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So ist mein Bild „Pavillonaussicht“ entstanden

Heute zeige ich dir, wie mein Bild “Pavillonaussicht” entstanden ist. Begleite mich bei der Planung, Reise, Aufnahme und Nachbearbeitung!

Um dieses Bild geht es heute:

Pavillonaussicht
Pavillonaussicht

An einem kühlen Sonntagmorgen Anfang September ist dieses Bild in der Nähe der Bastei entstanden. Ich habe mich gefreut, dass die anderen Beiträge zur Entstehung der Bilder aus Madeira so viel positives Feedback bekommen haben. Daher habe ich die Entstehung dieser Aufnahme diesmal ganz ausführlich dokumentiert.

Planung und Anreise

Wieso ich so gern an der Bastei fotografiere

Wenn du meine Fotografie schon eine Weile verfolgst, dann hast du vielleicht schon gesehen, dass ich öfter an der Bastei fotografiere. Aber warum ist das so? Erst einmal finde ich, dass die Gegend an der Bastei zu einem der landschaftlich schönsten Orte in Deutschland gehört.

Zudem ist dieser Ort von meiner Wohnung in Halle (Saale) aus mit dem Auto in nur zweieinhalb Stunden erreichbar. Das Berghotel direkt oben an der Bastei hat eine ideale Lage, um zum Sonnenaufgang innerhalb von kürzester Zeit direkt an den Felsen zu sein. Je nach Saison kostet ein Einzelzimmer hier ca. 70 €, was für diese Lage ein sehr fairer Preis ist. Daher zieht es mich immer mal wieder hier hin.

Man könnte auch behaupten, dass ich faul bin, weil ich zum Sonnenaufgang direkt aus dem Bett fallen kann und nach nur 10 Minuten Fußweg ein paar der schönsten Blicke in die sächsische Schweiz fotografieren kann. 🙂

Bastei 4
Bastei 4

Eine andere Perspektive

Deshalb habe ich hier schon einige Male fotografiert. Oftmals fotografiere ich von der Felsenburg aus, weil man hier recht schnell in unterschiedliche Richtungen spannende Perspektiven findet. In der Landschaftsfotografie weißt du nie, wie sich das Licht entwickelt. Manchmal ist ein Blick in die Richtung des Sonnenaufgangs spannend, manchmal bieten sich mit diesem Licht im Rücken tolle Aufnahmemöglichkeiten. Wenn es möglich ist, dann bin ich gern an Orten, von denen aus ich in unterschiedliche Richtungen fotografieren kann. So kann ich je nach Licht und Wetter schnell mein Motiv und den Bildausschnitt variieren.

Dieses Mal wollte ich aber von einem ganz anderen Standpunkt aus fotografieren: die Pavillonaussicht. Ich hatte dieses Plätzchen schon auf Schildern und in Google Maps gesehen. Von hier aus hatte ich bisher noch nie fotografiert.

Vielversprechende Wettervorhersage

Der Ausgangspunkt für diese Fototour war dann die Wettervorhersage. Für den Sonntagmorgen war eine Mischung aus Sonne und Wolken angesagt, was bereits vielversprechend klang.

Wettervorhersage für die Bastei
Wettervorhersage für die Bastei

Fast noch spannender war aber, dass für 08:00 Uhr das Zeichen für Nebel in der Wetter-App zu sehen war.

Bewölkung für diesen Morgen in der Wetter.com App
Bewölkung für diesen Morgen in der Wetter.com App

Damit Nebel auftritt, muss die relative Feuchte 100 % betragen. Natürlich ist dieser Wert dann nicht an jeder Stelle des Ortes gleich. Berge, Täler, Wald und Wasser spielen eine große Rolle und so kann der Nebel dann auch nur lokal auftreten.

Die Vorhersage für den nächsten Morgen für die relative Feuchte lag zwischen 93 und 99 %, was mich sehr hoffen ließ.

Vorhersage für die Relative Feuchte
Vorhersage für die Relative Feuchte

Mit diesem Vorwissen buchte ich kurzerhand ein Zimmer und fuhr zur Bastei.

Scouting am Vortag

Nach dem Check-In im Hotel am Vortag der Aufnahme machte ich einen Spaziergang zur Pavillonaussicht. Ich fotografiere zum Sonnenaufgang fast nur noch Orte, an denen ich vorher schon einmal war. Nur so weiß ich,

  • ob sich der Blick überhaupt lohnt
  • wie lange ich dort hin brauche
  • wie begehbar das Gelände und der Weg dorthin sind
  • wie eine mögliche Bildkomposition aussehen könnte
  • aus welcher Richtung das Licht welche Teile meines Motivs trifft

So nahm ich mir in Ruhe Zeit, um dort ein paar Probeaufnahmen mit dem Handy zu machen.

Pavillonaussicht Scouting 1
Pavillonaussicht Scouting 1
Pavillonaussicht Scouting 2
Pavillonaussicht Scouting 2

Auch ein Selfie habe ich vor dieser Kulisse aufgenommen 🙂

Selfie an der Pavillonaussicht
Selfie an der Pavillonaussicht

Dann ging ich von diesem Standpunkt aus noch weiter Richtung Osten. Auch wenn mir der Blick direkt vom Aussichtspunkt aus schon gut gefiel, wollte ich mir noch ein paar weitere Perspektiven ansehen.

Pavillonaussicht Scouting 3
Pavillonaussicht Scouting 3
Pavillonaussicht Scouting 4
Pavillonaussicht Scouting 4
Pavillonaussicht Scouting 5
Pavillonaussicht Scouting 5

Am Ende entschied ich mich direkt für die Pavillonaussicht als Standpunkt für den nächsten Morgen.

Planung mit TPE und Google Maps

Für die Planung meiner Landschaftsaufnahmen nutze ich unter anderem die App The Photographers Ephemeris (TPE). Hier lassen sich Standort und Datum angeben. Dann siehst du unter anderem, in welcher Richtung Sonnenauf- und Sonnenuntergang an diesem Tag sein werden.

Planung an der Pavillonaussicht in The Photographers Ephemeris (TPE)
Planung an der Pavillonaussicht in The Photographers Ephemeris (TPE)

Meine Hoffnung war, dass die Felsen von der aufgehenden Sonne von links her angestrahlt werden. (Ich stehe nördlich, schaue Richtung Südosten und das Licht kommt von Ost-Nordost.)

Durch Google Maps und meine Scouting Tour wusste ich, dass ich zu Fuß etwa 15 Minuten zum Standpunkt brauche.

Zeitplanung für den Morgen

Ich bin gern etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang an der Location. So kann ich, ohne in Stress zu geraten, meine Ausrüstung aufbauen und die Morgenstimmung erleben. Ich kann genau beobachten was vor sich geht.

Durch meine Vorbereitung mit der Wetter App wusste ich auch, dass der Sonnenaufgang um 06:27 Uhr sein würde. Das ist der Zeitpunkt, an dem die obere Kante der “Sonnenscheibe” den Horizont berührt. In den Bergen ist der eigentliche Sonnenaufgang also ein paar Minuten später. Ebenso wusste ich, dass ich 15 Minuten zur Pavillonaussicht brauche. Ich stellte meinen Wecker auf 05:20 Uhr. So sollte genügend Zeit sein.

Die Aufnahme

Als dann der Wecker klingelte, war ich erstaunlich wenig verschlafen. Alles was ich brauchte hatte ich bereits am Vorabend zurecht gelegt. Nach einem flüchtigen Aufenthalt im Bad schloss ich um 05:35 Uhr die Zimmertür hinter mir. Dementsprechend kam ich um 05:50 Uhr am Aussichtspunkt an.

Ausrüstung – Kamera, Objektiv & Zubehör

Wie so oft habe ich auf meinen Landschaftstouren nur eine Kamera und maximal zwei Objektive dabei. Als Kamera kommt aktuell die Canon EOS 77D zum Einsatz. Mein Arbeitstier bei 90 % aller Aufnahmen ist das Canon EF-S 10-22mm Weitwinkelobjektiv. Für leichte Teleaufnahmen habe ich meist noch das Canon EF 50mm 1.8 STM dabei.

Für diese Aufnahme habe ich das Weitwinkelobjektiv genutzt. Filter waren nicht nötig, weil die Lichtsituation nicht übermäßig kompliziert war und ich auch keine Langzeitbelichtung machen wollte. Wie fast immer kam auch die passende Streulichtblende zum Einsatz.

Canon EOS 77D mit Canon EF-S 10-22mm, Stativ und Wasserwaage
Canon EOS 77D mit Canon EF-S 10-22mm, Stativ und Wasserwaage

Darüber hinaus nutze ich natürlich ein Stativ (Manfrotto Befree GT Carbon), um scharfe Aufnahmen zu erhalten und die maximale Bildqualität aus meiner Ausrüstung heraus zu holen. Im Bild siehst du die Hama Wasserwaage, die ich nutze, um meine Bilder auszurichten. Einen Fernauslöser habe ich für die Auslösung genutzt, damit das Bild in diesem Moment nicht verwackelt.

Fernauslöser
Fernauslöser

Welche Fotoausrüstung ich sonst noch nutze, kannst du in meinen Empfehlungen nachlesen.

Das waren meine Gedanken bei der Bildkomposition

Das Hauptmotiv für diese Aufnahme waren die Felsen rund um die Bastei und die Felsenburg. Im Hintergrund wollte ich die Tafelberge wie den Lilienstein in der Aufnahme haben. Als ich ankam und die Kamera aufgebaut hatte, sah der Blick und die Wettersituation so aus:

Angekommen und Kamera aufgebaut
Angekommen und Kamera aufgebaut

Ich wollte außerdem die Felsspitze links als eine Art Begrenzung im Bild haben. Ich machte einige Aufnahmen im Bereich zwischen 10 und 22 mm. Dann entschied ich mich für die Aufnahme bei 22 mm. Bei 10 mm wäre mehr Tiefe im Bild gewesen, aber mir war wichtig, dass meine Hauptmotive so gut wie möglich zu sehen sind. Genau das war bei 22 mm Brennweite der Fall.

Die richtige Kameraeinstellungen für maximale Bildqualität

Da ich nicht in Richtung Sonnenaufgang fotografierte, war die Lichtsituation relativ einfach. Wie üblich nutze ich den AV Modus meiner Kamera. Hier kann ich ISO und Blende vorwählen und die Kamera berechnet die Belichtungszeit. Ich wählte ISO 100 und Blende 8 für eine gute Bildqualität und ausreichende Tiefenschärfe.

Kameraeinstellungen für die Aufnahme
Kameraeinstellungen für die Aufnahme

Nach der ersten Aufnahme sah ich, dass der Himmel überbelichtet war. Ich setzte die Belichtungskorrektur der Kamera auf -1 Blende. Mithilfe des Histogramms und der Überbelichtungswarnung kontrollierte ich, dass die Höhen im Bild nicht überbelichtet und die Tiefen nicht unterbelichtet waren.

Für die Scharfstellung nutze ich vom Stativ aus fast immer den Liveview Modus, weil der Autofokus hier unheimlich treffsicher ist. Ich fokussierte auf die Felsen im Mittelgrund und schaltete den Autofokus danach aus, damit die Kamera nicht noch einmal selbstständig bei den nächsten Aufnahmen fokussiert.

Als Weißabgleich habe ich Tageslicht eingestellt. Dann ist die Farbstimmung von kühlem wie auch warmem Licht im Bild zu sehen. Den Weißabgleich kann ich bei einer Aufnahme im RAW Format auch nachträglich noch festlegen. So bekomme ich aber schon bei der Aufnahme eine Idee davon, wie das Bild später aussehen wird.

Als Bildformat setze ich RAW ein, um alle Bildparameter später selbst beeinflussen zu können und außerdem die bestmögliche Bildqualität aus meiner Kamera herauszuholen.

Die von der Kamera berechnete Belichtungszeit betrug eine halbe Sekunde. Im Bereich um eine Sekunde herum kann es durch den Spiegelschlag zu Verwacklern kommen. Deshalb habe ich die Spiegelvorauslösung genutzt, um beim ersten Auslösen den Spiegel hochzuklappen und beim zweiten Auslösen ein paar Sekunden danach dann durch die Öffnung des Verschlusses die eigentliche Aufnahme zu machen.

Entwicklung des Wetters – mehr und mehr Nebel

Die erste Aufnahme sah also so aus:

Die erste Aufnahme noch vor Sonnenaufgang an der Pavillonaussicht
Die erste Aufnahme noch vor Sonnenaufgang an der Pavillonaussicht

Zu diesem Zeitpunkt war es 06:09 Uhr. Die Tafelberge im Hintergrund sind gut zu sehen, genau wie die Felsen in der Mitte und links im Bild.

Nun ging das Hoffen los, dass die Sonne von links her direktes Licht auf die Felsen schickt.

Die Wolken im Tal zogen sich immer mehr vor die Tafelberge und die Felsen. Immer mal wieder gab es dazwischen Lücken, sodass ich mehrere Konstellationen von Wolken und Nebel fotografierte.

Wolken ziehen langsam ins Tal
Wolken ziehen langsam ins Tal

Dann wurde der Nebel aber immer mehr. Meine Hoffnungen auf direktes Licht auf den Felsen schwanden. In dieser letzten Aufnahme um 07:19 Uhr sieht man, dass ich direkt in den Wolken stand und von meinem Hauptmotiv nichts mehr zu sehen war:

Das Tal hat sich mit Nebel gefüllt
Das Tal hat sich mit Nebel gefüllt

Ich entschied mich abzubauen und lief zur Unterkunft zurück, um vor dem Frühstück noch ein Stündchen Schlaf nachzuholen.

Nachbearbeitung in Adobe Camera RAW und Photoshop

Beim Durchsehen der Bild konnte ich mich lange nicht entscheiden, ob ich das erste Bild nehme, bei dem die Felsen im Hintergrund noch sehr gut zu sehen sind. Die Alternative war eines der Bilder, bei dem der Nebel schon in das Tal hineingezogen war. Ich entschied mich für die zweite Variante, weil ich die Stimmung durch den Nebel hier noch mystischer fand. Das unbearbeitete RAW sieht so aus:

Bild vor der Entwicklung in Adobe Camera RAW
Bild vor der Entwicklung in Adobe Camera RAW

In Adobe Camera RAW (Teil von Adobe Photoshop und dem Adobe Foto-Abo) führte ich als erstes die Objektivkorrekturen durch. Den Regler für die Vignettierung beließ ich bei 0. Die Ecken des Bildes dürfen ruhig etwas dunkler sein, damit der Blick des Betrachters nicht aus dem Bild heraus führt.

Objektivenkorrekturen in Adobe Camera RAW
Objektivenkorrekturen in Adobe Camera RAW

Um die Farbstimmung des Morgens beizubehalten wählte ich als Weißabgleich Tageslicht. Danach stellte ich die Regler nach und nach so ein, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Grundeinstellungen in ACR
Grundeinstellungen in ACR

Zu diesem Zeitpunkt war mir der Himmel noch etwas zu hell. Mit dem Verlaufsfilter-Werkzeug dunkelte ich diesen etwas ab, sodass die Aufmerksamkeit des Betrachters mehr auf den Felsen liegt.

Verlaufsfilter zur Abdunklung des Himmels in ACR
Verlaufsfilter zur Abdunklung des Himmels in ACR
Einstellungen für den Verlaufsfilter
Einstellungen für den Verlaufsfilter

Nun waren die Schritte in Adobe Camera RAW abgeschlossen. Das Zwischenergebnis sah so aus:

Bild nach der Entwicklung in Adobe Camera RAW
Bild nach der Entwicklung in Adobe Camera RAW

Ich öffnete das Bild in Photoshop und hob die Farben mithilfe einer Kanalmixer Ebene noch minimal an.

Kanalmixer Ebene in Photoshop
Kanalmixer Ebene in Photoshop

Eine detailliertere Erklärung wie meine Nachbearbeitung aussieht findest du in meinem Videokurs Bildbearbeitung für Landschaftsfotografie mit Adobe Photoshop.

Das finale Bild

Das Ergebnis dieser Planung, Reise, Aufnahme und Nachbearbeitung sieht so aus:

Pavillonaussicht
Pavillonaussicht

Auch wenn sich meine Hoffnungen auf warmes Licht auf den Felsen nicht erfüllt haben, bin ich trotzdem mit dem Ergebnis zufrieden.

Wie gefällt dir das Bild? Hättest du etwas anders gemacht oder hast du Anregungen für mich? Ist dieser Blick hinter die Kulissen für dich interessant? Schreib mir in den Kommentaren!

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Über mich
Matthias Haltenhof Ich bin Matthias und ich fotografiere seit mehr als 20 Jahren leidenschaftlich gern Landschaften und Architektur. Mehr über mich erfährst du hier. Wenn du keine Artikel mehr verpassen willst, dann lass einfach deine E-Mail-Adresse da und ich schicke dir regelmäßig meine neuen Blogbeiträge.

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29 Gedanken zu „So ist mein Bild „Pavillonaussicht“ entstanden“

  1. Hallo Matthias,

    danke für deine ausführliche Beschreibung! Wenn du im Liveview fotografierst, brauchst du dann überhaupt die Spiegelvorauslösung? Da müsste doch der Spiegel schon hochgeklappt sein! Oder fokussierst du nur im Liveview und schaltest dann für die Aufnahme wieder auf den optischen Sucher zurück? Viele Grüße von Peter

    Antworten
      • Danke für den Tipp, Matthias! Interessante Methode, bin ich selbst noch nicht drauf gekommen. Spart nebenbei auch Akku-Leistung, wenn man nach dem Fokussieren wieder aus der Liveview rausgeht. Werde ich auch mal ausprobieren an meiner Canon 700d.

        Antworten
  2. Danke Dir für den interessanten Bericht. Ich ziehe mir da immer wieder mal Anregungen für eigene Fotos raus.
    Frohes Fest und ein gutes neues Jahr
    Liebe Grüße
    Andreas

    Antworten

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