Was ist das Bokeh? Wovon ist es abhängig? Und wie sind die optimalen Einstellungen für das beste Bokeh? Der heutige Beitrag ist besonders für Portraitfotografen interessant.
Was ist das Bokeh?
Als Bokeh wird der unscharfe Bereich in Fotos bezeichnet. Genauer gesagt geht es dabei um die Qualität dieser Teile des Bildes. Ein typisches Beispiel ist eine Portraitaufnahme, bei der der Hintergrund verschwommen ist. Dieser verschwommene Hintergrund und dessen Aussehen wird dann als Bokeh bezeichnet. Nachfolgend zeige ich dir, wie du diesen Bokeh Effekt erreichst.
Für wen spielt das Bokeh überhaupt eine Rolle? (Bokeh fotografieren)
Das Bokeh ist in erster Linie für Portraitfotografen wichtig. Hier geht es darum, das Model zu betonen, in dem es sich vom Hintergrund abhebt. Es kann auch sinnvoll sein, nicht so viel vom Hintergrund im Bild zu zeigen, weil dieser vielleicht nicht besonders ansehnlich ist. Ein angenehmer verschwommener Hintergrund ist in aller Regel für Fotografen wichtig, die häufig mit geringer Tiefenschärfe arbeiten. In der Makrofotografie beispielsweise spielt dieser Aspekt also auch eine Rolle.
Balance
Wovon ist das Bokeh abhängig?
Die Erscheinung des Bokehs hängt von Sensor-/Filmgröße, Brennweite, Blendenöffnung, Bauweise des Objektivs, Abstand von Kamera zum Motiv und dem Abstand des Motivs zum Hintergrund ab.
Sensorgröße / Filmgröße
Je größer der Sensor oder die Fläche des Films, umso weicher ist das Bokeh. Bei gleicher Blende und gleichem Bildausschnitt ist der Hintergrund beispielsweise bei einer Vollformatkamera stärker verschwommen als bei einer APS-C Kamera.
Bokeh: Sensorgröße APS-C (23 mm F4)
Bokeh: Sensorgröße Vollformat (35 mm F4)
Brennweite – Mehr Brennweite sorgt für einen schöneren Bokeh Effekt
Je größer die Brennweite, umso mehr verschwimmt bei gleicher Blende der Hintergrund. Das Bokeh ist also weicher, je größer die Brennweite ist. Wenn du deinen Standpunkt nicht veränderst, ändert sich damit natürlich auch der Bildausschnitt.
Bokeh: Brennweite 24 mm
Bokeh: Brennweite 70 mm
Blendenöffnung
Das Bokeh wird weicher und damit in aller Regel schöner, je weiter du die Blende öffnest. Je weiter du die Blende schließt, umso schärfer wird der Hintergrund abgebildet. Bei einer kleinen Blendenzahl wie F 1.8 ist der Hintergrund also wesentlich weicher als bei einer größeren Blendenzahl wie F 11.
Bokeh: Blende 1.8
Bokeh: Blende 11
Die genaueren Zusammenhänge zu dieser grundlegenden Kameraeinstellung findest du in meinem Artikel über Blende, Belichtungszeit und ISO.
Die Bauweise des Objektivs
Das Bokeh hängt auch vom Objektiv und seiner Bauweise ab. Es gibt daher Objektive, die bei gleicher Brennweite ein weicheres Bokeh als ein anderes Objektiv haben.
Bokeh: Objektiv Sony FE 24-70 mm F4 ZA OSS bei 50 mm und Blende 4
Bokeh: Objektiv Sony FE 55mm F1.8 ZA bei 55 mm und Blende 4
Das kann beispielsweise damit zusammenhängen, dass die Lamellen der Blende abgerundet sind. Damit erscheinen helle Punkte im Hintergrund deines Fotos, wie beispielsweise das Licht einer Lampe, kreisrund statt eckig. Andere Objektive können diese Highlights im Bildhintergrund auch wie Ringe aussehen lassen.
Abstand zum Motiv
Je kleiner der Abstand zwischen Kamera und Motiv ist (bei gleicher Brennweite), desto mehr verschwimmt der Hintergrund. Damit ist das Bokeh weicher, je näher du an dein Motiv heran gehst.
Bokeh: Abstand zum Motiv – Motiv entfernt
Bokeh: Abstand zum Motiv – Motiv nah
Abstand zwischen Motiv und Hintergrund für ein schönes Bokeh beachten
Das Bokeh wird auch weicher, je weiter es sich hinter deinem Motiv befindet. Wenn du beispielsweise ein Portrait von jemandem aufnimmst, kannst du dich mit deinem Model weiter vom Hintergrund entfernen, damit der Hintergrund mehr verschwimmt und das Bokeh schöner wird.
Bokeh: Abstand zwischen Motiv und Hintergrund – Hintergrund nah
Bokeh: Abstand zwischen Motiv und Hintergrund – Hintergrund weiter entfernt
Die besten Einstellungen für ein schönes Bokeh
Welches sind also die besten Einstellungen für ein schönes Bokeh?
- Sensorgröße: Wenn du die Wahl zwischen einer Vollformatkamera und einer APS-C Kamera hast, kannst du für ein weicheres Bokeh die Vollformatkamera vorziehen.
- Brennweite: Nimm die größte Brennweite, die du hast. Wenn du ein 18-55 mm Objektiv hast, solltest du für ein schönes Bokeh damit bei 55 mm Brennweite fotografieren.
- Blende: Für ein angenehmes Bokeh solltest du die Blende deines Objektivs so weit wie möglich öffnen. Wenn du also eine Festbrennweite wie ein 50 mm 1.8 dein Eigen nennst, solltest du die Aufnahmen mit Blende 1.8 machen.
- Objektiv: Wenn du die Wahl zwischen einem 18-55 mm F 3.5-5.6 und einem 50 mm F 1.8 Objektiv hast, dann hat meist das 50 mm F 1.8 Objektiv das schönere Bokeh. Das liegt nicht nur daran, dass du damit die Blende weiter öffnen kannst, eventuell ist das 50 mm F 1.8 auch bei gleicher Blende für ein weicheres Bokeh konstruiert.
- Nähe zum Motiv: Falls du die Möglichkeit hast, kannst du etwas näher an dein Motiv herangehen. Dann verschwimmt der Hintergrund mehr und das Bokeh wird weicher.
- Abstand zwischen Motiv und Hintergrund: Wenn du dein Motiv umpositionieren kannst, vergrößerst du den Abstand zwischen Motiv und Hintergrund. So wird dieser Hintergrund im Foto weicher ausfallen.
Kann ich mit der Smartphone Kamera Fotos mit Bokeh machen?
Weil der Sensor einer Smartphone Kamera in aller Regel sehr klein ist, ist es schwer, damit Fotos mit verschwommenen Hintergrund zu machen. Für Makroaufnahmen von ganz kleinen Motiven musst du ganz nah an dein Motiv herangehen. Dann verschwimmt in aller Regel auch der Hintergrund.
Weichgezeichneten Hintergrund und damit ein schönes Bokeh erzeugen die meisten Smartphone Kameras heute per Software. In der Kamera-App kannst du dann einen Portraitmodus auswählen, der den Hintergrund nachträglich weichzeichnet. Häufig kannst du auch noch auswählen, wie stark diese Weichzeichnung sein soll.
Portraitmodus des Samsung Galaxy S21 FE
Kann ich den Bokeh-Effekt nachträglich mit Photoshop erzeugen?
Ja, du kannst einen Bokeh-Effekt nachträglich in Photoshop erzeugen. Dafür ist es nötig, dass du dein Hauptmotiv auswählst und dann sagst, welcher Teil des Hintergrundes weichgezeichnet werden soll.
Dieses Video fand ich in dem Zusammenhang hilfreich:
Auch hier gibt es bereits halbautomatische Erkennungen für die Auswahl deines Motivs und was davon genau freigestellt werden soll.
Lohnt sich eine Kamera mit größerem Sensor für ein weicheres Bokeh? (Bokeh Kamera)
Wenn du öfter Portraitaufnahmen machst, dann lohnt sich für dich auf lange Sicht vermutlich eine Kamera mit größerem Sensor. Das ist auch ein Grund, wieso Portraitfotografen meist irgendwann von APS-C- auf Vollformatkameras umsteigen.
Lohnt sich ein anderes Objektiv für ein schöneres Bokeh? (Bokeh Objektiv)
Gibt es so etwas wie ein Bokeh Objektiv? Falls du viel Portrait fotografierst, ist ein Objektiv mit einem schöneren Bokeh für dich sinnvoll. Wenn du beispielsweise bisher nur Zoomobjektive hast, kann eine Festbrennweite für dich sinnvoll sein. Zu Festbrennweiten habe ich in diesem Zusammenhang zwei Artikel mit Empfehlungen geschrieben:
Auch in den Artikeln
gebe ich Empfehlungen für lichtstarke Festbrennweiten, die besonders für Portraits geeignet sind.
Hast du noch Fragen rund um das Thema Bokeh? Wie wichtig ist es dir? Hast du deshalb schon mal ein neues Objektiv oder sogar eine neue Kamera gekauft? Schreib mir in den Kommentaren!
Hallo, danke für den Bericht.
Schöne Grüße aus dem Schwarzwald Jens.
Intressanter Artikel obwohl ich nicht überall mitgehen kann, das Bokeh ist an jedem Sensor gleich, die Schärfentiefe nicht. Man nehme ein Altglas wie das Biometar 2,8/ 120 das hat an MFT, APS-C, VF oder MF immer dasselbe Bokeh, nur die Schärfentiefe ändert sich, aufgrund der Größe vom jeweiligen Sensor. Fürs Bokeh ist das Objektiv verantwortlich, für die Schärfentiefe die Kamera, der Rest ist Geschmackssache und eine Frage nach der Größe des Geldbeutels.
Wenn Du Haare spalten möchtest, dann aber richtig. Die Schärfentiefe ändert sich durch den Sensor nicht, was sich ändert ist der Abstand zum Motiv. Um auf APS-C den gleichen Ausschnitt zu fotografieren, mit einem Objektiv gleicher Brennweite, muss man nach hinten gehen. Dies erzeugt dann die Abbildung des gleichen Punktes auf weniger Fläche auf dem Sensor, was wir dann als schärfer bzw. weniger Tiefenschärfe wahrnehmen.
Kleine Korrektur: sollte natürlich mehr Tiefenschärfe heißen!
Eine sehr schöne und einführende Erklärung. Für ihre dargebotenen Hinweise zum immer wiederholenden Anwenden in dem geliebten Hobby der Fotografie bin ich ihnen sehr dankbar. Nun bin ich auch schon über 50 Jahre mit diesem Medium unterwegs, und deshalb freue ich mich über ihre sehr aufbauenden Hinweise.
Hallo Aloys,
ich danke dir für das tolle Feedback, freut mich sehr!
Liebe Grüße,
Matthias
Danke, für einen Hobbyfotografen sehr gut erklärt.
Hallo, ein schöner Artikel. Das mit dem Vollformat ist aber eine sehr teure Variante, und schwerer dazu. Ein Objektiv mit Blende 1,2 ist da deutlich günstiger, sowieso ist eine Festbrennweite dem Zoom vorzuziehen. Das praktische, viele Brennweiten in einem Objektiv zu haben, zahlt man mit Lichtschwäche und geringen Bokeh. Und lange Brennweiten führen zu einer optischen Verflachchung, ideal bei Portrait ist 85mm (KB) was bei bei APS-C 56mm ist.
Im Text ist mir aufgefallen, dass der Gebrauch Tiefenschärfe falsch ist, obwohl weit verbreitet. Es geht um die Schärfe, wie tief der Bereich der Schärfe ist, es ist also die Schärfentiefe. Ich nerke mir das, wenn ich sage, Tiefenschärfe ist für Taucher…
Grüße,
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
danke dir für die Hinweise und Erfahrungen! Das mit dem Begriff muss ich mir auch immer wieder ins Gedächtnis rufen, was auch insofern peinlich ist, als dass ich dazu bereits einen Artikel geschrieben habe. 🙂
Liebe Grüße,
Matthias
Mir ist etwas zu viel Reklame auf Deiner Seite!
Danke dir für das offene Feedback! Hast du meine Seite vom Handy, vom Tablet oder vom Rechner aus angeschaut?
Wird hier nicht über ganz weite Strecken Bokeh mit unscharfem Hintergrund zum Freistellen von Objekten verwechselt?
Hallo Bernhard,
nach meinem Verständnis geht es um die Qualität dieses unscharfen Hintergrunds. Kam das im Artikel vielleicht nicht ausreichend rüber?
Liebe Grüße,
Matthias
Das Bokeh ist die Ästhetik der Unschärfe. Also das Aussehen der Unschärfekreise. nicht um die Größe.
Und genau das wird einzig durch das Objektiv bestimmt. Die Sensorgröße und auch irgendwelche Abstände haben keinen Einfluß darauf. Na gut, in gewisser weise schon. bei einigen Objektiven sind die Unschäfekreise vor der Schärfenebene anders, als hinter der Schärfenebene. Und die Blende kann auch die Blendöffnung, bzw. die Form der Blendlamellen hat einen Einfluß, bleiben die Kreise beim Abblenden rund, oder werden es Vielecke. Es ist aber keine Aussage, ob es große oder kleine Unschärfekreise sind.
Ich empfehle mal bei Youtube nach „Was ist Bokeh? – Die große Objektivreihe – 19/32 Krolop & Gerst“ zu suchen.
Dort ist es schön erklärt.