhÀngig?
- Zusammenfassung: Die besten Einstellungen fĂŒr ein schönes Bokeh
- Kann ich mit der Smartphone Kamera Fotos mit Bokeh machen?
- Kann ich diesen Effekt nachtrÀglich mit Photoshop erzeugen?
- Lohnt sich eine Kamera mit gröĂerem Sensor fĂŒr ein weicheres Bokeh?
- Lohnt sich ein anderes Objektiv fĂŒr ein schöneres Bokeh?
Was ist das Bokeh?
Als Bokeh wird der unscharfe Bereich in Fotos bezeichnet. Genauer gesagt geht es dabei um die QualitÀt dieser Teile des Bildes. Ein typisches Beispiel ist eine Portraitaufnahme, bei der der Hintergrund verschwommen ist. Dieser verschwommene Hintergrund und dessen Aussehen wird dann als Bokeh bezeichnet. Nachfolgend zeige ich dir, wie du diesen Effekt erreichst.
FĂŒr wen spielt das ĂŒberhaupt eine Rolle?
Das Bokeh ist in erster Linie fĂŒr Portraitfotografen wichtig. Hier geht es darum, das Model zu betonen, in dem es sich vom Hintergrund abhebt. Es kann auch sinnvoll sein, nicht so viel vom Hintergrund im Bild zu zeigen, weil dieser vielleicht nicht besonders ansehnlich ist. Ein angenehmer verschwommener Hintergrund ist in aller Regel fĂŒr Fotografen wichtig, die hĂ€ufig mit geringer TiefenschĂ€rfe arbeiten. In der Makrofotografie beispielsweise spielt dieser Aspekt also auch eine Rolle.
Wovon ist das Bokeh abhÀngig?
Die Erscheinung des Bokehs hĂ€ngt von Sensor-/FilmgröĂe, Brennweite, Blendenöffnung, Bauweise des Objektivs, Abstand von Kamera zum Motiv und dem Abstand des Motivs zum Hintergrund ab. Du kannst also je nach Einstellung oder Objektiv auch ohne eine neue Kamera oder ein neues Objektiv kaufen zu mĂŒssen, die HintergrundunschĂ€rfe und deren QualitĂ€t beeinflussen.
SensorgröĂe / FilmgröĂe Unterschiede
Je gröĂer der Sensor oder die FlĂ€che des Films, umso weicher ist das Bokeh. Bei gleicher Blende und gleichem Bildausschnitt ist der Hintergrund beispielsweise bei einer Vollformatkamera stĂ€rker verschwommen als bei einer APS-C Kamera.
Mehr Brennweite sorgt fĂŒr ein schöneres Bokeh
Je gröĂer die Brennweite, umso mehr verschwimmt bei gleicher Blende der Hintergrund. Das Bokeh ist also weicher, je gröĂer die Brennweite ist. Wenn du deinen Standpunkt nicht verĂ€nderst, Ă€ndert sich damit natĂŒrlich auch der Bildausschnitt.
Blendenöffnung
Das Bokeh wird weicher und damit in aller Regel schöner, je weiter du die Blende öffnest. Je weiter du die Blende schlieĂt, umso schĂ€rfer wird der Hintergrund abgebildet. Bei einer kleinen Blendenzahl wie F 1.8 ist der Hintergrund also wesentlich weicher als bei einer gröĂeren Blendenzahl wie F 11.
Weil die TiefenschĂ€rfe mit weiter geschlossener Blende (hier Blende 11) gröĂer ist, ist der Hintergrund beim unteren Bild auch weniger unscharf als beim oberen.
Die genaueren ZusammenhĂ€nge zu dieser grundlegenden Kameraeinstellung findest du in meinem Artikel ĂŒber Blende, Belichtungszeit und ISO.
Die Bauweise des Objektivs
Das Bokeh hÀngt auch vom Objektiv und seiner Bauweise ab. Es gibt daher Objektive, die bei gleicher Brennweite ein weicheres Bokeh als ein anderes Objektiv haben.
Das kann beispielsweise damit zusammenhÀngen, dass die Lamellen der Blende abgerundet sind. Damit erscheinen helle Punkte im Hintergrund deines Fotos, wie beispielsweise das Licht einer Lampe, kreisrund statt eckig.
Andere Objektive können diese Highlights im Bildhintergrund auch wie Ringe aussehen lassen. Falls du mehr ĂŒber solche Objektive wissen willst, lohnt es sich auch online nach „Helios 44“ zu recherchieren.
Abstand zum Motiv
Je kleiner der Abstand zwischen Kamera und Motiv ist (bei gleicher Brennweite), desto mehr verschwimmt der Hintergrund. Damit ist das Bokeh weicher, je nÀher du an dein Motiv heran gehst.
Beim unteren Bild ist der Hintergrund viel stÀrker weichgezeichnet, weil der Abstand zum Motiv kleiner war.
Abstand zwischen Motiv und Hintergrund beachten
Das Bokeh wird auch weicher, je weiter es sich hinter deinem Motiv befindet. Wenn du beispielsweise ein Portrait von jemandem aufnimmst, kannst du dich mit deinem Model weiter vom Hintergrund entfernen, damit der Hintergrund mehr verschwimmt und das Bokeh schöner wird.
Beim unteren Bild ist der Hintergrund mehr verschwimmen, weil der Abstand zwischen Motiv und Hintergrund gröĂer war.
Zusammenfassung: Die besten Einstellungen fĂŒr ein schönes Bokeh
Welches sind also die besten Einstellungen fĂŒr ein schönes Bokeh?
- SensorgröĂe: Wenn du die Wahl zwischen einer Vollformatkamera und einer APS-C Kamera hast, kannst du fĂŒr ein weicheres Bokeh die Vollformatkamera vorziehen.
- Brennweite: Nimm die gröĂte Brennweite, die du hast. Wenn du ein 18-55 mm Objektiv hast, solltest du fĂŒr ein schönes Bokeh damit bei 55 mm Brennweite fotografieren.
- Blende: FĂŒr ein angenehmes Bokeh solltest du die Blende deines Objektivs so weit wie möglich öffnen. Wenn du also eine Festbrennweite wie ein 50 mm 1.8 dein Eigen nennst, solltest du die Aufnahmen mit Blende 1.8 machen.
- Objektiv: Wenn du die Wahl zwischen einem 18-55 mm F 3.5-5.6 und einem 50 mm F 1.8 Objektiv hast, dann hat meist das 50 mm F 1.8 Objektiv das schönere Bokeh. Das liegt nicht nur daran, dass du damit die Blende weiter öffnen kannst, eventuell ist das 50 mm F 1.8 auch bei gleicher Blende fĂŒr ein weicheres Bokeh konstruiert.
- NÀhe zum Motiv: Falls du die Möglichkeit hast, kannst du etwas nÀher an dein Motiv herangehen. Dann verschwimmt der Hintergrund mehr und das Bokeh wird weicher.
- Abstand zwischen Motiv und Hintergrund: Wenn du dein Motiv umpositionieren kannst, vergröĂerst du den Abstand zwischen Motiv und Hintergrund. So wird dieser Hintergrund im Foto weicher ausfallen.
Kann ich mit der Smartphone Kamera Fotos mit Bokeh machen?
Weil der Sensor einer Smartphone Kamera in aller Regel sehr klein ist, ist es schwer, damit Fotos mit verschwommenen Hintergrund zu machen. FĂŒr Makroaufnahmen von ganz kleinen Motiven musst du ganz nah an dein Motiv herangehen. Dann verschwimmt in aller Regel auch der Hintergrund.
Weichgezeichneten Hintergrund erzeugen die meisten Smartphone Kameras heute per Software. In der Kamera-App kannst du dann einen Portraitmodus auswÀhlen, der den Hintergrund nachtrÀglich weichzeichnet. HÀufig kannst du auch noch auswÀhlen, wie stark diese Weichzeichnung sein soll.
Ăber die letzten Jahre sind die Smartphones immer besser darin geworden, im Portraitmodus Ergebnisse zu liefern, wie sie sonst nur mit einer „groĂen“ Kamera möglich waren. Insbesondere die Erkennung des Hauptmotives und die Entscheidung, welche Details noch scharf abgebildet werden sollen, ist wesentlich besser geworden.
Kann ich diesen Effekt nachtrÀglich mit Photoshop erzeugen?
Ja, du kannst einen Bokeh-Effekt nachtrĂ€glich in Photoshop erzeugen. DafĂŒr ist es nötig, dass du dein Hauptmotiv auswĂ€hlst und dann sagst, welcher Teil des Hintergrundes weichgezeichnet werden soll.
Dieses Video fand ich in dem Zusammenhang hilfreich:
Auch hier gibt es bereits halbautomatische Erkennungen fĂŒr die Auswahl deines Motivs und was davon genau freigestellt werden soll.
FĂŒr die prĂ€zise Auswahl deines Hauptmotivs wird sich in Zukunft durch KI noch Vieles vereinfacht werden.
Lohnt sich eine Kamera mit gröĂerem Sensor fĂŒr ein weicheres Bokeh?
Wenn du öfter Portraitaufnahmen machst, dann lohnt sich fĂŒr dich auf lange Sicht vermutlich eine Kamera mit gröĂerem Sensor. Das ist auch ein Grund, wieso Portraitfotografen meist irgendwann von APS-C- auf Vollformatkameras umsteigen.
Lohnt sich ein anderes Objektiv fĂŒr ein schöneres Bokeh?
Gibt es so etwas wie ein Bokeh Objektiv? Falls du viel Portrait fotografierst, ist ein Objektiv mit einem schöneren Bokeh fĂŒr dich sinnvoll. Wenn du beispielsweise bisher nur Zoomobjektive hast, kann eine Festbrennweite fĂŒr dich sinnvoll sein. Zu Festbrennweiten habe ich in diesem Zusammenhang zwei Artikel mit Empfehlungen geschrieben:
- Lichtstarkes Objektiv [Canon, Nikon, Sony]
- Canon Festbrennweite – Meine Top Empfehlungen
- 50 mm Objektive [fĂŒr Sony E-Mount Vollformatkameras]
Auch in den Artikeln
gebe ich Empfehlungen fĂŒr lichtstarke Festbrennweiten, die besonders fĂŒr Portraits geeignet sind.
Hast du noch Fragen rund um das Thema Bokeh? Wie wichtig ist es dir? Hast du deshalb schon mal ein neues Objektiv oder sogar eine neue Kamera gekauft? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo, danke fĂŒr den Bericht.
Schöne GrĂŒĂe aus dem Schwarzwald Jens.
Intressanter Artikel obwohl ich nicht ĂŒberall mitgehen kann, das Bokeh ist an jedem Sensor gleich, die SchĂ€rfentiefe nicht. Man nehme ein Altglas wie das Biometar 2,8/ 120 das hat an MFT, APS-C, VF oder MF immer dasselbe Bokeh, nur die SchĂ€rfentiefe Ă€ndert sich, aufgrund der GröĂe vom jeweiligen Sensor. FĂŒrs Bokeh ist das Objektiv verantwortlich, fĂŒr die SchĂ€rfentiefe die Kamera, der Rest ist Geschmackssache und eine Frage nach der GröĂe des Geldbeutels.
Wenn Du Haare spalten möchtest, dann aber richtig. Die SchÀrfentiefe Àndert sich durch den Sensor nicht, was sich Àndert ist der Abstand zum Motiv. Um auf APS-C den gleichen Ausschnitt zu fotografieren, mit einem Objektiv gleicher Brennweite, muss man nach hinten gehen. Dies erzeugt dann die Abbildung des gleichen Punktes auf weniger FlÀche auf dem Sensor, was wir dann als schÀrfer bzw. weniger TiefenschÀrfe wahrnehmen.
Kleine Korrektur: sollte natĂŒrlich mehr TiefenschĂ€rfe heiĂen!
Eine sehr schöne und einfĂŒhrende ErklĂ€rung. FĂŒr ihre dargebotenen Hinweise zum immer wiederholenden Anwenden in dem geliebten Hobby der Fotografie bin ich ihnen sehr dankbar. Nun bin ich auch schon ĂŒber 50 Jahre mit diesem Medium unterwegs, und deshalb freue ich mich ĂŒber ihre sehr aufbauenden Hinweise.
Hallo Aloys,
ich danke dir fĂŒr das tolle Feedback, freut mich sehr!
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Danke, fĂŒr einen Hobbyfotografen sehr gut erklĂ€rt.
Hallo, ein schöner Artikel. Das mit dem Vollformat ist aber eine sehr teure Variante, und schwerer dazu. Ein Objektiv mit Blende 1,2 ist da deutlich gĂŒnstiger, sowieso ist eine Festbrennweite dem Zoom vorzuziehen. Das praktische, viele Brennweiten in einem Objektiv zu haben, zahlt man mit LichtschwĂ€che und geringen Bokeh. Und lange Brennweiten fĂŒhren zu einer optischen Verflachchung, ideal bei Portrait ist 85mm (KB) was bei bei APS-C 56mm ist.
Im Text ist mir aufgefallen, dass der Gebrauch TiefenschĂ€rfe falsch ist, obwohl weit verbreitet. Es geht um die SchĂ€rfe, wie tief der Bereich der SchĂ€rfe ist, es ist also die SchĂ€rfentiefe. Ich nerke mir das, wenn ich sage, TiefenschĂ€rfe ist fĂŒr Taucher…
GrĂŒĂe,
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
danke dir fĂŒr die Hinweise und Erfahrungen! Das mit dem Begriff muss ich mir auch immer wieder ins GedĂ€chtnis rufen, was auch insofern peinlich ist, als dass ich dazu bereits einen Artikel geschrieben habe. đ
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Mir ist etwas zu viel Reklame auf Deiner Seite!
Danke dir fĂŒr das offene Feedback! Hast du meine Seite vom Handy, vom Tablet oder vom Rechner aus angeschaut?
Wird hier nicht ĂŒber ganz weite Strecken Bokeh mit unscharfem Hintergrund zum Freistellen von Objekten verwechselt?
Hallo Bernhard,
nach meinem VerstĂ€ndnis geht es um die QualitĂ€t dieses unscharfen Hintergrunds. Kam das im Artikel vielleicht nicht ausreichend rĂŒber?
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Das Bokeh ist die Ăsthetik der UnschĂ€rfe. Also das Aussehen der UnschĂ€rfekreise. nicht um die GröĂe.
Und genau das wird einzig durch das Objektiv bestimmt. Die SensorgröĂe und auch irgendwelche AbstĂ€nde haben keinen EinfluĂ darauf. Na gut, in gewisser weise schon. bei einigen Objektiven sind die UnschĂ€fekreise vor der SchĂ€rfenebene anders, als hinter der SchĂ€rfenebene. Und die Blende kann auch die Blendöffnung, bzw. die Form der Blendlamellen hat einen EinfluĂ, bleiben die Kreise beim Abblenden rund, oder werden es Vielecke. Es ist aber keine Aussage, ob es groĂe oder kleine UnschĂ€rfekreise sind.
Ich empfehle mal bei Youtube nach „Was ist Bokeh? – Die groĂe Objektivreihe – 19/32 Krolop & Gerst“ zu suchen.
Dort ist es schön erklÀrt.