Im heutigen Beitrag möchte ich dir zeigen, wie eines meiner Fotos aus Madeira entstanden ist. Ich nehme dich von der Planung bis zum fertigen Bild mit.
Um dieses Bild geht es heute:
Mai 2017 – Reise nach Madeira
Im Mai letzten Jahres war ich eine Woche lang auf Madeira. Die Reise war als reine Fototour geplant. Madeira ist als die Blumeninsel bekannt, die durch ihr Klima im Atlantik das ganze Jahr über grün ist.
Vorbereitung: Scouting in Google Maps
Vor meiner Reise habe ich mir wie immer einige Orte ausgesucht, die ich fotografieren wollte. Dazu habe ich mich auf verschiedenen Fotoseiten umgesehen und in Google Maps ausgetobt. Mehr dazu, wie ich meine Touren plane, findest du hier. Einer der Spots befand sich auf der östlichen Seite der Insel.
Wie man auf der Karte schon sieht, ist dieser Teil eher karg. Dennoch sahen die Felsformationen in Google Maps bereits sehr interessant aus.
Scouting Tour am zweiten Tag der Reise
Ich fahre mittlerweile kaum noch einen Fotospot zum Sonnenunter- oder Sonnenaufgang an, den ich mir nicht vorher schon einmal genauer angesehen habe. So unternahm ich am zweiten Tag meiner Reise eine ausgiebige Tour über die Insel. Ich fuhr fast alle Fotospots ab, die ich mir notiert hatte. Natürlich kann man in der Vorbereitung schon viel planen. Wie es wirklich ist, sieht man aber erst an Ort und Stelle.
Bei dieser Scouting Tour lernte ich auch die Straßen der Insel kennen, die nicht immer einfach zu fahren sind. Mein Highlight auf der nördlichen Route war eine Stelle an der Steilküste, wo die Straße über eine Länge von 800 Meter nur so breit war, dass gerade so genau ein Auto hindurch passte. Zum Glück kam mir niemand entgegen.
Ich schaute mir auf der östlichen Halbinsel einige Fotospots an und kam auch zu diesem geplanten Aussichtspunkt. Dann machte ich einige Probeaufnahmen, um mir eine Meinung zur Bildkomposition bilden zu können.
Wetter beobachten und Sonnenstand nachschauen
In den folgenden Tagen fotografierte ich an verschiedenen anderen Orten der Insel. Dabei hatte ich immer die Wettervorhersage im Blick. Es war damals sehr gemischtes Wetter. In The Photographer’s Ephemeris konnte ich mir die Richtungen von Sonnenauf- und Sonnenuntergang anschauen.
Die Felsen liegen vom Aussichtspunkt her in östlicher Richtung, auf der Karte also rechts. Die erste Möglichkeit war, den Sonnenaufgang links neben den Felsen zu haben. Möglichkeit Numero zwei war, dass die Felsen direkt vom Sonnenuntergang hinter mir angestrahlt wurden. Die Felsen und die Erde hatten bereits einen rotbraunen Farbton. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit, um diese Farben noch zu unterstützen. Hier spielte auch mit rein, dass durch das direkte Licht die Felsen sehr plastisch werden könnten. Obendrein ist seitliches Licht oder Licht im Rücken auch vom Dynamikumfang her einfacher zu fotografieren.
Die Enstehung der Aufnahme
Die Wettervorhersage für den Dienstagabend sah ganz passabel aus. Ich hatte mir ausgerechnet, dass es kurz vor Sonnenuntergang einen Moment geben würde, an dem das Licht so flach wie möglich stehen und von links an meinem Aussichtspunkt vorbei die Felsen anstrahlen würde.
Ich wählte für die Anfahrt diesmal die südliche Route, die schneller und einfacher zu fahren war. Als ich am Aussichtspunkt ankam, war es noch relativ wolkig und die Felsen bekamen noch kein direktes Licht ab. Wie man auf den Bildern sieht, wählte ich als Aufnahmepunkt eine Position aus, die etwas weiter rechts gelegen war als bei meiner Scouting Tour. Grund war, dass ich den Vordergrund besser einbeziehen wollte. Links unten ist auf dem finalen Bild eine felsige Erhöhung zu sehen, die ich als Ankerpunkt verwenden wollte, um dem Bild hier eine gewisse Begrenzung zu geben.
Etwa 10 Minuten später, also kurz vor Sonnenuntergang, bahnte sich das Licht dann seinen Weg durch die Wolken. Auch der Winkel passte genau. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert 🙂
Dieses Licht dauerte nur etwa 3 Minuten an. Ich machte meine erste Aufnahme, justierte die Belichtung noch etwas nach und nahm das finale Bild auf. Auf dem Histogramm der Kamera sieht man ganz gut, dass ich nur eine einzelne Aufnahme brauchte, um den Dynamikumfang abzudecken. Es gibt keine zu hellen oder zu dunklen Bereiche im Bild.
Freudig über meinen gelungenen Plan und das Foto genoss ich noch den restlichen Sonnenuntergang und fuhr dann zur Unterkunft zurück.
Nachbearbeitung in Adobe Camera RAW und Photoshop
Zurück daheim begann ich mit dem Aussortieren. Als Erstes zeige ich dir das unbearbeitete RAW Bild.
Ein RAW Bild liefert direkt die Kameradaten und ist meist sehr flau. Es braucht daher immer Nachbearbeitung. In Adobe Camera RAW habe ich neben der Objektivkorrektur die folgenden Einstellungen gemacht.
Indem ich den Weißregler hochgesetzt und die Belichtung etwas heruntergesetzt habe, wurde der Kontrast des Lichtes auf den Felsen verstärkt. Darüber hinaus habe ich mit dem Tiefenregler die dunkleren Bildteile aufgehellt.
Im Bild siehst du, dass der Vordergrund und die Felsen, die im Schatten lagen, noch relativ dunkel sind. Im Gegensatz dazu ist der Himmel sehr hell. Um die unterschiedlichen Helligkeiten auszugleichen, habe ich einen Verlauf zum Abdunkeln auf den Himmel angewendet.
Dieser Verlauf hat die folgenden Einstellungen.
Im Anschluss habe ich das Bild in Adobe Photoshop geöffnet und den Gesamtkontrast mit Nik Pro Contrast und die Farben mit einer Kanalmixer Ebene noch etwas angezogen.
Alle Schritte der Nachbearbeitung meiner Bilder findest du auch in meinem Videokurs Bildbearbeitung für Landschaftsfotografie mit Adobe Photoshop.
Das finale Bild
So sieht das finale Ergebnis dann am Ende aus:
Du siehst, wie viel Planung, Arbeit und Zeit in einem solchen Bild steckt. Prinzipiell laufen fast alle Landschaftsaufnahmen bei mir so ab.
Dies ist der erste Beitrag über die Geschichte zur Entstehung eines meiner Bilder. Es ist etwas Neues für mich, was ich dir gern zeigen möchte. Ich hoffe, es war spannend für dich. Mich interessiert sehr, was du von diesem Format hältst. Schreib mir in die Kommentare, ob es dir gefallen hat oder nicht und was ich besser machen könnte.
Hallo Matthias, ich bin erst vor kurzem auf der Suche nach ND Filtern über deine Seite gestolpert. Danke für die hilfreichen und informativen Beiträge. Berichte über die Entstehung von Bildern finde ich sehr interessant. Gerne mehr davon.
Grüße
Hallo Lucas,
danke dir, das freut mich 🙂
Liebe Grüße,
Matthias
Vor ein paar Monaten bin ich auf diese Homepage gestoßen. Mittlerweile fiebere ich jedem Ihrer Beiträge entgegen, weil Sie zu den wenigen Fotografen gehören, die Ihr Wissen mit Begeisterung weiter geben. Auch in diesem Beitrag sind Sie Ihrer Linie treu geblieben und haben einen detaillierten Workflow zur Entstehung diese fantastischen Bildes einschliesslich der Nachbearbeitung jedem Interessierten zugänglich gemacht. Vielen Dank dafür und weiter so. Ich freue mich auf weitere Beiträge in diesem Format.
Vielen vielen Dank für deine Worte, das motiviert mich ungemein zum Weitermachen!
Sehr schönes und informatives Format. Mir persönlich würde noch eine intensivere, detaillierte Betrachtung der digitalen Vorbereitung mit maps und Sonnenstand helfen.
besten Dank.
Danke dir 🙂
Ich hab da mal was vorbereitet 🙂
https://www.matthiashaltenhof.de/blog/planung-landschaftsfotografie/
Herzlichen Dank für Deine Ausführungen. Einiges praktiziere ich auch schon, es hat aber noch das Eine oder andere das ich anwenden kann.
lg Gusti
Gefällt mir wirklich, um meine eigenen Versuche zu reflektieren. Super. Danke.
Gern 🙂
Prima, so einen informativen Bericht über die Entstehung eines Fotos zu lesen. Die „Vorschreiber“ haben schon so viel geschrieben, da bleibt mir nur noch als Kommentar: „Daumen hoch!“
Danke dir 🙂
Hi Matthias, um es recht kurz zu machen:
1. Ganz tolle Idee, uns an der Entstehung deiner Fotos teilnehmen zu lassen.
2. Es ist wieder ein Bild entstanden, dass eine ganz tolle Stimmung rüberbringt.
Ich hoffe, ich kann einige deiner Tipps auf meiner Islandreise umsetzen.
Viele Grüße.
Tom
Danke dir Thomas, dann wünsche ich dir gutes Licht für Island!
Traumhaftes Foto, professionell vorbereitet und umgesetzt, inspirierender Workflow. Macht Lust auf mehr (zum Anschauen und auch zum Nachmachen). Freue mich schon auf weitere Fotos!
Das freut mich, danke dir!
Super Format, freue mich auf mehr!
Danke dir 🙂
Ich kenne den Platz auf Madeira gut – beeindruckend – habe natürlich auch fotografiert – aber kein Vergleich mit diesem gekonnt geplanten Foto. Sehr hilfreich waren die schrittweisen Erklärungen, vieles kann ich nachvollziehen, was mir halt meistens fehlt, ist die Zeit, solche Punkte mehrmals zu besuchen und auf das optimale Licht zu warten. Aber man lernt – danke !
Super Beitrag. Der Tipp, eine Location vorher am Tag schon einmal zu Besuchen ist wirklich gold wert. Wie oft bin ich schon wie ein kopfloses Huhn während des Sonnenuntergangs rum gerannt weil man die Komposition sich nicht so leicht gestaltet hat wie erhofft. Umso schlimmer wenn man dann nicht alleine an dem Ort ist. 😉
Genauso ist es. Danke dir!
top, da freue ich mich auf mehr
Schließe mich an. Mann findet selten so einfache und doch sehr hilfreiche Informationen im Netz.
Danke.
Danke dir 🙂
Ein sehr schöner Bericht, ein tolles Bild und ein nicht unerheblicher Aufwand. Was bedeutet aber „Madeira 09“? Ist es einfach die Nummerierung deiner bei dieser Reise gemachten und dauerhaft gespeicherten Bilder?
Ja genau. Danke dir 🙂
Ich finde es auch sehr spannend, zu sehen, wie Du an Deine Bilder herangehst. Wie und was Du schon vor der Aufnahme alles planst. Das ist für mich als Anfänger sehr interessant. Danke und ich freue mich auf mehr solcher Artikel.
Freut mich 🙂
Dieses Format ist eine sehr gute Idee! Dies zeigt, dass eine gute Planung mindestens schon der halbe Erfolg ist. Der Laie sieht oft nicht, dass für ein solches Foto mehr nötig ist, als auf den Auslöser zu drücken.
Ich freue mich schon auf weitere Folgen. Vielen Dank für das Teilen von Wissen und Erfahrung!
Prima, freut mich dass es dir gefällt!
Hallo Matthias,
Super Beschreibung und gut erklärt. Sehe mich in meiner eigenen Arbeit teils bestätigt und habe noch neue Ideen bekommen. Danke und weiter so. Mir gefällt dieses neue Format der Erklärung der Bildentstehung gut.
Gruß
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für das Lob, freut mich!
Liebe Grüße,
Matthias
Hallo Matthias,
dieses Format solltest du ausbauen. Von der Erkundung der Location bis zur Nachbearbeitung – der ganze Workflow. Hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe auf mehr.
Hallo Lothar,
das freut mich, danke dir!
Liebe Grüße,
Matthias
Danke für diese sehr ausführliche Erklärung. Auch die Hinweise für die Bearbeitung waren für mich sehr hilfreich. Ich freue ich auf weitere solche Erklärungen von Dir!
hi matthias,
ich finde deine idee über die entstehung deiner bilder zu berichten sehr interessant. auch, welche bearbeitung du dann final noch vornimmst ist spannend. weiter so.
viele grüße.
Hallo Nadine,
freut mich, dass es dir gefällt. Spornt mich an noch mehr davon zu schreiben 🙂
Liebe Grüße,
Matthias
Sehr schöner informativer Beitrag. Bei mir laufen die Reisevorbereitungen und die Planung vor Ort ähnlich ab und ich finde nur so kann man sich einen direkten Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort machen.
Herzlichen Dank für den schönen Beitrag.
Danke dir 🙂