Im heutigen Beitrag möchte ich dir zeigen, wie eines meiner Fotos aus Madeira entstanden ist. Ich nehme dich von der Planung bis zum fertigen Bild mit.
Um dieses Bild geht es heute:
Madeira 09
Mai 2017 – Reise nach Madeira
Im Mai letzten Jahres war ich eine Woche lang auf Madeira. Die Reise war als reine Fototour geplant. Madeira ist als die Blumeninsel bekannt, die durch ihr Klima im Atlantik das ganze Jahr ĂŒber grĂŒn ist.
Vorbereitung: Scouting in Google Maps
Vor meiner Reise habe ich mir wie immer einige Orte ausgesucht, die ich fotografieren wollte. Dazu habe ich mich auf verschiedenen Fotoseiten umgesehen und in Google Maps ausgetobt. Mehr dazu, wie ich meine Touren plane, findest du hier. Einer der Spots befand sich auf der östlichen Seite der Insel.
Wie man auf der Karte schon sieht, ist dieser Teil eher karg. Dennoch sahen die Felsformationen in Google Maps bereits sehr interessant aus.
Scouting Tour am zweiten Tag der Reise
Ich fahre mittlerweile kaum noch einen Fotospot zum Sonnenunter- oder Sonnenaufgang an, den ich mir nicht vorher schon einmal genauer angesehen habe. So unternahm ich am zweiten Tag meiner Reise eine ausgiebige Tour ĂŒber die Insel. Ich fuhr fast alle Fotospots ab, die ich mir notiert hatte. NatĂŒrlich kann man in der Vorbereitung schon viel planen. Wie es wirklich ist, sieht man aber erst an Ort und Stelle.
Bei dieser Scouting Tour lernte ich auch die StraĂen der Insel kennen, die nicht immer einfach zu fahren sind. Mein Highlight auf der nördlichen Route war eine Stelle an der SteilkĂŒste, wo die StraĂe ĂŒber eine LĂ€nge von 800 Meter nur so breit war, dass gerade so genau ein Auto hindurch passte. Zum GlĂŒck kam mir niemand entgegen.
Ich schaute mir auf der östlichen Halbinsel einige Fotospots an und kam auch zu diesem geplanten Aussichtspunkt. Dann machte ich einige Probeaufnahmen, um mir eine Meinung zur Bildkomposition bilden zu können.
Scouting Tour am zweiten Tag
Wetter beobachten und Sonnenstand nachschauen
In den folgenden Tagen fotografierte ich an verschiedenen anderen Orten der Insel. Dabei hatte ich immer die Wettervorhersage im Blick. Es war damals sehr gemischtes Wetter. In The Photographer’s Ephemeris konnte ich mir die Richtungen von Sonnenauf- und Sonnenuntergang anschauen.
Vorbereitung in The Photographer’s Ephemeris
Die Felsen liegen vom Aussichtspunkt her in östlicher Richtung, auf der Karte also rechts. Die erste Möglichkeit war, den Sonnenaufgang links neben den Felsen zu haben. Möglichkeit Numero zwei war, dass die Felsen direkt vom Sonnenuntergang hinter mir angestrahlt wurden. Die Felsen und die Erde hatten bereits einen rotbraunen Farbton. Ich entschied mich fĂŒr die zweite Möglichkeit, um diese Farben noch zu unterstĂŒtzen. Hier spielte auch mit rein, dass durch das direkte Licht die Felsen sehr plastisch werden könnten. Obendrein ist seitliches Licht oder Licht im RĂŒcken auch vom Dynamikumfang her einfacher zu fotografieren.
Die Enstehung der Aufnahme
Die Wettervorhersage fĂŒr den Dienstagabend sah ganz passabel aus. Ich hatte mir ausgerechnet, dass es kurz vor Sonnenuntergang einen Moment geben wĂŒrde, an dem das Licht so flach wie möglich stehen und von links an meinem Aussichtspunkt vorbei die Felsen anstrahlen wĂŒrde.
Ich wĂ€hlte fĂŒr die Anfahrt diesmal die sĂŒdliche Route, die schneller und einfacher zu fahren war. Als ich am Aussichtspunkt ankam, war es noch relativ wolkig und die Felsen bekamen noch kein direktes Licht ab. Wie man auf den Bildern sieht, wĂ€hlte ich als Aufnahmepunkt eine Position aus, die etwas weiter rechts gelegen war als bei meiner Scouting Tour. Grund war, dass ich den Vordergrund besser einbeziehen wollte. Links unten ist auf dem finalen Bild eine felsige Erhöhung zu sehen, die ich als Ankerpunkt verwenden wollte, um dem Bild hier eine gewisse Begrenzung zu geben.
10 Minuten vor der eigentlichen Aufnahme
Etwa 10 Minuten spĂ€ter, also kurz vor Sonnenuntergang, bahnte sich das Licht dann seinen Weg durch die Wolken. Auch der Winkel passte genau. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert đ
Das Licht zum Zeitpunkt der Aufnahme
Dieses Licht dauerte nur etwa 3 Minuten an. Ich machte meine erste Aufnahme, justierte die Belichtung noch etwas nach und nahm das finale Bild auf. Auf dem Histogramm der Kamera sieht man ganz gut, dass ich nur eine einzelne Aufnahme brauchte, um den Dynamikumfang abzudecken. Es gibt keine zu hellen oder zu dunklen Bereiche im Bild.
Freudig ĂŒber meinen gelungenen Plan und das Foto genoss ich noch den restlichen Sonnenuntergang und fuhr dann zur Unterkunft zurĂŒck.
Nachbearbeitung in Adobe Camera RAW und Photoshop
ZurĂŒck daheim begann ich mit dem Aussortieren. Als Erstes zeige ich dir das unbearbeitete RAW Bild.
Die RAW Datei ohne jegliche Einstellungen
Ein RAW Bild liefert direkt die Kameradaten und ist meist sehr flau. Es braucht daher immer Nachbearbeitung. In Adobe Camera RAW habe ich neben der Objektivkorrektur die folgenden Einstellungen gemacht.
Einstellungen in Adobe Camera RAW
Indem ich den WeiĂregler hochgesetzt und die Belichtung etwas heruntergesetzt habe, wurde der Kontrast des Lichtes auf den Felsen verstĂ€rkt. DarĂŒber hinaus habe ich mit dem Tiefenregler die dunkleren Bildteile aufgehellt.
Im Bild siehst du, dass der Vordergrund und die Felsen, die im Schatten lagen, noch relativ dunkel sind. Im Gegensatz dazu ist der Himmel sehr hell. Um die unterschiedlichen Helligkeiten auszugleichen, habe ich einen Verlauf zum Abdunkeln auf den Himmel angewendet.
RAW Datei mit Einstellungen und Abdunklung des Himmels
Dieser Verlauf hat die folgenden Einstellungen.
Einstellungen fĂŒr die Abdunklung des Himmels in Adobe Camera RAW
Im Anschluss habe ich das Bild in Adobe Photoshop geöffnet und den Gesamtkontrast mit Nik Pro Contrast und die Farben mit einer Kanalmixer Ebene noch etwas angezogen.
Ebenen fĂŒr Kontrast und Farben in Photoshop
Alle Schritte der Nachbearbeitung meiner Bilder findest du auch in meinem Videokurs Bildbearbeitung fĂŒr Landschaftsfotografie mit Adobe Photoshop.
Das finale Bild
So sieht das finale Ergebnis dann am Ende aus:
Du siehst, wie viel Planung, Arbeit und Zeit in einem solchen Bild steckt. Prinzipiell laufen fast alle Landschaftsaufnahmen bei mir so ab.
Dies ist der erste Beitrag ĂŒber die Geschichte zur Entstehung eines meiner Bilder. Es ist etwas Neues fĂŒr mich, was ich dir gern zeigen möchte. Ich hoffe, es war spannend fĂŒr dich. Mich interessiert sehr, was du von diesem Format hĂ€ltst. Schreib mir in die Kommentare, ob es dir gefallen hat oder nicht und was ich besser machen könnte.
Hallo Matthias, ich bin erst vor kurzem auf der Suche nach ND Filtern ĂŒber deine Seite gestolpert. Danke fĂŒr die hilfreichen und informativen BeitrĂ€ge. Berichte ĂŒber die Entstehung von Bildern finde ich sehr interessant. Gerne mehr davon.
GrĂŒĂe
Hallo Lucas,
danke dir, das freut mich đ
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Vor ein paar Monaten bin ich auf diese Homepage gestoĂen. Mittlerweile fiebere ich jedem Ihrer BeitrĂ€ge entgegen, weil Sie zu den wenigen Fotografen gehören, die Ihr Wissen mit Begeisterung weiter geben. Auch in diesem Beitrag sind Sie Ihrer Linie treu geblieben und haben einen detaillierten Workflow zur Entstehung diese fantastischen Bildes einschliesslich der Nachbearbeitung jedem Interessierten zugĂ€nglich gemacht. Vielen Dank dafĂŒr und weiter so. Ich freue mich auf weitere BeitrĂ€ge in diesem Format.
Vielen vielen Dank fĂŒr deine Worte, das motiviert mich ungemein zum Weitermachen!
Sehr schönes und informatives Format. Mir persönlich wĂŒrde noch eine intensivere, detaillierte Betrachtung der digitalen Vorbereitung mit maps und Sonnenstand helfen.
besten Dank.
Danke dir đ
Ich hab da mal was vorbereitet đ
https://www.matthiashaltenhof.de/blog/planung-landschaftsfotografie/
Herzlichen Dank fĂŒr Deine AusfĂŒhrungen. Einiges praktiziere ich auch schon, es hat aber noch das Eine oder andere das ich anwenden kann.
lg Gusti
GefÀllt mir wirklich, um meine eigenen Versuche zu reflektieren. Super. Danke.
Gern đ
Prima, so einen informativen Bericht ĂŒber die Entstehung eines Fotos zu lesen. Die „Vorschreiber“ haben schon so viel geschrieben, da bleibt mir nur noch als Kommentar: „Daumen hoch!“
Danke dir đ
Hi Matthias, um es recht kurz zu machen:
1. Ganz tolle Idee, uns an der Entstehung deiner Fotos teilnehmen zu lassen.
2. Es ist wieder ein Bild entstanden, dass eine ganz tolle Stimmung rĂŒberbringt.
Ich hoffe, ich kann einige deiner Tipps auf meiner Islandreise umsetzen.
Viele GrĂŒĂe.
Tom
Danke dir Thomas, dann wĂŒnsche ich dir gutes Licht fĂŒr Island!
Traumhaftes Foto, professionell vorbereitet und umgesetzt, inspirierender Workflow. Macht Lust auf mehr (zum Anschauen und auch zum Nachmachen). Freue mich schon auf weitere Fotos!
Das freut mich, danke dir!
Super Format, freue mich auf mehr!
Danke dir đ
Ich kenne den Platz auf Madeira gut – beeindruckend – habe natĂŒrlich auch fotografiert – aber kein Vergleich mit diesem gekonnt geplanten Foto. Sehr hilfreich waren die schrittweisen ErklĂ€rungen, vieles kann ich nachvollziehen, was mir halt meistens fehlt, ist die Zeit, solche Punkte mehrmals zu besuchen und auf das optimale Licht zu warten. Aber man lernt – danke !
Super Beitrag. Der Tipp, eine Location vorher am Tag schon einmal zu Besuchen ist wirklich gold wert. Wie oft bin ich schon wie ein kopfloses Huhn wĂ€hrend des Sonnenuntergangs rum gerannt weil man die Komposition sich nicht so leicht gestaltet hat wie erhofft. Umso schlimmer wenn man dann nicht alleine an dem Ort ist. đ
Genauso ist es. Danke dir!
top, da freue ich mich auf mehr
SchlieĂe mich an. Mann findet selten so einfache und doch sehr hilfreiche Informationen im Netz.
Danke.
Danke dir đ
Ein sehr schöner Bericht, ein tolles Bild und ein nicht unerheblicher Aufwand. Was bedeutet aber „Madeira 09“? Ist es einfach die Nummerierung deiner bei dieser Reise gemachten und dauerhaft gespeicherten Bilder?
Ja genau. Danke dir đ
Ich finde es auch sehr spannend, zu sehen, wie Du an Deine Bilder herangehst. Wie und was Du schon vor der Aufnahme alles planst. Das ist fĂŒr mich als AnfĂ€nger sehr interessant. Danke und ich freue mich auf mehr solcher Artikel.
Freut mich đ
Dieses Format ist eine sehr gute Idee! Dies zeigt, dass eine gute Planung mindestens schon der halbe Erfolg ist. Der Laie sieht oft nicht, dass fĂŒr ein solches Foto mehr nötig ist, als auf den Auslöser zu drĂŒcken.
Ich freue mich schon auf weitere Folgen. Vielen Dank fĂŒr das Teilen von Wissen und Erfahrung!
Prima, freut mich dass es dir gefÀllt!
Hallo Matthias,
Super Beschreibung und gut erklÀrt. Sehe mich in meiner eigenen Arbeit teils bestÀtigt und habe noch neue Ideen bekommen. Danke und weiter so. Mir gefÀllt dieses neue Format der ErklÀrung der Bildentstehung gut.
GruĂ
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank fĂŒr das Lob, freut mich!
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Hallo Matthias,
dieses Format solltest du ausbauen. Von der Erkundung der Location bis zur Nachbearbeitung – der ganze Workflow. Hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe auf mehr.
Hallo Lothar,
das freut mich, danke dir!
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Danke fĂŒr diese sehr ausfĂŒhrliche ErklĂ€rung. Auch die Hinweise fĂŒr die Bearbeitung waren fĂŒr mich sehr hilfreich. Ich freue ich auf weitere solche ErklĂ€rungen von Dir!
hi matthias,
ich finde deine idee ĂŒber die entstehung deiner bilder zu berichten sehr interessant. auch, welche bearbeitung du dann final noch vornimmst ist spannend. weiter so.
viele grĂŒĂe.
Hallo Nadine,
freut mich, dass es dir gefĂ€llt. Spornt mich an noch mehr davon zu schreiben đ
Liebe GrĂŒĂe,
Matthias
Sehr schöner informativer Beitrag. Bei mir laufen die Reisevorbereitungen und die Planung vor Ort Àhnlich ab und ich finde nur so kann man sich einen direkten Eindruck von den Gegebenheiten vor Ort machen.
Herzlichen Dank fĂŒr den schönen Beitrag.
Danke dir đ